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Vorsätzlich verliebt

Vorsätzlich verliebt

Titel: Vorsätzlich verliebt
Autoren: Jill Mansell
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einen sitzenlässt, dann muss man weinen.« Erin leckte ihren Löffel ab und zeigte mit ihm auf Tilly. »Du solltest jetzt eigentlich eimerweise Tränen vergießen.«
    Tilly schaute skeptisch drein. »Nicht unbedingt. Ich könnte mein gebrochenes Herz auch lautlos beweinen.«
    »Eimerweise«, wiederholte Erin. »Was mich zu der Überzeugung bringt, dass dein Herz in Wirklichkeit gar nicht gebrochen ist. Womöglich bist du sogar erleichtert, dass Gavin fort ist. Weil du insgeheim, ganz tief in dir drin, selbst mit ihm Schluss machen wolltest, es aber nicht über dich gebracht hast, das auch durchzuziehen.«
    Tilly wurde rot und schwieg.
    »Ha! Siehst du! Ich habe doch recht, oder etwa nicht?« Erin stieß einen Entzückensschrei aus. »Genauso wie bei Mickey Nolan. Anfangs hast du ihn echt gemocht, dann wurde alles ein wenig langweilig, aber du wusstest nicht, wie du ihn in den Wind schießen konntest, ohne dabei seine Gefühle zu verletzen. Also hast du diese Distanzierungskiste durchgezogen, bis ihm klarwurde, dass eurer Beziehung die Luft ausgegangen war.« Erin fiel plötzlich noch etwas ein. »Und wie bei Darren Shaw, mit dem hast du es ganz genauso gehalten! Du fühlst dich schuldig, wenn du mit einem Freund Schluss machen willst, darum bringst du ihn dazu, mit dir Schluss zu machen. Ich kann gar nicht glauben, dass mir das vorher noch nie aufgefallen ist.«
    Es war einer dieser Jetzt-geht-mir-ein-Licht-auf-Momente. »Möglicherweise hast du recht«, räumte Tilly ein.
    »Ich habe definitiv recht!«
    »Habe ich dir je von Jamie Dalston erzählt?«
    »Nein. Warum? Hast du es mit ihm genauso gemacht?«
    »Nein. Wir sind ungefähr zwei Wochen miteinander gegangen, als ich fünfzehn war. Dann wurde mir klar, dass er irgendwie merkwürdig war, also habe ich ihn abserviert.« Tilly verstummte, sah ins Kaminfeuer, während sie längst vergessene Erinnerungen hervorkramte. »Dann wurde es total seltsam, weil Jamie sich nämlich nicht abservieren lassen wollte. Er rief ständig bei uns an und tigerte vor unserem Haus auf und ab. Wenn ich ausging, folgte er mir. An meinem Geburtstag schickte er mir ziemlich teuren Schmuck. Meine Mum brachte den Schmuck zu seiner Mum, und die Polizei wurde eingeschaltet. Ich weiß nicht, was genau passiert ist, aber ich glaube, er hatte Geld gestohlen, um mir den Schmuck zu kaufen. Jedenfalls zog seine Familie zwei Wochen später weg, und ich habe ihn nie wieder gesehen, aber die Sache hat mir eine Heidenangst eingejagt. Und immer, wenn ich in der Zeitung lese, wie Exfreunde zu Stalkern werden, macht mir das Angst. Vermutlich lasse ich mich deshalb lieber von anderen abservieren. Dann ist es nämlich unwahrscheinlich, dass sie zu Stalkern werden.«
    »Also bist du im Grunde sogar froh, dass Gavin weg ist«, stellte Erin fest.
    »Na ja, es hat einfach nicht funktioniert. Er war in allem so festgefahren. Ich hatte dass Gefühl, in der Falle zu sitzen«, gab Tilly zu. »Seine Mutter sagte mir ständig, was für ein guter Fang er doch sei, und ich hatte einfach nicht den Mumm, ihr zu sagen: ›Schon, aber könnte er auch etwas weniger langweilig sein?‹«
    »Und dennoch bist du mit ihm zusammengezogen«, stellte Erin fest. »War er denn anfangs nicht langweilig?«
    »Das ist es ja gerade! Ich weiß es nicht. Ich denke, er war zwar langweilig, hat es aber gut zu verbergen gewusst. Er hat mir jedenfalls erst gestanden, dass er Mitglied in einem Modellflugzeugclub ist, nachdem wir zusammengezogen sind«, erklärte Tilly. »Und das mit den Klingelstreichen hat er mir auch verschwiegen. O Gott, ich schäme mich so. Wie konnte ich sechs Monate lang mit jemandem ausgehen, ohne zu merken, dass er heimlich Klingelstreiche machte?«
    »Na schön!« Erin klang tröstlich, als sie die leeren Puddingteller auf den Couchtisch abstellte und aufstand. »Es hat aufgehört zu regnen. Lass uns in den Pub gehen.«

2. Kapitel
    Das große Glück, am einen Ende der Roxborough High Street zu wohnen, bestand darin, dass sich das Lazy Fox am anderen Ende der Straße befand, weit genug weg, dass man zu Hause keine Ohrstöpsel benötigte, wenn dort eine Karaoke-Nacht stattfand, aber nahe genug, um nach einer feuchtfröhlichen Nacht zu Fuß nach Hause zu wanken. Tilly genoss die Atmosphäre im Club, die buntgemischten Gäste und das gutgelaunte Personal. Sie fand es großartig, als Declan, der Wirt, nachdem er von Erin die Sie-wurde-gerade-verlassen-Geschichte gehört hatte, ohne Umschweife sagte: »Der Kerl hat sie ja
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