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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall
Autoren: Brian Clegg
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sondern er existierte tatsächlich nicht. Erst im Augenblick der Messung wurde der Wert festgelegt. Bis dahin konnte er in einem großen Bereich von Werten liegen, die alle eine gewisse Wahrscheinlichkeit hatten.
    Und hier lag das Problem für Einstein. Man nehme zwei Teilchen, trenne sie voneinander und bringe eins an das entgegengesetzte Ende des Universums. Jetzt misst man eine Eigenschaft – sagen wir, den Spin – eines Teilchens. Sofort müsste das andere Teilchen den entgegengesetzten Wert für diese Eigenschaft haben. Ohne Verzögerung. Einstein hatte bewiesen, dass nichts schneller war als das Licht, dennoch schien hier die Information der Eigenschaft eines Teilchens mit der des anderen Teilchens wesentlich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit zu kommunizieren, nämlich unverzüglich. Einstein schrieb seinem Freund und Quantenphysikbefürworter Max Born (nicht zu verwechseln mit Bohr oder Bohm):
    Es ist alles ziemlich liederlich erdacht, wofür ich dich respektvoll am Ohr zupfe … was wir als existierend (‹wirklich›) denken, soll irgendwie zeit-räumlich organisiert sein … [sonst müsste] man annehmen, dass das Physikalisch-Reale in [Position] B durch eine Messung in [Position] A eine plötzliche Änderung erleidet. Dagegen sträubt sich mein physikalischer Instinkt. Verzichtet man aber auf die Annahme, dass das in verschiedenen Raumteilen Vorhandene eine unabhängige reale Existenz hat, so sehe ich überhaupt nicht, was die Physik beschreiben soll.

Nichtlokale Realität
    Die Quantenverschränkung ist das Phänomen, das David Bohm dazu brachte, über die Art und Weise nachdenken, wie wir die Quantenphysik betrachten. Und so fragte er sich, ob es nicht vielleicht einen anderen Weg gebe, sich dem Problem zu nähern. Ursprünglich gab es dafür kein Bedürfnis, da Einstein gerade seinen Einspruch als Gedankenexperiment formuliert hatte. An eine praktische Anwendung dachte niemand. Aber seither hat es bemerkenswerte Entwicklungen in der Quantenverschränkung gegeben, über die ich in meinem Buch
The God Effect
berichte.
    Mit der Quantenverschränkung gelingt es uns, nicht zu knackende Codes zu produzieren, unvorstellbar leistungsfähige Computer zu bauen und sogar Teilchen von einem Ort zum anderen zu teleportieren, wie es in
Star Trek
vorgeführt wird. Es ist ein realer, messbarer Effekt. Also lag entweder Einstein mit seinen Zweifeln daneben, oder unsere Interpretation der Geschehnisse in der Quantenverschränkung war falsch. Bohm behauptete, es läge an der Interpretation.
    Sogar Einstein hatte diese Möglichkeit in Betracht gezogen, verwarf sie aber wieder. Als er in der ursprünglichen Arbeit über den EPR -Effekt das Konzept der Verschränkung ins Spiel brachte, hatte er nicht gesagt, dass sich die Quantentheorie in seinem Gedankenexperiment als falsch erwiesen habe. Er sagte, entweder sei die Quantentheorie falsch und es gäbe eine verborgene Information, die es den beiden Teilchen an den entgegengesetzten Enden des Universums ohne Kommunikation ermögliche, bereits zu wissen, welchen Wert die Eigenschaft haben sollte, oder die ganze Vorstellung von Lokalität sei Unsinn. Diese zweite Option lässt Einstein fallen. Er sagte: «Keine vernünftige Definition der Realität würde das erlauben.»
    Lokalität. Sie gehört zu den Prinzipien, die so offensichtlich sind, dass wir sie normalerweise voraussetzen, ohne uns ihrer bewusst zu sein. Wenn wir auf etwas einwirken wollen, das nicht unmittelbar mit uns verbunden ist, ihm einen Schubs geben, eine Information weitergeben oder was auch immer, müssen wir etwas von uns zu dem Objekt bewegen, auf das wir einwirken wollen. Häufig hat dieses «etwas» mit direktem Kontakt zu tun. Ich strecke meine Hand aus und nehme meine Kaffeetasse hoch, um sie zu meinem Mund zu bewegen. Wollen wir jedoch auf etwas in der Ferne einwirken, ohne die Lücke zu schließen, die uns von diesem Objekt trennt, müssen wir einen Vermittler von einem Ort zum anderen schicken.
    Stellen Sie sich vor, Sie werfen Steine auf eine Büchse, die auf einen Zaun gestellt ist. Wenn Sie die Büchse hinunterwerfen wollen, genügt es nicht, sie lediglich anzuschauen und durch irgendeinen mystischen Einfluss in die Luft springen zu lassen. Sie müssen schon mit einem Stein auf sie zielen. Ihre Hand wirft den Stein, und der bewegt sich durch die Luft und trifft die Büchse. Solange Sie gut zielen können (und die Büchse nicht am Zaun festgeklemmt ist), fällt die Büchse herunter, und
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