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Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht

Titel: Vorerst gescheitert – Wie Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Fall und seine Zukunft sieht
Autoren: Karl-Theodor zu Giovanni; Guttenberg di Lorenzo
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Meinung nach nicht auf das bürgerliche oder konservative Spektrum oder auf den Kapitalismus. Ich bemerke momentan über alle Parteigrenzen hinweg eine Verunsicherung. Wir befinden uns in völlig neuen Gedankenszenarien, die Frage, was eine offene Internetwelt |178| heute für uns bedeutet, ist nur ein Beispiel. Eine ideologische Debatte über Globalisierung hilft da nicht weiter, die hat bis heute nicht gefruchtet. Die Globalisierung überholt die Debatte.
    Was wird passieren, wenn die Wahlbeteiligung immer mehr Richtung 50   Prozent rutscht und die Mobilisierung der Bürger nicht mehr gelingt?
    Ich sehe die politische Enttäuschung wachsen, und politische Enttäuschung kann natürlich immer in Extremismus umschlagen, wenn tatsächlich mal irgendwo ein begabter Demagoge auftauchen sollte, den ich aber derzeit nicht sehe. Enttäuschung führt oft auch dazu, dass Menschen innerlich stagnieren, und das wäre fatal für dieses Land. Wir müssen den Jüngeren deshalb Perspektiven bieten. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass insbesondere die Leistungsträger das Land verlassen werden. Wir müssen auch attraktiver werden für Menschen, die wir gern im Land hätten. Auch dem sollte man sich nicht verschließen.
    Aber müsste man an dieser Stelle nicht auch eine Lanze für dieses Land brechen? Die Deutschen leben in einer funktionierenden Demokratie, die nun seit mehr als 60   Jahren Frieden, Wohlstand und große Freiheit, nie dagewesene Freiheit, garantiert. Warum sollten sie dieses Land eigentlich verlassen? Sie könnten doch auch ganz glücklich sein, hier zu leben.
    Ja, das können sie. Aber man muss ihnen dieses Glück eben auch vermitteln. Ich bin der Erste, der für dieses Land wirbt, zumal im Ausland, und das mit besonderer Vehemenz. Und ich habe schon in den vergangenen Jahren dafür plädiert, dass man junge Leute wieder für dieses Land begeistern muss und dafür, Verantwortung zu übernehmen. |179| Dafür bin ich belächelt worden, aber ich glaube, dass das eine zwingende Aufgabe ist. Und es braucht auch eine kommunikative Begabung.
    Aber es kann doch nicht sein, dass plötzlich alle guten Redner von der politischen Bühne verschwunden sind.
    Es gibt jedenfalls keine Inflation der Charismatiker.
    Woran liegt das?
    Viele finden es alles andere als attraktiv, in die Politik zu gehen, und das ist ein Problem. Es kann doch nicht nur so ein paar Verrückte geben, die sagen: Ich bin unabhängig und deswegen gehe ich in die Politik! Und die dann vielleicht auf die Schnauze fliegen, so wie ich. Man muss die Politik attraktiver machen und Leuten, die im Leben etwas geschafft haben, die Option bieten, für einige Jahre ein politisches Mandat oder Amt zu übernehmen, ohne Gefahr zu laufen, danach auf der Straße zu stehen. Dafür müssen sich die Parteien noch mehr öffnen, da geht es oft eben doch verhärmter zu als gern getan wird. Und um solche Leute zu erreichen, müsste man eben auch die finanziellen Anreize erhöhen.
    Mehr Geld für Abgeordnete und Minister?
    Ja, wobei man gleichzeitig eine neue, faire Altersregelung finden müsste. Eine Erhöhung der Bezüge mag zu einem Aufschrei in Teilen der Bevölkerung führen, aber ich glaube, dass der gar nicht so laut wäre. Denn man müsste dabei eben immer im Hinterkopf haben, dass unabhängige Leute ihre Karrieren eher für die Politik aufgeben oder unterbrechen werden, wenn sie finanziell einigermaßen abgesichert sind.
    |180| Meinen Sie, dass Sie selbst ein abschreckendes Beispiel sind für Leute, die sich überlegen, in die Politik gehen zu wollen?
    Ich fände es traurig, wenn das so wäre. Denn man könnte an meinem Beispiel eben auch erkennen, dass es sehr wohl möglich ist, sich erst relativ spät für eine Partei zu entscheiden und trotzdem in der Politik eine gewisse Wirkung zu entfalten. Mein Scheitern habe ich natürlich selbst zu verantworten. Aber trotzdem bekomme ich viele Rückmeldungen, in denen es heißt: Als Unabhängiger kann man sich nicht in der Politik engagieren, weil man sonst wie der Guttenberg geschlachtet wird. Das ist bei vielen hängen geblieben. Aber das ist ein Missverständnis. Ich glaube, dass es viele gäbe, die in zehn Jahren etwas Ähnliches schaffen könnten wie ich. Und die würden auch nicht automatisch in meine Situation kommen, wenn sie sich vielleicht nicht gerade den Tort einer Doktorarbeit antun. Wir brauchen einfach unabhängige Köpfe, weil sie die Politik bereichern.
    Aber ist es denen dann auch möglich, unabhängig zu
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