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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern
Autoren: Johanna Danninger
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erkannte.
    Das durfte doch wohl nicht wahr sein!
    Da war er. Gekleidet in Jeans und ein weißes Hemd, das die
Bräune seiner Haut betonte. Die schwarzen Haare glänzten im Licht der bunten
Scheinwerfer. Völlig entspannt, mit einem Drink in der Hand, stand er einfach
nur da und unterhielt sich mit irgendeinem Kerl.
    Der Konzertkartendieb!
    Ich bemerkte, dass Vera mir ein Glas in die Hand drückte.
Ohne den Blick abzuwenden nahm ich einen großen Schluck.
    „Was ist denn mit dir los?“, fragte Vera. „Hast du einen
Geist gesehen?“
    „Da ist der Kerl!“
    „Welcher Kerl?“
    „Der Typ, der mir die Pink-Karten gestohlen hat!“
    Vera reckte den Kopf. „Wo?“
    „Rechts neben dem DJ-Pult. Weißes Hemd. Neben ihm steht ein
Typ mit blauem Shirt“, knurrte ich.
    Es dauerte einen Moment, bis Vera meiner Beschreibung gefolgt
war.
    „Der große Banderas-Verschnitt?“, wollte sie dann wissen.
    Ich nickte bestätigend.
    „Heilige Scheisse!“, stieß Vera hervor. „Der sieht ja mal
geil aus!“
    „Pah!“
    „Ach komm! Also, ich würde den nicht von der Bettkante
stoßen“, meinte Vera.
    Ich sah skeptisch zu ihr. „Du steckst mitten in einer
glücklichen Beziehung, schon vergessen?“
    „Wie könnte ich meinen Sebastian je vergessen?“, lachte meine
Freundin. „Aber Appetit holen darf man sich ja wohl, solange man zu Hause isst.“
    „Aha.“
    „Ja. Oh, ich vermisse ihn schon so schrecklich!“, jammerte
Vera.
    Sebastian arbeitete als Bioverfahrenstechniker. Ich hatte
keine Ahnung was genau das sein sollte. Vera auch nicht. Jedenfalls musste er
arbeitsbedingt des Öfteren für ein paar Tage verreisen und kam dabei in ganz
Deutschland herum.
    „Wann kommt er denn wieder?“, fragte ich pflichtbewusst.
    „Morgen. Gott sei Dank!“, jubelte sie. „Also, werde ich
morgen keine Zeit für dich haben.“
    Sie zwinkerte mir eindeutig zu und machte eine vulgäre Geste
mit den Händen.
    „Bäh! Ich will es gar nicht wissen!“, schimpfte ich und
versenkte meine Nase schnell in meinem Glas.
    Als ich wieder aufsah, war Steffi beim Konzertkartendieb
angekommen. Sofort überkam mich eine Art Fremdschämen.
    Sie umkreiste den Kerl und führte dabei eine Art Fruchtbarkeitstanz
auf, bei dem sie ihm immer wieder ihren knochigen Hintern entgegen schüttelte.
In vermeintlich lasziver Absicht schleuderte sie ihre dünnen Strähnchen herum
und fuhr sich sogar mehrmals mit ihren Händen über den Busen. Die nächste
Instanz wäre gewesen, dass sie sich ihr Top vom Leib riss und sein Gesicht
zwischen ihre Brüste presste.
    „Um Himmels willen!“, entfuhr es mir.
    Vera gackerte schadenfroh. Sie wusste genau, dass ich damit
den Softporno auf der Tanzfläche meinte.
    „Aber, kuck mal!“, wies sie mich an. „Den Kerl interessiert
das gar nicht.“
    Tatsächlich!
    Obwohl Steffi ihn umbalzte wie ein tollwütiger Pfau, schien
er kaum Notiz von ihr zu nehmen. Nur sein Freund neben ihm war offensichtlich
sehr entzückt von dem zappelnden Anblick auf den Leopardenpumps. Schon bald
wurde es dem Konzertkartendieb wohl zu langweilig, denn er sagte noch kurz
etwas zu seinem Kumpel, der ohnehin abgelenkt war, und verschwand schließlich
in der Menge.
    „Ha, jetzt geht er! Wie geil!“, prustete Vera.
    Steffis Gesichtsausdruck war wirklich zum Totlachen. Sie sah
aus, als hätte ihr jemand den Lutscher gestohlen. Der Freund des Schönlings
wagte einen Versuch und sagte etwas zu ihr, worauf sie sich schnaubend von ihm
abwandte und wütend davon stakste.
    „Hihi, die ist stocksauer“, kommentierte Vera. „Hey, aber ich
muss schon sagen: Der Kerl hat eindeutig Geschmack!“
    „Oder er ist schwul“, mutmaßte ich.
    „Meinst du echt? Mann, was für ein Verlust für die
Frauenwelt! Was glaubst du, wie der nackt aussieht?“
    „Ähem... Sebastian?“
    Vera blinzelte. „Gott, ich brauche dringend wieder Sex.“
    „Wie lange war er denn unterwegs?“
    „Vier Tage!“
    „Und du bist schon im Entzug“, meinte ich kopfschüttelnd.
    „Ja! Ich weiß gar nicht, wie du das aushältst!“, sagte sie
ernst.
    „Hallo? Ich habe Sex! Nicht so oft wie du, aber oft genug“,
verteidigte ich mich.
    Das war nicht gelogen. Mein Sexleben war wirklich alles
andere als träge. Ich vertrat dabei allerdings die Ansicht, dass ich dazu nicht
unbedingt eine feste Beziehung brauchte. Ein One-Night-Sand bot meiner Meinung
nach eine viel unkompliziertere Alternative. Man suchte sich einen attraktiven
Kerl, erklärte ihm die Sachlage und verschwand einige Zeit
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