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Vor dem Urknall

Vor dem Urknall

Titel: Vor dem Urknall
Autoren: Brian Clegg
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daher diesen zweiten Set dazu verwenden, mehr Informationen zu speichern, als ich das mit dem Set identischer Klötze könnte.) Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik mag es nicht, wenn die Informationskapazität auf der elementaren Ebene verlorengeht, denn das ist wie der Übergang von einem weniger geordneten zu einem geordneteren Zustand.
    Also ist es nicht akzeptabel, dass die Fähigkeit der Materie, Informationen zu speichern, verlorengeht, wenn sie in ein Schwarzes Loch fällt. Wenn das Schwarze Loch Materie vertilgt, wächst es. Und dabei erkannten die Theoretiker, dass es eine einzige Möglichkeit gibt, den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik zufriedenzustellen: Der Ereignishorizont – die theoretische Kugel, die die Grenze des Schwarzen Lochs definiert – muss alle Informationen speichern, die ins Schwarze Loch fallen. Während also der Ereignishorizont wächst, stellt die anwachsende Kapazität für Informationen auf diese Weise das Gleichgewicht zur eingebüßten Kapazität wieder her, die auf die vertilgte Materie zurückzuführen ist.

Auf eine Kugel projizierte Realität
    Jetzt müssen wir nur noch einen weiteren Schritt machen, um zu der Logik zu gelangen, die erforderlich ist, um von diesem theoretischen Schwarzen Loch in die wirkliche Welt zu springen. Stellen wir uns vor, wir hätten einen Klumpen Materie, sei es der Schraubenschlüssel oder die ganze Erde. Er wird in all den Qubits aller Quantenteilchen, aus denen er besteht, eine bestimmte Informationskapazität haben. Nun wollen wir das Objekt in ein Schwarzes Loch verwandeln, indem wir es stark zusammenpressen. Am Ende jenes Vorgangs haben wir ein Schwarzes Loch, das kleiner ist als die ursprüngliche Materie. Die Informationskapazität des Ereignishorizonts des Schwarzen Lochs muss so groß sein wie das Ausgangselement. Demnach lässt sich die Informationskapazität der ganzen Materie auf einer Kugel erfassen, die kleiner ist als sie. Das heißt, es ist weniger Fläche erforderlich als die Oberfläche des Objekts selbst, um dessen innere Informationskapazität aufzunehmen. Die zweidimensionale Oberfläche einer Kugel kann alle Informationen enthalten, die aus einem Volumen stammen, das größer ist als das Volumen, das die Informationen trägt.
    Das heißt, es gibt keinen Grund, warum unsere Welt, die vermeintlich drei räumliche Dimensionen hat, nicht in Wirklichkeit eine zweidimensionale Ansammlung von Informationen sein könnte, die wir zufällig als etwas wahrnehmen, das drei Raumdimensionen einnimmt. In der Praxis ist es noch etwas komplizierter. Die Mathematik funktioniert nicht in einem Universum, das in einen grenzenlosen Raum expandiert, wie es bei unserem Universum der Fall zu sein scheint. Dennoch hat es mehr komplexe Varianten der Vorstellung einer «Welt auf einer Oberfläche» gegeben, die auf unsere Art von Universum anwendbar zu sein scheinen.
    An und für sich sagt uns solch ein projiziertes holographisches Universum nichts darüber, was vor dem Urknall war, aber vielleicht entwickelt sich ja daraus in Zukunft eine neue Möglichkeit, Rückschlüsse auf das Gewesene zu ziehen und die Schranke des Urknalls zu überwinden. Und es wäre enorm wichtig, weil wir damit sagen würden, dass alles, was wir über das Universum zu wissen glauben, von einer falschen Voraussetzung ausgeht. Das hieße, wir müssten einen neuen Ansatz finden, um das Wesen des Universums zu erforschen.
    So bemerkenswert dies auch sein mag, gibt es dennoch eine alternative Sicht auf ein holographisches Universum, die in ihrer Distanz zur Realität, wie wir sie kennen, noch dramatischer ist. Im bisher vorgestellten holographischen Universum herrscht immer noch die konventionelle Interpretation der Physik, allerdings projiziert auf mehr Dimensionen. Doch einer der führenden Quantenphysiker entwickelte ein Modell des Universums, in dem nichts ist, wie es zu sein scheint, und in dem das ganze Konzept der Dimensionen wenig mehr als eine Illusion ist.

Der Quanten-Einzelgänger
    Der betreffende Mann war David Bohm, ein amerikanischer Wissenschaftler, 1917 in Wilkes-Barre, Pennsylvania, geboren. Bohm erwarb seinen Doktortitel während des Zweiten Weltkriegs unter seltsamen Umständen an der University of California in Berkeley. Wegen seiner Sympathien für linke Politik durfte er nicht am Manhattan-Projekt teilnehmen und seine Kollegen nicht bei der Arbeit an der Atombombe unterstützen. Allerdings ging es in seiner Dissertation um ein Thema, das für das
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