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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen
Autoren: Patterson James
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reingehen und ihn erledigen. Er darf seine Familie nicht erschießen.«
    Â»Genau so lautet seine Drohung.«
    Sheehan schüttelte den Kopf. »Ich bin bereit, das Risiko einzugehen. Sobald es dunkel ist, stürmen wir. Ihnen ist klar, dass wir hier das Sagen haben sollten?«

    Ich nickte, ohne ihm wirklich zuzustimmen, dann ging ich weiter. Es sah so aus, als hätten wir noch eine halbe Stunde Tageslicht. Ich wollte nicht daran denken, was geschehen würde, wenn es dunkel wurde.
    Ich rief erneut Coulter an. Er nahm sofort ab.
    Â»Ich habe eine Idee«, sagte ich zu ihm. »Ich halte das für Ihre beste Chance.« Ich hielt es für Coulters einzige Chance, aber das sagte ich ihm natürlich nicht.
    Â»Gut, sagen Sie mir, was Sie denken«, erwiderte er.
    Ich erklärte Dennis Coulter meinen Plan …
    Zehn Minuten später brüllte mir Captain Sheehan ins Gesicht, dass ich »schlimmer als jedes der beschissensten Arschlöcher vom FBI« sei, mit dem er je zu tun gehabt hätte. Ich nehme an, ich lernte schnell. Vielleicht brauchte ich den Orientierungsunterricht in Quantico gar nicht, den ich verpasste. Nicht, wenn ich jetzt schon der »König der FBI-Arschlöcher« war. Übersetzt hieß das, dass die Polizei von Baltimore meinen Plan, die Situation mit Detective Coulter zu entschärfen, nicht billigte.
    Selbst Mahoney hatte Zweifel. »Ich schätze, Sie haben nicht allzu viel für gesellschaftliche und politische Korrektheit übrig«, sagte er, als ich ihm von Captain Sheehans Reaktion berichtete.
    Â»Ich dachte, ich hätte mich korrekt verhalten, aber offenbar war dem nicht so. Ich hoffe, das funktioniert jetzt besser. Es muss funktionieren, Ned. Ich glaube, sie wollen ihn umbringen.«
    Â»Ja, das denke ich auch. Ich glaube, wir tun das Richtige.«
    Â» Wir ?«, fragte ich.
    Mahoney nickte. »Ich bin auf Ihrer Seite. Kein Ruhm ohne Mut. Das ist eine Sache fürs FBI.«
    Gleich darauf sahen Mahoney und ich, wie sich die Polizei von Baltimore widerstrebend vom Haus zurückzog. Ich
hatte Sheehan gesagt, dass ich nirgends im Umkreis eine einzige blaue Uniform oder einen SWAT-Overall sehen wollte. Der Captain hatte seine eigene Vorstellung über akzeptable Risiken – und ich meine. Wenn sie das Haus stürmten, würde mit Sicherheit jemand sterben. Wenn meine Idee danebenging, würde zumindest niemand verletzt werden – oder zumindest niemand außer mir.
    Ich telefonierte noch mal mit Coulter. »Die Polizei von Baltimore hat sich zurückgezogen«, teilte ich ihm mit. »Ich will, dass Sie rauskommen, Dennis, und zwar jetzt! Ehe die anderen eine Chance haben, zu begreifen, was soeben geschehen ist.«
    Er antwortete nicht sofort. »Ich habe mich umgeschaut«, sagte er schließlich. »Sie brauchen doch nur einen Scharfschützen mit einem Nachtsichtgerät.«
    Ich wusste, dass er Recht hatte. Aber es spielte keine Rolle. Wir hatten nur eine einzige Chance.
    Â»Kommen Sie mit ihren Geiseln raus«, forderte ich ihn auf. »Ich treffe Sie persönlich auf den Eingangsstufen.«
    Coulter sagte nichts. Ich war ziemlich sicher, dass ich ihn verloren hatte. Ich konzentrierte mich auf die Eingangstür und bemühte mich, nicht an die Menschen zu denken, die drinnen womöglich starben. Los, Coulter. Benutze deinen Verstand! Einen besseren Deal bekommst du nicht.
    Dann sprach er plötzlich wieder. »Sind Sie sich ganz sicher? Ich bin’s nämlich nicht. Ich glaube, Sie sind verrückt.«
    Â»Ich bin mir ganz sicher.«
    Â»Na schön, dann komme ich raus«, sagte er, fügte dann aber hinzu: »Auf Ihre Verantwortung.«
    Ich wandte mich an Mahoney. »Sobald er auf der Veranda auftaucht, müssen wir ihn schützen. Befehlen Sie
unseren Leuten, sich um ihn zu stellen. Kein Polizist aus Baltimore darf in seine Nähe, ganz gleich, was sie sagen. Schaffen wir das?«
    Â»Verdammtes Risiko.« Mahoney grinste. »Los, machen wir’s. Einen Versuch ist es auf alle Fälle wert.«
    Â»Lassen Sie sich von mir rausbringen, Dennis. Das ist sicherer«, sagte ich ins Handy. »Ich komme jetzt zu Ihnen.«
    Aber Coulter hatte seinen eigenen Plan. O Gott, da stand er bereits auf der Veranda. Er hob beide Hände hoch über den Kopf. Eindeutig unbewaffnet. Vollkommen ungeschützt. Verdammt!
    Ich hatte Angst, Schüsse zu hören und ihn zusammensinken zu sehen. Ich rannte
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