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Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat

Titel: Vorkosigan 01 Die Quaddies von Cay Habitat
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Atta von Handgriff zu Handgriff und durch die Luke des Shuttles.
    Ein Techniker mit rötlichem Gesicht bediente eine Steuertafel direkt am Beginn des Lukenkorridors. Er trug ein rotes T-Shirt mit dem Logo von GalacTech über der linken Brust. Die kurzgeschnittenen dichten blonden Locken erinnerten Leo an einen Schafspelz; vielleicht war das eine Wirkung des offensichtlich jugendlichen Alters des Mannes.
    »Hallo, Tony«, grüßte ihn Van Atta mit munterer Vertrautheit.
    »Guten Tag, Mr. Van Atta«, erwiderte der junge Mann respektvoll. Er lächelte Leo an und signalisierte mit einer Kopfhebung pantomimisch den Wunsch, Van Atta möge sie miteinander bekanntmachen. »Ist das der neue Lehrer, von dem Sie uns erzählt haben?«
    »Ja, das ist er. Leo Graf, das ist Tony – er wird zu Ihren ersten Kursteilnehmern gehören. Er ist einer der ständigen Bewohner des Habitats«, fügte Van Atta mit besonderem Nachdruck hinzu.
    »Tony ist Schweißer und Löter, im zweiten Grad – und arbeitet, um den ersten Grad zu erreichen, nicht wahr, Tony? Gib Mr. Graf die Hand!«
    11
    Van Atta grinste. Leo hatte den Eindruck, Van Atta wäre auf den Absätzen gehüpft, wenn er sich nicht in der Schwerelosigkeit befunden hätte.
    Tony gehorchte und zog sich über die Steuertafel hoch. Er trug rote Shorts…
    Leo blinzelte und hielt geschockt den Atem an. Der Junge hatte keine Beine. Aus seinen Shorts ragte ein weiteres Paar Arme hervor.
    Funktionsfähige Arme; er benutzte eben jetzt seine… – seine untere linke Hand, vermutete Leo, müßte er sie wohl nennen –, um sich festzuhalten, während er sich Leo entgegenstreckte. Sein Lächeln war völlig unbefangen.
    Leo hatte seinen eigenen Griff losgelassen und mußte ihn herumtastend wiedersuchen und reckte sich linkisch, um die dargebotene Hand zu ergreifen. »Guten Tag«, brachte er heiser hervor.
    Es war fast unmöglich, nicht auf die unteren Gliedmaßen des Jungen zu starren. Leo zwang sich, seinen Blick auf die lebhaften blauen Augen des jungen Mannes zu richten.
    »Hallo, Sir. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Tonys Händedruck war schüchtern, aber ehrlich, seine Hand trocken und stark.
    »Hm…«, stotterte Leo, »hm, wie ist Ihr Familienname… äh…
    Tony?«
    »Oh, Tony ist nur mein Spitzname, Sir. Meine volle Bezeichnung ist TY-776-424-XG.«
    »Dann… hm… werde ich Sie wohl Tony nennen«, murmelte
    Leo, zunehmend verblüfft. Van Atta kam ihm nicht zu Hilfe, sondern schien Leos Unbehagen ganz und gar zu genießen.
    »So nennt mich jeder«, sagte Tony liebenswürdig.
    12
    »Hol Mr. Grafs Reisetasche, ja, Tony?«, sagte Van Atta.
    »Kommen Sie, Leo, ich werde Ihnen Ihr Quartier zeigen, und dann können wir den großen Rundgang machen.«
    Leo folgte seinem schwebenden Führer in den Querkorridor, auf den er wies, und blickte mit erneutem Erstaunen über die Schulter zurück auf Tony, der sich genau auf der anderen Seite des Raumes abstieß und durch die Shuttleluke schwang.
    »Das«, Leo schluckte, »das ist der ungewöhnlichste Geburtsfehler, den ich je gesehen habe. Da hatte jemand eine geniale Idee, ihm einen Job in der Schwerelosigkeit zu besorgen. Auf dem Planeten wäre er ein Krüppel.«
    »Geburtsfehler.« Van Atta Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Ja, so kann man es beschreiben. Ich wünschte, Sie hätten den Ausdruck auf Ihrem Gesicht sehen können, als er plötzlich auftauchte. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Selbstbeherrschung. Ich mußte fast kotzen, als ich zum erstenmal einen sah, und ich war darauf vorbereitet. Man gewöhnt sich allerdings ziemlich schnell an die kleinen Schimpansen.«
    »Gibt es mehr als einen?«
    Van Atta öffnete und schloß seine Hände in einer Geste des Zählens. »Ein rundes Tausend. Die erste Generation von GalacTechs neuen Superarbeitern. Das Spiel heißt Biotechnik, Leo.
    Und ich habe vor, dabei zu gewinnen.«
    Tony, der mit seiner unteren rechten Hand Leos Reisetasche hielt, sauste in dem zylindrischen Korridor zwischen Leo und Van Atta hindurch und bremste vor ihnen mit drei flinken Berührungen der Handgriffe, an denen er vorüberschwebte.
    »Mr. Van Atta, kann ich auf dem Weg zum Besucherflügel Mr.
    Graf jemandem vorstellen? Es ist kein großer Umweg – nur zur Hydrokultur.«
    13
    Van Atta schürzte die Lippen, dann verzog er sie zu einem
    freundlichen Lächeln. »Warum nicht? Die Hydrokultur steht sowieso auf dem Programm für unseren Rundgang heute nachmittag.«
    »Danke, Sir«, rief Tony und sauste mit Begeisterung los,
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