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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
Autoren: Elisa Lorello
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Rollkragenpullovers. Ich dachte an unsere kurze Unterhaltung und ließ sie noch einmal vor meinem geistigen Auge ablaufen. Fragte mich, was ich gesagt haben sollte oder könnte. Hätte, könnte, sollte. Kaum war ich eingeschlafen, besuchte Devin mich im Traum. Und verschwand fast so schnell wie am Abend an der Bar.

Kapitel drei

APRIL
    Die Frühjahrsferien kamen und gingen vorbei, und ich tat nichts Aufregenderes, als in East Hampton mit Maggie einen Schaufensterbummel zu unternehmen (wir konnten uns nicht viel mehr leisten), während Jayce eine Kreuzfahrt zu den Bahamas unternahm. Ich hatte mich aus der Stadt ferngehalten und mein Apartment in Schuss gebracht, ausgemistet und geputzt. Ich hätte eines der großen Herrenhäuser aus dem East End mit all den Papierstapeln tapezieren können, die ich angehäuft hatte und die sich wie Kaninchen zu vermehren schienen. Einmal, als ich gerade auf den Knien einen Fleck aus dem Teppich schrubbte, erwischte ich mich dabei, wie ich
Some day my prince will come
 … sang. Wie pathetisch!
    Das Frühlingswetter setzte in diesem Jahr früh ein, und ich ging mit meinen Studenten in den Innenhof – eine gepflegte Grasfläche mit Bänken und kleinen Bäumen um einen Brunnen, von asphaltierten Gehwegen durchkreuzt und rund fünf Straßenzüge der Stadt für sich beanspruchend. Damit meine ich Brooklyn. Wir New Yorker nennen die fünf Boroughs oder Stadtgemeinden »die Stadt«; Long Island ist für uns »New York«, und alles andere einfach Upstate oder Hinterland. Überraschenderweise blieben die Studenten aufmerksam und waren sogar produktiv. Einige schrieben mit Feuereifer über Orte, die sie gerne besuchen wollten, noch nie gesehen hatten oder nie sehen wollten. Ich machte mit und verlor mich in meiner eigenen Prosa, wobei ich an lange Spaziergänge mit Andrew am Rocky Beach dachte. In der letzten Zeit vermisste ich ihn, spürte seinen haselnussfarbenen Augen nach, wie sie sich im Sonnenlicht verengten, seinen lockigen brünetten Haaren, die ihm auf die Schultern fielen, und seinen weichen Händen. Füreinen Gitarrenspieler hatte er sogar außerordentlich weiche Hände. Man sollte meinen, er hätte Hornhaut an den Fingern, aber nein. In Wirklichkeit hatte er die weichsten Hände, die ich je bei einem Mann gespürt habe. Wie habe ich seine Hände geliebt! Und wie habe ich es geliebt, wenn er mit diesen Händen auf seiner zwölfsaitigen Gitarre spielte und mir Songs von James Taylor, Cat Stevens und Paul Simon vorsang, auch wenn ich mir eigentlich gar nichts aus James Taylor, Cat Stevens und Paul Simon machte. Wie ich es geliebt hatte, wenn seine Hände an meinen Wangen herunter- und an meinem nackten Rücken entlangglitten, an meinen Schenkeln …
    »Professor Cutrone?«
    Ich sah hoch. Steven, ein Student aus Maine, der noch eine über die Ohren gezogene Wollmütze trug, unterbrach meine Tagträume und mein freies Schreiben.
    »Ja, bitte?«
    Er senkte den erhobenen Arm. »Sollen wir das dann laut vorlesen?«
    Ich sah auf die Ode an Andrew herab, die ich gerade fabriziert hatte, und mir wurde blitzartig heiß.
    »Ach, nö.«
    Um ein Haar hätte ich Allison umgerannt, die Verlagsvertreterin von Westford-Langley, die gerade mit einem Stapel Bücher auf dem Arm aus Maggies Büro kam. Wir erschraken beide und entschuldigten uns wortreich.
    »Komm mal mit, Andi, ich möchte dir eine neue Ausgabe vorstellen.« Sie zeigte mir die aktualisierte Ausgabe eines Buches, das den ganzen Lehrplan abdeckte, und erklärte mir, was das Besondere an dem Werk war. Während ich darin blätterte und ihr mit halbem Ohr zuhörte, stellte ich sie mir mit Devin vor und fragte mich, was sie nach der Cocktailparty wohlgemacht hatten. Und wie weit sie gegangen waren. Als mir ein Bild von den beiden nackt in der Dusche vor Augen stand, gab ich ihr das Buch zurück.
    Ich konnte nicht anders. »Erzähl mir doch mal von diesem Typ, diesem Devin, mit dem du vor zwei Monaten beim Seminar warst. Ich frag mich einfach, ob die Gerüchte stimmen.«
    Sie warf mir einen Blick zu, und ich hatte Angst, eine empfindliche Stelle getroffen zu haben. Ich hatte vergessen, wie eifersüchtig sie mich angesehen hatte, als ich mich an dem Abend mit Devin an der Bar im National Arts Club unterhalten hatte.
    »Was hast du denn gehört?«, fragte sie mich.
    »Dass er ein Callboy ist.«
    »Ja, das stimmt, und ein verdammt guter noch dazu. Willst du seine Nummer haben?«
    Ich sah sie direkt an. »Das würde dir nichts
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