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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen
Autoren: Patterson James
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ernsthaft, am Ende dieses Tages den Kopf noch gerade auf dem Hals zu haben, und musste an dieses bedauernswerte Mädchen in Der Exorzist denken. Hieß die Schauspielerin nicht Linda Blair? Lizzie war sich ziemlich sicher. Aber – wen scherte das? Welchen Unterschied machten derartige Trivialitäten?
    Der heutige Tag glich einem Karussel. Erst Gwynnets Geburtstag: Die Party für einundzwanzig ihrer engsten Schulfreunde, elf Mädchen, zehn Jungs, war für ein Uhr bei ihr im Haus angesetzt. Lizzie hatte eine Sprungburg gemietet und bereits den Lunch für die Kinder vorbereitet, ebenso natürlich für deren Mütter und Kinderfrauen. Sie hatte sogar für drei Stunden einen Mister-Softee-Eiswagen gemietet. Aber man wusste ja nie, wie diese Geburtstagsattraktionen einschlugen – sicher waren nur jede Menge Gelächter, Tränen, Aufregungen und Schmutzflecken.
    Nach der Geburtstagsorgie musste sie Brigid zum
Schwimmunterricht fahren und Merry hatte einen Termin beim Zahnarzt. Brendan, seit vierzehn Jahren ihr Ehemann, hatte ihr eine »kurze Liste« mit dringenden Erledigungen auf den Tisch gelegt. Selbstverständlich brauchte er alles S.S.W.M.L., im Klartext: So Schnell Wie Möglich, Liebling.
    Nachdem sie bei Gapkids ein T-Shirt mit Strass für Gwynnie gekauft hatte, musste sie nur noch für Brendan ein Lederetui besorgen. Ach ja, und ihr Friseurtermin. Und zehn Minuten mit ihrer Retterin Gina Sabellico bei Parisian.
    Während der Endphasen blieb sie äußerlich ganz ruhig – lass niemals jemanden sehen, dass du schwitzt . Dann eilte sie zu ihrem neuen Mercedes 320 Kombi, der sicher in einer Ecke der Phipps-Tiefgarage stand. Keine Zeit für ihren Lieblingstee im Teavana.
    An einem Montagvormittag war kaum jemand in der Tiefgarage, aber dennoch stieß sie beinahe mit einem Mann mit langen dunklen Haaren zusammen. Automatisch lächelte Lizzie ihn an und zeigte dabei ihre perfekten, vor kurzem gebleichten und polierten Zähne. Sie strahlte Wärme und Weiblichkeit aus – auch wenn sie das gar nicht beabsichtigte.
    Sie achtete nicht wirklich auf ihre Umgebung. In Gedanken war sie schon bei der immer näher rückenden Geburtstagsparty, als eine Frau, an der sie vorbeigegangen war, plötzlich die Arme um Lizzies Brust schlang, als sei sie ein Stürmer für das Footballteam der Atlanta Falcons und wolle gerade über die »Spinatlinie« rennen, wie ihre Tochter Gwynne es mal genannt hatte. Der Griff der Frau war wie ein Schraubstock – sie war verdammt stark.
    Â»Was wollen Sie? Sind Sie wahnsinnig?«, schrie Lizzie und ließ die Einkaufstüten fallen. Sie hörte, wie etwas zerbrach. »Hallo! Hilfe! Lassen Sie mich los! «

    Dann packte ein zweiter Angreifer, der Kerl mit dem BMW-Sweatshirt, ihre Beine. Er war grob und tat ihr weh, als er sie samt der Frau auf den harten, mit Öl verschmierten Betonboden der Garage stieß. »Tritt mich ja nicht, du Miststück!«, brüllte er sie an. »Wage ja nicht, mich zu treten!«
    Aber Lizzie hörte nicht auf, um sich zu treten, und schrie aus Leibeskräften. »Hilfe! Hilfe! Hilfe!«
    Dann hoben die beiden Verbrecher sie hoch, als sei sie eine Feder. Der Mann raunte der Frau etwas zu. Nicht auf Englisch. Möglicherweise eine osteuropäische Sprache. Lizzie hatte eine Haushälterin aus der Slowakei. Bestand da eine Verbindung?
    Die Angreiferin drückte sie mit einem Arm nach unten und schob mit der freien Hand Tennis- und Golfsachen auf der Ladefläche des Kofferraums ihres Kombis beiseite, um Platz zu schaffen.
    Dann verstauten die beiden Lizzie in ihrem eigenen Wagen. Ein stinkender Lappen wurde ihr so kräftig auf Mund und Nase gepresst, dass ihr die Zähne wehtaten. Sie schmeckte Blut. Blut? Mein Blut! , dachte sie. Ein Adrenalinstoß durchfuhr ihren Körper. Sie wehrte sich mit aller Kraft. Sie schlug und trat wie wild um sich. Dabei fühlte sie sich wie ein gefangenes Tier, das sich zu befreien versucht.
    Â»Ruhig«, sagte der Mann. »Still, still, ruhig jetzt... Elizabeth Connolly.«
    Elizabeth Connolly? Sie kennen mich. Wie? Warum? Was ist hier los?
    Â»Du bist wirklich sehr sexy, Mom«, sagte der Mann. »Ich verstehe, warum der Wolf dich mag.«
    Wolf? Wer ist der Wolf? Was geschah mit ihr? Wen kannte sie, der Wolf hieß?

    Dann überwältigte Lizzie der beißende Geruch aus dem Lappen und sie verlor das Bewusstsein. Man
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