Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Luft., »Dem Gedächtnis des
großartigsten jungen Mannes, den zu kennen ich jemals den Vorzug hatte«, sagte
er mit, wie es schien, unnötig lauter Stimme. »Clive Jordan!«
    Jeder trank in einer Art
kollektiver Verlegenheit, und dann senkten alle schnell die Gläser. Ich hörte
ein leises Rascheln und blickte zu der geöffneten Glastür hinüber, die zu der
Terrasse neben dem Swimming-pool führte. Den Bruchteil einer Sekunde glaubte
ich draußen eine geduckte Gestalt zu erkennen, aber dann war sie verschwunden,
und ich war mir nicht sicher, ob ich mir das Ganze nicht eingebildet hatte. Vor
allem, als gleich darauf das halb ausgewachsene Kätzchen über die Schwelle ins
Zimmer stolzierte.
    Wir fünf standen oder saßen um
die Bar geschart da und beobachteten schweigend, wie sich das Tier uns ohne
Eile näherte. Es zögerte einen Augenblick lang, als es bei uns angelangt war,
entschied sich dann, rieb seinen Rücken gegen Leonards Fuß und schnurrte leise.
Er bückte sich, hob es auf und stellte es vor sich auf die Bar. Seine Finger
zitterten leicht, als er die weiße Schleife um den Hals der Katze löste. »Ein
hübsches Geschenk für einen unartigen Jungen — in steter Liebe — Leonard!« las
er laut mit ausdrucksloser Stimme.
    »Die letzten beiden Leute, die
dieses Geschenk erhielten, sind ums Leben gekommen«, sagte Zoe heiser. »Sind
Sie vielleicht der dritte, Leonard?«
     
     
     

ELFTES KAPITEL
     
    I wan Alsop konnte gerade noch
ein Quäken von sich geben, bevor sich Leonards Hand um seine Kehle schloß,
danach war er allzusehr damit beschäftigt, nach Luft
zu schnappen.
    »Du hinterhältiger Drecksack!«
sagte Leonard mit belegter Stimme. »Ich wußte doch in jeder Sekunde, als du
mich zu dieser stinkigen Totenfeier einludst, daß du was in petto hattest!«
    »Wenn Sie seine Kehle
losließen«, schlug ich vor, »hätte er vielleicht die Möglichkeit, Ihnen das
Ganze zu erklären.«
    »Vermutlich haben Sie recht.«
Leonard löste mit offensichtlichem Zögern den Griff.
    Alsop holte tief und zitternd
Luft und massierte seinen Hals sachte mit einer Hand. »Es gibt eine ganz
einfache Erklärung dafür.« Er ließ sich Zeit, um etwas Whisky zu trinken. »Das
ist das Kätzchen, das du Lester Anderson geschickt hast. Er haßte Katzen, wie
du weißt, und so gab er es mir.«
    »Mit der Schleife um den Hals?«
fragte ich.
    »Genauso, wie Leonard es ihm
geschickt hatte«, sagte er und nickte. »Ich kann nicht behaupten, daß ich
Katzen heiß liebe, aber es machte mir Spaß, das Tier hierzubehalten.«
    »Und damit im richtigen
Augenblick herauszurücken«, sagte ich. »Das Signal war der Trinkspruch auf
Jordan, und Sie erhoben Ihre Stimme ausreichend laut, um von Ihrem Hausboy
gehört zu werden, so daß er die Katze auf die Terrasse hinausbringen und sie
hier hereinschubsen konnte.«
    »Vielleicht habe ich einen
überentwickelten Sinn für Dramatik?« Er hörte auf, seine Kehle zu massieren,
und rückte sorgfältig seine Krawatte wieder zurecht. »Aber ich dachte, wenn ich
nun, nachdem alle Verdächtigen hier versammelt sind, im richtigen Augenblick
die Katze hereinkommen ließe, daß dann vielleicht... Na ja, Sie verstehen
schon...?«
    »Es sollte eine Art auslösender
Moment werden?« Leonard verzog verächtlich den Mund. »Bei einer solchen Szene
kannst du Bill Powell niemals übertreffen, mein Lieber. Erstens hast du dafür
nicht das nötige Talent, und außerdem hatte er stets ein Drehbuch zur Hand.«
    »Ein hübscher Versuch, Iwan«,
sagte Zoe Parnell plötzlich. »Wir beide wissen, daß Leonard Clive ermordet hat,
aber die Schwierigkeit liegt darin, es zu beweisen.«
    Leonard wandte ihr langsam das
Gesicht zu. »Warum sollte ich Clive umgebracht haben?«
    »Weil Sie alle Leute vernichten
müssen.« Sie stand da und starrte ihn an wie ein glitzernder Racheengel. »Sie
sind krank, Leonard — geisteskrank. Sie konnten den Gedanken, daß Clive Sie
verließ, nicht ertragen; deshalb haben Sie ihn umgebracht.«
    »Glaubst du das auch?« Leonard
blickte mit unbewegtem Gesicht zu Iwan hinüber.
    »Ich — äh — bin mir nicht
sicher«, murmelte Iwan. »Aber ganz bestimmt hat jemand in diesem Zimmer hier
den armen Clive umgebracht. Ehrlich gestanden, habe ich mir eine weit
befriedigendere Reaktion auf das Kätzchen erwartet.« Er schüttelte trübe den
Kopf. »Es war eher ein Fiasko. Nicht?«
    »Wenn wir die Szene hier
richtig spielen«, sagte ich geduldig, »dann müssen wir einen Aussonderangsprozeß vornehmen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher