Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Autoren: Elisa Lorello
Vom Netzwerk:
nicht gehen wollte. Eine Stubenhockerin und ein Single zu sein, war in Neuengland tröstend gewesen, in New York war es nur eine Flucht.
    Einen Monat später ging das Semester mit der üblichen Hektik zu Ende. Einer Woche voller Klausuren folgte das Lesen und Zensieren der Arbeiten, und darauf folgte eine weitere Woche voller Konferenzen mit Begutachtungen, Reflexionen und Planungen des Lehrplans. Pünktlich zum Ende des Semesters fand auch die Semesterabschlussparty in der
Heartland Brewery
am Union Square statt. Anscheinend hatten irgendwelche Professoren, die in der Nähe wohnten, diese Tradition begründet, damit der Nachhauseweg kurz ausfiel, wenn sie sturzbesoffen waren. Wieder einmal setzten Maggie und ich uns in die U-Bahn und mischten uns auf der Party unter unsere Kollegen. Devin stach mir sofort ins Auge. Er stand an der Bar und trug einen Anzug von Versace, diesmal in Schwarz. Mein Magen zog sich zusammen. Seit dem Seminar hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ich trug meine Lieblingsjeans, ein schwarzes T-Shirt vom Flohmarkt mit ausgefranstem Saum, einen Samtblazer für Männer und schwarze Lederstiefel. Meine Haare trug ich als stufigen Fransenschnitt. Ich warf einen Blick in seine Richtung und versuchte, so raffiniert wie möglich zu wirken. Ich stupste Maggie an.
    »Sieh mal, wer da ist«, sagte ich leise.
    »Oh, ist das die männliche Nutte?«, fragte Maggie. »Mit wem er wohl hier ist …« Bevor wir es herausfinden konnten, fing er meinen Blick auf, lächelte und kam auf mich zu. Maggie stupste mich an. Meine Bauchmuskeln begannen vor Anspannung zu zittern. Kolleginnen stellten sich ihm in den Weg, um sich einen Moment mit ihm zu stehlen, doch er ließ sich nicht aufhalten. Die Professoren sahen ihm missgünstig nach, kein Wunder. Er war die Vollkommenheit in Person. Michelangelo hätte seinen Meißel weggeworfen und sich die Hände abgehackt, wenn er Devin gesehen hätte.
    »Hi!«, jubelte er. »Erinnern Sie sich an mich? Wir haben uns vor ein paar Monaten auf einer Cocktailparty getroffen.« Er klang so wie Andrew an diesem Tag im Fachbereichsbüro.
    »Klar erinnere ich mich an Sie. Es war im Februar im National Arts Club. Aber Ihren Namen habe ich vergessen«, log ich.
    »Devin.« Er reichte mir die Hand. »Sie sind …« Er machte eine Pause, schloss die Augen und dachte nach. »Andrea?«
    Ich war erstaunt. »Wow! Das überrascht mich!«
    »Ich habe ein gutes Namensgedächtnis. Das ist gut fürs Geschäft. Also, Andrea …«
    »Die meisten Leute nennen mich Andi.«
    »Was führt Sie heute Abend hierher?«
    »Semesterabschlussparty. Und Sie?«
    »Ich war mit einer Klientin auf einen Drink verabredet«, sagte Devin. »Aber ich habe den Eindruck, dass sie mich versetzt hat. Kann ich Ihnen ein Ginger Ale besorgen, bevor Ihre Freunde kommen?«
    Mann, er hatte sogar noch das Ginger Ale im Kopf. Ich sah Maggie mit diesem Hol-mich-hier-raus-Ausdruck an, und auf einmal war ich befangen, weil meine Kollegen mit hochgezogenen Augenbrauen beobachteten, wie ich mich mit Devin unterhielt. Sicherlich dachten sie, ich hätte ihn für die Nacht angeheuert und das nicht zum ersten Mal.
    »Hören Sie«, sagte ich und nahm ihn etwas beiseite. »Ich weiß, wie Sie Ihr Geld verdienen. Und falls Sie versuchen, mich als Klientin zu gewinnen, muss ich Ihnen sagen, dass ich kein Interesse habe. Erstens könnte ich mir Sie gar nicht leisten. Und zweitens mache ich so was … ich meine, ich bin nicht so eine … Ich habe kein Interesse, okay?«
    Hören Sie auch manchmal eine Stimme wie die eines Fußballtrainers in der dritten Klasse, wenn schon wieder jemand ein Eigentor geschossen hat?
Was für eine fiese Ratte bist du denn?
Devin schenkte mir für meine Gemeinheit ein gequältes Lächeln. Er stand einfach nur da und ließ mich quatschen. Als ich schließlich fertig war, sagte er: »Nur für die Akten: Ich werbe keine Klientinnen an – ich habe mehr als genug zu tun. Sie sehen einfach interessant aus, das ist alles.«
    »Sind Sie nicht im Interessenskonflikt?«
    Er lachte mich aus, und ich wurde so rot wie der Burgunder in seinem Glas.
    »Wie süß«, sagte er. »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht bloßstellen. Sie fühlen sich mit mir nicht wohl, stimmt’s?«
    »Na ja, irgendwie nicht.«
    »Sehen Sie, Andi, ich wollte Sie einfach nur begrüßen. Es tut mir leid, dass Ihnen das unangenehm war. Bitte gehen Sie doch zu Ihren Kolleginnen.«
    Er winkte ihnen zu. Sie winkten flirtend zurück, ließen weiße Zähne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher