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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen
Autoren: Patterson James
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falsche Vorgehensweise zu sein. Zu feindlich. Ich ging zu dem Vermittler. »Ich bin FBI-Agent Cross. Müssen wir ihn so in die Enge treiben? Er ist gewalttätig und extrem gefährlich.«
    Der Vermittler war ein untersetzter Typ mit buschigem Schnurrbart. Er trug eine Schutzweste, aber sie war nicht geschlossen. »Verpissen Sie sich gefälligst!«, brüllte er.
    Â»Das ist ein Fall für die Bundespolizei«, schrie ich zurück. Ich entriss ihm das Megaphon. Der Vermittler ging mit den Fäusten auf mich los, aber Mahoney überwältigte ihn blitzschnell. Die Presse schaute zu. Zum Teufel mit ihr! Wir hatten hier einen Job zu erledigen.
    Â»Hier ist das FBI!«, rief ich durchs Megaphon. »Ich möchte mit Pasha Sorokin sprechen.«
    Und dann ereignete sich das Seltsamste dieses Abends – und es hatten sich bereits eine Menge seltsamer Dinge ereignet. Ich wollte meinen Augen kaum trauen.
    Zwei Männer traten aus dem Gap heraus.
    Sie hielten die Hände vors Gesicht, um sich vor den Kameras abzuschirmen – oder vor uns.
    Â»Runter auf den Boden!«, rief ich. Sie gehorchten nicht.
    Dann erkannte ich die Männer. Es waren Sorokin und sein Leibwächter.
    Â»Wir sind nicht bewaffnet«, rief Sorokin so laut, dass alle es hören konnten. »Wir sind unbescholtene Bürger. Wir haben keine Waffen.«
    Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben konnte. Keiner von uns wusste, was er tun sollte. Der Hubschrauber kreiste extrem tief über unseren Köpfen.
    Â»Was soll das?«, fragte mich Mahoney.
    Â»Keine Ahnung... Auf den Boden! «, rief ich erneut.
    Der Wolf und der Leibwächter schritten weiter auf uns zu. Langsam und vorsichtig.

    Ich bewegte mich mit Mahoney vorwärts. Wir hielten unsere Waffen schussbereit. War das ein Trick? Was konnten sie unternehmen, wo doch so viele Gewehre und Pistolen auf sie gerichtet waren?
    Der Wolf lächelte, als er mich sah. Warum zum Teufel lächelte er ?
    Â»Sie haben uns also erwischt«, rief er. »Super! Aber es spielt keine Rolle, denn ich habe eine Überraschung für Sie, FBI. Sind Sie bereit? Ich heiße tatsächlich Pasha Sorokin, aber ich bin nicht der Wolf.« Er lachte. »Ich bin nur ein Mann, der im Gap einkaufen war. Meine Sachen sind nass geworden. Ich bin nicht der Wolf, Mr. FBI. Ist das nicht furchtbar komisch? Sind Sie jetzt glücklich? Ich bin es. Und der Wolf ebenfalls.«

106
    Pasha Sorokin war nicht der Wolf. War das möglich ? Es gab keine Möglichkeit, es mit Sicherheit zu wissen. Während der nächsten achtundvierzig Stunden wurde uns bestätigt, dass die Männer, die wir in Florida festgenommen hatten, tatsächlich Pasha Sorokin und Ruslan Federov waren. Beide gehörten zur Russenmafia, aber beide sagten aus, den echten Wolf nie kennen gelernt zu haben. Sie behaupteten, sie hätten nur die »Rollen« gespielt, die man ihnen zugewiesen hatte. Und jetzt waren sie bereit, für sich die besten Deals herauszuschlagen.
    Wir hatten keine Möglichkeit, genau herauszufinden, was sich abspielte. Aber die Verhandlungen wegen des Deals
dauerten zwei Tage. Das FBI machte gern Deals. Ich nicht. Zur Mafia wurden Kontakte geknüpft, und es tauchten weitere Zweifel auf, dass Sorokin der Wolf war. Schließlich stöberte man die Leute von der CIA auf, die den Wolf aus Russland herausgeschafft hatten. Sie wurden in Sorokins Zelle gebracht. Sie behaupteten, dass er nicht der Mann sei, dem sie geholfen hatten, die Sowjetunion zu verlassen.
    Dann nannte Sorokin uns einen Namen, den wir wissen wollten. Dieser schockierte mich zutiefst. Allen anderen erging es genauso. Es war Teil seines »Deals«.
    Er lieferte uns Sphinx aus.
    Am nächsten Morgen warteten vier FBI-Teams vor dem Haus von Sphinx darauf, dass er zur Arbeit fuhr. Wir hatten beschlossen, ihn nicht im Haus festzunehmen. Ich wollte das nicht. Ich brachte es nicht übers Herz.
    Wir alle fühlten, dass Lizzie Connolly und ihre Töchter bereits mehr als genug Schmerz erlitten hatten. Sie sollten nicht mit ansehen, wie Brendan Connolly – Sphinx – im Haus der Familie in Buckhead verhaftet wurde. So sollten sie die grässliche Wahrheit über ihn nicht erfahren.
    Ich saß in der glänzenden, dunkelblauen Limousine, die zwei Blocks entfernt parkte, aber dennoch mit Blick auf die große Villa im georgianischen Stil. Ich fühlte mich wie betäubt. Ich erinnerte mich an das erste Mal, als
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