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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Autoren: Lois McMaster Bujold
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im Sonnenlicht zu Büschen
    entwickeln und schließlich die Früchte tragen, die ihrer genetischen Bestimmung entsprachen. Hier wahrscheinlich Äpfel mit Geweih, dachte Leo in einer sanften Hysterie, oder Kartoffeln mit Augen, die einem freundlich zublinzelten.
    Das dunkelhaarige Mädchen hielt inne, um ein Bündel unter
    seinem Arm zurechtzurücken… Leo blieb der Verstand stehen: Das Bündel war ein Baby.
    Ein lebendiges Baby – natürlich war es lebendig, was erwartete er denn? fragte sich Leo insgeheim. Das Kleine spähte um den Rumpf – seiner Mutter? – herum, beäugte mißtrauisch den
    Fremden und packte mit allen vier Händen seine Heimatbasis fester, wobei es mit einem abwehrenden Griff auch eine der Brüste 16
    des Mädchens faßte, als befürchtete es Konkurrenz. »Ack, ack«, stieß es aggressiv hervor.
    »Au!« Das dunkelhaarige Mädchen lachte und löste mit einer unteren Hand die kleinen, dicken Finger, ohne daß die oberen Hände auch nur einen Moment ihre Tätigkeit unterbrachen, nämlich das Dichtungsmittel rings um einen Stengel festzuklopfen. Sie beendete den Arbeitsgang mit einem schnellen Spritzer eines Fixativs aus einer Tube, die praktischerweise neben ihr schwebte, außerhalb der Reichweite des Kindes.
    Das Mädchen war schlank, elfenhaft und für Leos Augen, die einen solchen Anblick nicht gewohnt waren, seltsam unirdisch. Ihr kurzes feines Haar schmiegte sich eng an ihren Kopf, umrahmte ihr Gesicht und lief in ihrem Nacken in eine Spitze aus. Es war so dicht, daß es Leo an ein Katzenfell erinnerte: man konnte es streicheln und dadurch besänftigt werden.
    Das andere Mädchen war blond und hatte kein Baby. Sie blickte als erste auf und lächelte. »Besuch kommt, Ciaire.«
    Das Gesicht des dunkelhaarigen Mädchens strahlte freudig und warm. Leo errötete. »Tony!«, rief sie glücklich, und Leo erkannte, daß er nur eine zufällige Dosis dieses Freudenstrahls abbekommen hatte, als der über ihn hinwegstrich auf sein eigentliches Ziel zu.
    Das Baby löste drei Hände und winkte mit ihnen eifrig. »Ah, ah!« Die junge Mutter wandte sich in der Luft um, den Besuchern zu. »Ah, ah, ah!«, wiederholte das Baby.
    »Oh, schon gut«, lachte die als Ciaire Angesprochene. »Du möchtest zu Pappi fliegen, nicht wahr?« Sie hakte eine kurze Leine los, die von einer Art weichem Gurtwerk am Rumpf des Babys zu einem Gürtel um ihre eigene Taille lief, und hielt das Baby ausgestreckt. »Zu Pappi fliegen, Andy? Zu Pappi fliegen?«
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    Das Baby zeigte seine Begeisterung für den Vorschlag, indem es lebhaft mit allen vier Händen herumwedelte und eifrig quiekste.
    Ciaire schubste das Baby in Richtung auf Tony los, und das mit beträchtlich höherer Geschwindigkeit, als Leo es gewagt hätte.
    Tony, der fröhlich grinste, fing das Kleine geschickt auf.
    »Zu Mammi fliegen?«, fragte Tony seinerseits. »Ah, ah«,
    stimmte das Baby zu, und Tony setzte es in der Luft ab, zog zart seine Arme in die Länge – wie wenn man einen Seestern geradezieht, dachte Leo – und versetzte sie in eine Drehung, die das Baby wie ein Rad durch die Luft rollen ließ. Es ballte die Fäuste, zog in einer synchronen Anstrengung den Kopf ein und drehte sich
    schneller, und lachte dann gurgelnd über den Erfolg seiner Bemühungen. Bewahrung des Winkelmoments, dachte Leo. Natürlich…
    Ciaire warf das Kind ein weiteresmal seinem Vater zu – es war verblüffend, in diesem blonden Jungen einen Vater zu sehen – und folgte selbst hinterher. Sie bremste und hielt in Tuchfühlung mit Tony an, der automatisch ihr hilfreich eine Hand entgegenstreckte.
    Daß die beiden sich dann weiter an den Händen hielten, war deutlich mehr als nur ein höfliches Haltgeben.
    »Ciaire, das ist Mr. Graf«, stellte Tony ihn vor, doch es klang eher, als präsentierte er stolz einen Preis. »Er wird mich in fortgeschrittenen Schweißtechniken unterrichten. Mr. Graf, das ist Ciaire, und hier ist unser Sohn Andy.« Andy war auf den Kopf seines Vaters geklettert, steckte eine Hand in Tonys blondes Haar, faßte mit einer anderen eines seiner Ohren und blinzelte Leo zu wie eine kleine Eule. Tony befreite sanft sein Ohr und lenkte den Griff des Kleinen auf den Stoff seines roten T-Shirts. »Ciaire war ausgewählt worden, um unter uns die allererste natürliche Mutter zu werden«, fuhr Tony stolz fort.
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    »Ich und vier andere Mädchen«, verbesserte Ciaire bescheiden.
    »Ciaire war auch in der Schweißerabteilung, aber jetzt kann sie nicht mehr draußen
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