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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang
Autoren: Agatha Christie
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keine Anhaltspunkte für ihre Untreue, aber offensichtlich hatten starke Sympathien zwischen den beiden bestanden. Der junge Mann hatte sich inzwischen mit einem Mädchen verlobt, das er auf der Überfahrt kennenlernte. Es gab gewisse Zweifel, ob Mrs Etherington den Brief, der sie darüber in Kenntnis setzte, vor oder nach dem Tod ihres Mannes erhielt. Sie selbst behauptete, vorher. Gegen sie sprachen hauptsächlich Indizien, das Fehlen eines anderen Verdächtigen und der Umstand, dass ein Unfall sehr unwahrscheinlich war. Bei der Gerichtsverhandlung erregte sie starkes Mitgefühl. Man war empört darüber, wie schlecht ihr Mann sie behandelt hatte und was für ein gemeiner Kerl er gewesen war. Die Schlusserklärung des Richters fiel zu ihren Gunsten aus, und er betonte, dass das Urteil über jeden vernünftigen Zweifel erhaben sein müsse.
    Mrs Etherington wurde freigesprochen. Allgemein hielt man sie jedoch für schuldig. Ihr weiteres Leben war sehr schwierig, weil sie von Freunden usw. gemieden wurde. Sie starb zwei Jahre nach der Gerichtsverhandlung an einer Überdosis Schlaftabletten. Die offizielle Untersuchung befand auf Tod durch Unfall.
     
    Fall B: Miss Sharples
    Alte Jungfer. Krank. Schwierig, ständig von Schmerzen geplagt. Sie wurde von ihrer Nichte, Freda Clay, gepflegt. Miss Sharples starb an einer Überdosis Morphium, und Freda Clay gab ein Versehen zu. Sie hatte die Leiden ihrer Tante nicht mitansehen können und ihr zur Linderung der Schmerzen mehr Morphium gegeben. Die Polizei vermutete Vorsatz und nicht Fahrlässigkeit, aber sie hielt die Beweise für unzureichend, um darauf eine Anklage aufzubauen.
     
    Fall C: Edward Riggs
    Landarbeiter. Verdächtigte seine Frau, ein Verhältnis mit ihrem Untermieter, Ben Craig, zu haben. Craig und Mrs Riggs wurden erschossen aufgefunden. Die Kugeln stammten aus Riggs’ Revolver. Riggs stellte sich selbst der Polizei und erklärte, er müsse die Tat wohl begangen haben, könne sich aber nicht mehr daran erinnern. Er habe eine Gedächtnislücke. Riggs wurde zum Tode verurteilt. Später wurde das Urteil in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt.
     
    Fall D: Derek Bradley
    Hatte ein Verhältnis mit einem Mädchen. Als seine Frau dahinterkam, drohte sie, ihn umzubringen. Bradley starb an Zyankali in seinem Bier. Mrs Bradley wurde verhaftet und des Mordes angeklagt. Im Kreuzverhör brach sie zusammen. Sie wurde schuldig gesprochen und gehängt.
     
    Fall E: Matthew Litchfield
    Ältlicher Tyrann. Vier Töchter, die bei ihm lebten und keinerlei Vergnügen genießen oder Geld ausgeben durften. Als er eines Abends heimkehrte, wurde er vor dem Seiteneingang seines Hauses überfallen und durch einen Schlag auf den Kopf getötet. Später, nachdem die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen waren, erschien seine älteste Tochter Margaret auf dem Polizeirevier und bezichtigte sich des Mordes an ihrem Vater. Sie habe es getan, sagte sie, damit ihre jüngeren Schwestern ihr eigenes Leben führen könnten, bevor es zu spät sei. Litchfield hinterließ ein großes Vermögen. Margaret Litchfield wurde für geisteskrank erklärt und nach Broadmoor eingewiesen, wo sie kurz darauf starb.
     
    Ich las die Notizen sorgfältig und mit wachsender Verwirrung durch. Schließlich legte ich den Bericht hin und sah Poirot fragend an.
    »Nun, mon ami ?«
    »Ich erinnere mich an den Fall Bradley«, sagte ich langsam, »ich habe damals darüber gelesen. Sie war eine sehr gut aussehende Frau.«
    Poirot nickte.
    »Aber Sie müssen es mir näher erklären. Worum geht es eigentlich?«
    »Erzählen Sie mir erst einmal, was Sie davon halten!«
    Ich war ziemlich ratlos und meinte: »Was Sie mir eben zu lesen gaben, war ein Bericht über fünf verschiedene Morde, die sich an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Gesellschaftsschichten ereignet haben. Es scheint mir keine Ähnlichkeit zwischen den Fällen zu bestehen. Einmal war es ein Mord aus Eifersucht, einmal wollte eine unglückliche Frau ihren Mann loswerden, einmal war Geld das Motiv, einmal könnte man von einem uneigennützigen Mord sprechen, da der Täter sich der Strafe nicht entziehen wollte, und schließlich handelte es sich einfach um einen brutalen Mord, der vermutlich unter Alkoholeinfluss geschah.« Ich hielt inne und fragte unsicher: »Haben diese Fälle etwa irgendetwas gemeinsam? Habe ich etwas übersehen?«
    »Nein, nein, Ihre Zusammenfassung ist sehr genau. Der einzige Punkt, den Sie hätten erwähnen können, aber
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