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Vorstandssitzung im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies

Titel: Vorstandssitzung im Paradies
Autoren: Arto Paasilinna
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hingebracht haben mochte, aber dann begriffen wir, dass das überzählige Blatt die Stellungnahme meines Affen für ein Verlassen der Insel war.
    Die pure Unwissenheit musste ihn dazu getrieben haben, denn was sollte ihm wohl die europäische Lebensweise einbringen!
    Wie dem auch sei, das Ergebnis der Abstimmung war eindeutig: Wir würden die Insel verlassen.
    Na schön! Wir von der Taylorpartei spülten unsere Niederlage mit Kokosschnaps hinunter, und obwohl uns die Sache schmerzte, konnten wir dennoch das Fest genießen, das bis spät in die Nacht dauerte. Wir tanzten, sangen, aßen und tranken. Janne trommelte, die Affen sprangen wild herum, und irgendjemand küsste in seiner Trunkenheit Frau Sigurd, ich erinnere mich nicht, ob ich es war oder ein anderer.
    Am nächsten Morgen verkündete die schwarze Hebamme, dass wir das Lager ein wenig sauber machen sollten, ansonsten brauche aber niemand Arbeit zu leisten, es sei für alle ein freier Tag. Wir befanden uns jetzt seit achteinhalb Monaten in diesem einsamen Erdenwinkel.

33
    Nachdem wir die SOS-Buchstaben von einem halben Kilometer Länge in den Dschungel gerodet hatten, und nachdem die Abstimmung auf dem anschließenden Fest gezeigt hatte, dass wir das Signal auch anwenden würden, realisierten wir den zweiten Teil des Plans, der wesentlich leichter als der erste war.
    Wir bereiteten, mit Pfählen als Mittelpunkt, Lagerfeuer vor. Wir errichteten sie als fortlaufende Linie in der gerodeten Schneise, und zwar in Abständen von jeweils zehn Metern. Dort, wo felsige Erhebungen waren oder wo sich die Stümpfe der großen Bäume befanden, war die Aufgabe einfach: Wir sammelten lediglich trockenes Holz, schnitzten Späne und schichteten alles auf, sodass es zum Anzünden fertig war. Aber dort, wo der Dschungeluntergrund feucht und wässerig war, mussten wir eine Unterlage für die Feuer schaffen, damit sie ohne Störung brennen konnten.
    Mit diesen Vorbereitungen waren wir drei Wochen beschäftigt. Wir machten insgesamt dreihundertvierzehn Feuerstellen.
    Weder Taylor noch ich noch ein anderer aus unserer Fraktion sperrte sich gegen die Arbeit, auch wenn wir unsere eigene Auffassung hatten, was deren Notwendigkeit betraf. Wir murrten zwar ein wenig, aber eigentlich mehr scherzhaft, denn wir wollten die Beschlüsse des Lagers einhalten, wie immer sie auch lauteten.
    Und außerdem waren Keast und mir leise Zweifel am Funktionieren des Systems gekommen: Womöglich würden die Satelliten diesen historischen Schriftzug doch nicht erkennen? Keast legte sich mächtig ins Zeug, er wachte sogar an den Abenden, ob die Holzstöße auch hielten, und wenn Regenwetter kam, blickte er besorgt zum Himmel auf und flehte wahrscheinlich den All mächtigen an, das Feuerholz vor dem Durchfeuchten zu bewahren.
    Grund zur Sorge bestand jedoch nicht, denn die finnischen Waldarbeiter, erfahren mit Einödbedingungen, waren auf die Idee gekommen, in jedem Holzstoß einen tüchtigen Klumpen Harz zu platzieren.
    Die letzte Phase der Operation Notsignal war das Anzünden der Feuer. Für diesen Zweck fertigten wir vierzig Harzfackeln an. Wenn vierzig Leute je eine Fackel nehmen würden, dann hätte jeder im Durchschnitt acht Feuer anzuzünden, so hatten wir errechnet. Außerdem sollten sich ein paar Leute in Reserve halten, für den Fall, dass eine der Fackeln erlosch oder sonst etwas passierte.
    Laut unseren Berechnungen sollte es uns gelingen, die Feuerkette auf den gesamten drei Kilometern innerhalb einer knappen Stunde anzuzünden, selbst dann, wenn einige Fackelträger Probleme hätten.
    Die Holzstöße, die Fackeln und die Leute waren endlich bereit, seit dem Unglück waren nunmehr neun Monate und sieben Tage vergangen. In der folgenden Nacht sollte die Aktion starten. Schon am Abend entfachten wir in der Mitte eines jeden Buchstabens zwei Grundfeuer, an denen die Fackeln später entzündet werden konnten.
    Wir machten einen Uhrenvergleich: 20.05. Die schwarze Hebamme und Keast, die gemeinsam das Anzünden überwachen sollten, ließen uns in einer Reihe am Strand antreten und überprüften sämtliche Fackeln. Vierzig Fackeln samt Träger und acht Mann in Reserve. Das musste reichen. Wir hatten beschlossen, mit dem Anzünden um Punkt 21.00 Uhr zu beginnen. Vorher mussten die Fackeln aber bereits brennen. Wir glaubten, dass wir den größten Effekt dann erzielen würden, wenn unsere Riesenbuchstaben einigermaßen überraschend aufflammten.
    Wir begaben uns auf die Standorte. Keast überwachte den
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