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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Autoren: Lois McMaster Bujold
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lang. Ein zweites Mal würde er es wohl nicht mehr schaffen. Aber Quinn befand sich beim echten Miles Naismith, hing an ihm wie eine Klette. Vor ihr war er sicher.
    Auf dieser Reise würde es kein altes Liebespaar geben.
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    Er hatte noch nie eine Geliebte gehabt. Es war vielleicht nicht ganz fair, Naismith auch dafür die Schuld zu geben. Die ersten zwanzig Jahre seines Lebens war er praktisch ein Gefangener gewesen, obwohl ihm das nicht immer bewußt gewesen war. Die letzten zwei … die letzten zwei Jahre waren ein fortlaufendes Desaster gewesen, dachte er bitter. Dies war seine letzte Chance.
    Er weigerte sich, darüber hinaus zu denken. Diesmal mußte es funktionieren.
    Der Pilot neben ihm bewegte sich. Er öffnete die Augen zu Schlitzen, während die Bremswirkung ihn gegen die Sitzgurte drückte. Sie näherten sich der Ariel. Aus einem Punkt wuchs sie zu einem Schiffsmodell und dann zu einem Schiff heran. Der leichte Kreuzer aus illyricanischer Produktion hatte eine zwanzigköpfige Mannschaft, dazu Raum für zusätzliche Fracht und für ein Kampfkommando. Für ihre Größe war sie mit schweren Triebwerken ausgestattet, ein Energieprofil, das für Kampfschiffe typisch war. Sie sah schnell aus, fast schnittig. Ein gutes Kurierschiff; ein gutes Schiff, um damit schnell wie der Teufel zu fliegen. Perfekt. Trotz seiner düsteren Stimmung schürzte er die Lippen, als er das Schiff musterte. Jetzt nehme ich, Naismith, und du gibst.
    Der Pilot, der sich offensichtlich sehr bewußt war, daß er seinen Admiral transportierte, manövrierte das Minishuttle mit einem kaum spürbaren Klicken in die Andockklampen, so sauber und glatt wie nur menschenmöglich. »Soll ich auf Sie warten, Sir?«
    »Nein. Ich werde Sie wohl nicht wieder brauchen.«
    Während sein Passagier sich noch losschnallte, beeilte sich der Pilot, die Ausstiegsröhre anzuschließen, dann salutierte er vor ihm mit einem weiteren idiotisch-breiten stolzen Grinsen. Er salutierte seinerseits und verzog die Lippen zu einem Lächeln, dann griff er 16
    nach den Stangen über der Luke und schwang sich in das Gravitationsfeld der Ariel.
    Er landete in einem kleinen Laderaum. Hinter ihm verschloß der Pilot die Luke, um mit dem Shuttle zu seinem Mutterschiff zurückzukehren, wahrscheinlich zum Flaggschiff Triumph. Er blickte empor – immer empor! – in das Gesicht des wartenden Dendarii-Offiziers, in ein Gesicht, das er vor dieser Begegnung nur in einem Holovid studiert hatte.
    Kapitän Bel Thorne war ein betanischer Hermaphrodit, Mitglied einer Bevölkerungsgruppe, die von einem frühen Experiment in Humangenetik und Gesellschaftsplanung übriggeblieben war, von einem Experiment, dessen einziges Ergebnis die Schaffung einer weiteren Minderheit darstellte. Thornes bartloses Gesicht war von weichem, braunem Haar umrahmt, das in einem kurzen, ambivalenten Stil geschnitten war, den sowohl ein Mann wie auch eine Frau tragen konnte. Seine Offiziersjacke war offen und ließ ein schwarzes T-Shirt sehen, das sich über bescheidenen, aber ausgesprochen weiblichen Brüsten wölbte. Die grauen Dendarii-Uniformhosen waren weit genug, um die konträre Ausbuchtung in der Lendengegend zu verbergen. Einige Leute fanden Hermaphroditen äußerst verwirrend. Er war erleichtert, als ihm bewußt wurde, daß er diesen Aspekt von Thorne als nur wenig beunruhigend empfand. Klons, die in Glashäusern sitzen, sollten nicht …
    womit werfen? Es war dieser strahlende Ausdruck von ›Ich liebe Naismith‹ auf dem Gesicht des Hermaphroditen, was ihn wirklich beunruhigte. In seinen Eingeweiden krampfte sich etwas zusammen, als er den Gruß des Kapitäns der Ariel erwiderte.
    »Willkommen an Bord, Sir!« Die Altstimme vibrierte vor Begeisterung.
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    Er brachte gerade ein steifes Lächeln zustande, als der Hermaphrodit herantrat und ihn umarmte. Sein Herz schlug bis in den Hals, und er konnte nur mit Mühe einen Schrei hinunterwürgen und den Impuls unterdrücken, zu seiner Verteidigung heftig und wild um sich zu schlagen. Er ertrug diese Umarmung, ohne zu erstarren, und bemühte sich in Gedanken um seine Fassung und seine sorgfältig eingeübten Ansprachen. Er wird mich doch nicht etwa küssen wollen, oder?
    Der Hermaphrodit entfernte sich eine Armeslänge von ihm und ließ dabei seine Hände freundschaftlich auf seinen Schultern liegen, küßte ihn jedoch keineswegs. Er atmete erleichtert auf.
    Thorne hob den Kopf und verzog verdutzt die Lippen. »Was ist los, Miles?«
    Sie duzten sich?
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