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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sehr. Das Tanzen war ein wenig unerwartet. Kareen lieh ihn widerstrebend an eine Reihe neugieriger Freundinnen aus. Er kam zu dem Schluß, daß er für sie nur als Neuigkeit interessant 710
    war, aber er neigte nicht dazu, wählerisch zu sein. Zwei Stunden nach Mitternacht war er so aufgedreht, daß er hätte losbrabbeln können, und er begann zu hinken. Es war besser, Schluß zu machen, bevor Jaul hervorkommen und sich um seine ausgebrannten Überreste kümmern mußte. Außerdem war Miles die letzte Stunde ruhig in einer Ecke gesessen. Er sah uncharakteristisch schlapp aus.
    Auf eine Bitte hin brachte ein Diener des Kaiserlichen Haushalts den Bodenwagen des Grafen für sie zurück, gesteuert von dem allgegenwärtigen Pym, der den Grafen und die Gräfin schon vorher heimgebracht hatte. Miles und Mark setzten sich in den Fond und sackten beide auf ihre Sitze. Pym fuhr durch die bewachten Tore der Residenz hinaus in die winterlichen Straßen, die jetzt nächtlich still waren. Nur ein paar weitere Fahrzeuge schlichen vorüber. Miles schaltete die Heizung hoch und lehnte sich mit halbgeschlossenen Augen zurück.
    Mark und sein Bruder waren allein im Fond. Mark zählte die Anwesenden. Eins, zwei. Drei, vier, fünf, sechs, sieben. Lord Miles Vorkosigan und Admiral Naismith. Lord Mark Vorkosigan und Schling, Grunz, Jaul und Killer.
    Admiral Naismith ist eine Schöpfung mit viel mehr Klasse, dachte Mark mit einem stummen Seufzer des Neides. Miles konnte den Admiral zu Parties mitnehmen, ihn Frauen vorstellen, ihn fast überall in der Öffentlichkeit ausführen, außer auf Barrayar selbst.
    Was meiner Schwarzen Bande an Savoir-faire fehlt, machen wir wahrscheinlich mit der Zahl wett …
    Aber auf der tiefsten Ebene, da liefen sie alle zusammen, er und die Schwarze Bande. Kein Teil konnte entfernt werden, ohne das Ganze zu zerfleischen. Also werde ich einfach auf euch alle achthaben müssen. Irgendwie. Ihr lebt einfach dort drunten im 711
    Dunklen. Denn eines Tages, in einer Stunde der Verzweiflung, brauche ich euch vielleicht wieder. Ihr habt euch um mich gekümmert. Ich werde mich um euch kümmern.
    Mark überlegte, worum sich Admiral Naismith für Miles kümmerte. Um etwas Subtiles, aber Wichtiges – die Gräfin hat es sogar gesehen. Was hatte sie gesagt? Ich werde mir keine ernsten Sorgen um Miles' geistige Gesundheit machen, solange er nicht von dem kleinen Admiral abgeschnitten ist. Daher die verzweifelte Gereiztheit in Miles' Bestreben, seine Gesundheit wieder anerkannt zu haben. Sein Posten beim Sicherheitsdienst war seine Rettungsleine zu Admiral Naismith.
    Ich glaube, ich verstehe das. O ja.
    »Habe ich mich je bei dir dafür entschuldigt, daß du wegen mir getötet wurdest?«, fragte Mark laut.
    »Nicht, daß ich mich erinnern kann … Es war gar nicht deine Schuld. Ich hatte kein Recht, diese Landemission zu starten. Ich hätte auf Vasa Luigis Lösegeldforderung eingehen sollen. Au
    ßer …«
    »Außer was?«
    »Er hätte dich nicht an mich verkauft. Ich habe den Verdacht, daß er schon damals plante, von Ryoval ein höheres Gebot zu bekommen.«
    »Das hätte ich auch vermutet. Ach … danke.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es am Ende einen Unterschied gemacht hat«, sagte Miles entschuldigend. »Da Ryoval es ja einfach noch einmal versucht hat.«
    »O ja, es hat am Ende einen großen Unterschied gemacht. Allen Unterschied der Welt.« Mark lächelte im Dunkeln leicht. Draußen flog Vorbarr Sultanas wild gemischte Architektur vorbei. Der Schnee gab ihr so etwas wie einen einheitlichen Charakter.
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    »Was machen wir morgen?« fragte Mark.
    »Schlafen«, murmelte Miles und sank noch ein bißchen tiefer in seinen steifen Uniformkragen hinein, wie eine Paste, die in eine Tube zurückgesaugt wurde.
    »Und danach?«
    »In drei Tagen endet hier mit den Winterfestfeuern die Partysaison. Wenn meine – unsere Eltern wirklich in den Bezirk reisen, dann werde ich wahrscheinlich meine Zeit zwischen Hassadar und hier aufteilen, bis der Sicherheitsdienst mich zur Arbeit zurückkommen läßt. Hassadar ist in dieser Jahreszeit etwas wärmer als Vorbarr Sultana. Du bist eingeladen, mit mir mitzukommen, wenn du möchtest.«
    »Danke. Angenommen.«
    »Was hast du vor?«
    »Wenn dein Erholungsurlaub um ist, werde ich mich wohl in einer eurer Schulen einschreiben.«
    »In welcher?«
    »Wenn der Graf und die Gräfin hauptsächlich in Hassadar
    wohnen werden, dann vielleicht in die dortige Distriktshochschule.«
    »Hm. Ich sollte
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