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Von wegen Liebe (German Edition)

Von wegen Liebe (German Edition)

Titel: Von wegen Liebe (German Edition)
Autoren: Kody Keplinger
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Gewissen, dass sie sich wegen so etwas Blödem Sorgen um mich machte. Ich hatte die schlechte Angewohnheit, alles mit mir selbst auszumachen, und Casey wusste das nur zu gut. Deswegen versuchte sie hartnäckig, mich zum Reden zu bringen, wenn sie das Gefühl hatte, dass mich etwas belastete, damit ich nicht irgendwann explodierte. Das konnte ziemlich nervig sein, aber zu wissen, dass sich jemand um einen sorgte … das war schon ein schönes Gefühl. Warum ich mich auch nicht wirklich darüber aufregen konnte. »Ich weiß, Casey. Aber mit mir ist wirklich alles okay. Es ist nur … Ich hab heute erfahren, dass Toby eine Freundin hat, und bin ein bisschen schlecht drauf deswegen. Das ist alles.«
    »Oh nein«, seufzte sie. »Das tut mir leid, B. Vielleicht wäre es besser, wenn du heute Abend nicht zu Hause bleibst, sondern mit uns ausgehst. Jess und ich könnten dich ein bisschen aufmuntern. Du weißt schon – zwei Riesenkugeln Eis und so.«
    Ich lachte leise. »Danke, aber ich glaube, ich bleibe heute wirklich lieber zu Hause.«
    Nachdem wir aufgelegt hatten, ging ich nach unten in die Küche, wo Dad gerade telefonierte, besser gesagt, in den Hörer schrie. Als ich in der Tür stand, dachte ich eigentlich, er würde mich bemerken und sofort die Stimme senken. Ich nahm an, dass irgendein Telefonverkäufer gerade von Mike Piper zusammengestaucht wurde, bis ich meinen Namen hörte.
    »Ist dir gar nicht klar, was du Bianca damit antust?« Dad schrie nicht, weil er wütend war, wie ich zuerst gedacht hatte, sondern seine Stimme klang eher verzweifelt. »Das ist nicht gut für ein siebzehnjähriges Mädchen. Sie braucht dich, Gina. Wir brauchen dich. Hier, bei uns.«
    Ich verzog mich lautlos ins Wohnzimmer, als ich begriff, dass er mit meiner Mutter sprach. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Von den Dingen, die er gesagt hatte. Natürlich vermisste ich Mom, und es wäre schön gewesen, wenn sie zu Hause gewesen wäre. Andererseits waren wir es gewohnt, ohne sie klarzukommen.
    Meine Mutter war Persönlichkeitstrainerin. Als ich noch klein gewesen war, hatte sie eine Art Ratgeber geschrieben, wie man sein Selbstwertgefühl stärken kann und so etwas. Er hatte sich nicht besonders gut verkauft, trotzdem bekam sie immer noch Einladungen, an Universitäten Vorträge zu halten, und veranstaltete Gruppenseminare und Workshops. Weil das Buch eher ein Flop gewesen war, war sie nicht wirklich teuer.
    Am Anfang hatte sie ausschließlich Jobs hier in der Gegend angenommen, damit sie immer nach Hause fahren konnte, nachdem sie anderen Leuten beizubringen versucht hatte, wie sie sich selbst lieben konnten. Dann, als ich zwölf war, starb meine Großmutter und Mom wurde ein bisschen depressiv. Dad schlug ihr damals vor, sich eine Auszeit zu nehmen und ein paar Wochen zu verreisen.
    Als sie zurückkam, sprudelte sie nur so vor Energie und erzählte mit leuchtenden Augen von den Orten, an denen sie gewesen war, und den Leuten, die sie kennengelernt hatte. Von da an hatte sie die Reiselust gepackt, und sie begann, Workshops und Seminare im ganzen Land abzuhalten. Aber so lange wie dieses Mal – fast zwei Monate – war sie noch nie weg gewesen, und ich wusste noch nicht mal genau, wo sie überhaupt war.
    Das war wohl auch der Grund, warum Dad so sauer auf sie war.
    »Verdammt, Gina. Wann hörst du endlich auf, dich wie ein unreifes Kind zu benehmen, und kommst nach Hause? Wann kommst du zu uns zurück … ich meine, für immer?« Als ich hörte, wie Dad bei den Worten beinahe die Stimme versagte, brach es mir fast das Herz. »Gina«, murmelte er. »Wir lieben dich, Gina. Bianca und ich, wir vermissen dich. Wir möchten, dass du nach Hause kommst.«
    Ich drückte mich an die Wand, die Dad und mich trennte, und biss mir auf die Unterlippe. Das war irgendwie ganz schön traurig. Ich meine, warum ließen sie sich verdammt noch mal nicht einfach scheiden? War ich die Einzige, die kapierte, dass es zwischen ihnen nicht mehr funktionierte? Was hatte es für einen Sinn, verheiratet zu sein, wenn Mom sowieso nie da war?
    »Gina …«, sagte mein Vater, und ich hatte das Gefühl, dass er gleich anfangen würde zu weinen. Dann hörte ich, wie er das Telefon auf die Arbeitsplatte legte. Das Gespräch war beendet.
    Ich gab ihm noch ein paar Minuten, bevor ich in die Küche ging. »Hey, Dad. Alles okay?«
    »Klar«, sagte er. Er konnte noch schlechter lügen als ich. »Alles bestens, Hummelchen. Ich habe nur gerade mit
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