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VT05 - Tag der Vernichtung

VT05 - Tag der Vernichtung

Titel: VT05 - Tag der Vernichtung
Autoren: Jo Zybell
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wie unter Schmerzen. Eine der Schwangeren weinte laut. Percival riss die Augen wieder auf und zwang sich hinzuschauen.
    Mit der dritten Welle gelang es einigen Angreifern tatsächlich, in die Kuppel einzudringen. Percival wusste, dass Carlo selbst in der dritten Welle stürmen wollte. Doch es war noch viel zu dunkel und der Bunkereingang viel zu weit entfernt, um einzelne Gestalten oder gar Gesichter voneinander unterscheiden zu können.
    Das Gebell der automatischen Gewehre verstummte. Jubel erhob sich auf dem Gelände. Noch knapp dreihundert Männer und Frauen rannten zwischen Tor und Kuppel dem offenen Schott entgegen.
    Auf einmal donnerte Rotorengehämmer durch die Morgendämmerung. Von Westen her erhob sich plötzlich der Helikopter über die Kuppel und eröffnete aus den Bordwaffen das Feuer auf die Menge.
    Dutzende brachen zusammen, der Angriff kam ins Stocken.
    »Joshua!«, zischte Leila neben ihm und deutete auf die Straße.
    Ein Konvoi von etwa neun LKW donnerte heran. Hinter Percival jubelte jemand. Die Fahrzeuge rasten an ihnen vorbei, durch das Tor und auf die zurückweichende Menge zu.
    Mündungsfeuer blitzte auf den Ladeflächen auf.
    »Joshua hat es nicht geschafft«, stöhnte Percival. »Lasst uns so schnell wie möglich verschwinden!«
    Kriechend entfernten sie sich vom Bunkergelände. Dort schossen Soldaten die Angreifer zusammen. Nur wenige sah Percival durch das Tor fliehen.
    Die Sterne verblassten, der Morgen graute. Schweigend stolperten sie zum Flussufer, wo sie die Fahrzeuge zurückgelassen hatten. Dort trafen sie elf Männer und Frauen, die dem Massaker entflohen waren, Weiße, Kenianer, Anhänger der Firegods. Die Hälfte von ihnen war verletzt. Und alle heulten.
    Percival sorgte dafür, dass sämtliche Flüchtlinge sich auf fünf Fahrzeugen zusammendrängten, damit man die anderen etwa zwanzig Wagen den Männern und Frauen zurücklassen konnte, denen vielleicht doch noch die Flucht gelingen würde.
    Als sie später den Hang zum Höhleneingang hinaufstapften, ging die Sonne auf. »Ich bin so froh, dass du bei mir bist«, keuchte Percival.
    »Ich liebe dich.« Leila fasste seine Hand. »Irgendwie werden wir es schaffen.«
    Sie zogen sich tief in das Höhlendorf zurück, das sie im Laufe der Monate im Inneren des Berges errichtet hatten.
    Percival und Vera hatten dafür gesorgt, dass man sich darauf vorbereitete, die Apokalypse außerhalb des Bunkers erleben zu müssen. Es gab Decken, Gasbrenner, Holzvorräte, Werkzeuge, Kochgeschirr, und so weiter.
    Die Stunden vergingen, nach und nach torkelten einzelne Männer und Frauen in die Haupthöhle und ließen sich erschöpft auf Feldbetten und Matratzen nieder. Sie hatten die verlorene Schlacht überlebt. Ein paar Europäer waren unter ihnen, auch Donald und Dagobert.
    Irgendjemand schaltete ein Radiogerät ein. Keine zwei Stunden mehr bis zur Katastrophe. In diesem Teil der Welt erwartete man den Kometeneinschlag um 14:42 Ortszeit.
    Vera und Peter van Dam kehrten nicht zurück. Auch Maren Verbeek und Joshua und Carlo sah Percival nie wieder. Um die Mittagszeit hatten sich dennoch etwa zweihundert Menschen im Höhlendorf eingefunden, Flüchtlinge von der Küste und aus Kenia zum großen Teil. Nur drei Dutzend von ihnen waren Überlebende der Schlacht. Keiner von ihnen wusste etwas über Veras oder Carlos Schicksal. Auch Donald und Dagobert nicht.
    Es war bereits nach 14 Uhr, nur ein paar junge Männer wagten sich mit Donald und Dagobert vor den Höhleneingang.
    Die anderen drängten sich irgendwann alle um das Radiogerät.
    Die meisten Menschen in der Höhle waren Kenianer, und so lauschten sie einem Sender, der in Swahili sendete. Percival und Leila verstanden kein Wort, begriffen aber auch so gut genug, was sich rund um den Globus abspielte.
    Mehr und mehr Männer und Frauen begannen zu weinen.
    Einige sangen und einige beteten. Percival und Leila kauerten aneinander und hielten sich fest umschlungen.
    Plötzlich ging das Radio aus. Schlagartig verstummten Gesang, Gebet und Geschluchze. Sekunden lang herrschte Totenstille. Es war, als würde der Berg den Atem anhalten.
    Percival glaubte zu spüren, wie das Gestein unter seinem Gesäß vibrierte.
    Dann näherten sich Schritte und der Schein von Fackeln.
    Drei der jungen Burschen tauchten am Eingang der Haupthöhle auf, einer von ihnen war Dagobert. Das blanke Entsetzen loderte in seinen Zügen. »Der Himmel!«, rief er. »Der Himmel brennt…!«
    ENDE
    [1] siehe SpinOff-Serie MISSION MARS
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