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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Landes verwirrt.
    Preston reichte Mary eine Kopie vom Brief des Landbesitzers. »Selbstverständlich können Sie dagegen klagen.«
    »Wozu?« fragte Mary. »Bis ich mit einem Anwalt sprechen kann oder auch nur einen finde, der etwas von der Gesetzgebung zum Schutz des kulturellen Erbes versteht, ist die Fundstelle längst zerstört.«
    Preston zuckte mit den Schultern und strichelte mit seinem Füller hektisch die Linien des Labyrinths aus.
    Mary wich zurück, als hätte er sie geschlagen. Die Schändung des heiligen Symbols ließ ihr Herz heftiger pochen. Geh raus, Mary! Du hast verloren.
    »Es tut mir leid, daß wir Sie diesmal enttäuschen mußten«, sagte Hai Jacobs. »Wir sind eine multifunktionale Agentur und müssen die Bedürfnisse verschiedener Interessengruppen gegeneinander abwägen. Wir können die Interessen der Indianer nicht denen der Industrie oder der Bewohner des Los-Angeles-Beckens, die auf Wasser warten, voranstellen.«
    Interessen voranstellen … Mary verschlug es die Sprache. Neunundneunzig Prozent der Archäologen im Land waren Anglo-Amerikaner. Preston löschte noch immer das Pima-Labyrinth mit einem Strom blauer Tinte aus. Verflucht soll er sein! Wahrscheinlich hatte er hinter Jacobs' Entscheidung gestanden, Skelette bei diesem armen, alten Navajo-Hosteen abzuliefern.
    Jess streckte eine Hand aus und ließ seine Finger langsam das geschnitzte Mammutelfenbein hinuntergleiten, als versuchte er sich vorzustellen, wer dieses winzige Baby so sehr geliebt haben mochte, daß er ihm die Figur auf die Brust gelegt hatte. »Wenn ich auch nur ein bißchen Verstand hätte, würde ich diesen Job an den Nagel hängen.« Er schaute auf. »Die meisten guten Archäologen haben das schon längst getan. Sie haben schon 1984 die Schrift an der Wand gesehen, als die Arbeitsorder Nummer eins erlassen wurde.«
    »Bitte, Jess!« Sie warf einen Blick auf Jacobs und versuchte, ihren Blick nicht flehend wirken zu lassen. »Wir müssen die Daten von dieser Fundstelle gewinnen. Wes, Jack, laßt euch wenigstens die Grabstätten aus der Nähe zeigen.«
    Keene hob abwehrend die Hände. »Es tut mir leid, Mary. Würde wirklich gerne helfen. Ich bin sicher, du verstehst meine Lage. Hai hat recht. Wir können hier den Belangen der Indianer nicht den Vorrang geben. In Anbetracht der knappen Zeit und der Verzichtserklärung des Landbesitzers kann ich nichts mehr tun.«
    Die heiße kalifornische Sonne brannte aus einem mit grauem Smog bedeckten Himmel hernieder.
    Mary Crow Dog trat durch die Doppelglastür und setzte ihre Sonnenbrille auf. Die Wolkenkratzer des Stadtzentrums schienen in dem braunen Dunst unheimlich zu schwanken. Vorbeibrausende Autos hupten, doch die eiligen Passanten nahmen es kaum wahr. Eine Reihe am Bordstein geparkter BLM-Fahrzeuge schirmte sie etwas gegen den lärmenden Verkehr ab.
    Jess Davis sah aus wie ein Kamel, als er mit geschultertem Rucksack neben Mary stehenblieb.
    »Wieder verloren«, murmelte er mürrisch.
    »Ja, wieder verloren.« Sie war zutiefst niedergeschlagen. »Meinst du, sie haben dieses Gefühl gekannt, die Paläo-Indianer? Kannten sie diese vergeblichen Anstrengungen, diese Verzweiflung, diese ständigen Niederlagen?«
    »Ja.« Jess fischte eine Kautabaksdose aus der Batzentasche seiner ausgebleichten Levis. »Sie waren Menschen, genau wie wir. Es muß hart für sie gewesen sein, als die letzten Mammuts starben. Manche von ihnen haben wahrscheinlich verzweifelt versucht, ihre Welt zu retten. Wahrscheinlich gab es alle möglichen nativistischen Bewegungen mit dem Ziel, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Sie werden sich verstört gefragt haben, was eigentlich passiert. Und, verdammt, es muß damals auch Schwächlinge ohne Rückgrat wie Keene gegeben haben. Und ein paar intrigante Schweine wie Riddler, Jacobs und Preston.« Jess schüttelte den Kopf. »Die Menschen stinken.«
    Mary starrte zum Himmel. »Zuerst haben sie uns umgebracht, dann unser Land weggenommen, dann unsere Kultur und zuletzt unsere Würde. Und wenn jetzt einige von uns versuchen, durch die Bewahrung und das Studium unserer eigenen Frühgeschichte einen Teil unseres Selbst zurückzuerlangen, dann nehmen sie uns das auch noch weg.«
    »Nicht alle von uns«, erinnerte Jess sie.
    »Ja, Bleichgesicht. Willst du das alles für American Antiquity aufschreiben? Mehr Archäologie für Archäologen? Keiner von meinem Volk liest diesen Quatsch. Wo ist der Unterschied? All das ist das Spiel des Weißen Mannes. Wie die Sache mit
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