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Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Titel: Von Traeumen entfuehrt (eShort)
Autoren: Amy Plum
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wir im Le Meurice. Dort habe ich für Champagner und Qualitätswein ungefähr so viel Geld hingeblättert, wie ihre Atelierwohnung im Monat Miete kostet. Als wir also die etwas unkonventionelle Örtlichkeit betreten, wo die Band auftreten wird, verziehen sich Giuliannas Mundwinkel bodenwärts. »Was wollen wir denn hier?«, fragt sie mit demonstrativen Blicken zu den roten Wänden und den Bühnenvorhängen in Leopardenmuster.
    »Wir treffen hier ein paar Freunde, hören uns das Konzert an und dann sind wir auch schon wieder weg«, versichere ich ihr und verschlucke mich an meinem Drink, als ich sehe, dass Kate direkt auf uns zukommt. Sie trägt Stiefel, eine enganliegende schwarze Jeans und ein bordeauxfarbenes Seidentop. Sie ist auf eine Art atemberaubend, die Giulianna nie erreichen wird. Ihr natürliches Lächeln gibt ihrem Gesicht einen Glanz, gegen den das sauteure, von Papa gesponserte Schmink- und Kosmetikzeugs meiner Begleiterin einfach nicht ankommt.
    Ich stelle die beiden einander vor. Kate lehnt sich zu mir und flüstert: »Die ist ja sagenhaft!« Und ich erwidere die Wahrheit: »Sie kann dir natürlich nicht das Wasser reichen, Kates. Aber was soll ich machen, du bist eben leider vergeben.« Sie schaut mich mit diesem Du-alter-Schmeichler- Blick an, worauf ich nur mit den Schultern zucke. Ich sage die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Und dennoch …
    Die Band ist gut, dabei nehme ich sie eigentlich kaum wahr. Meine Augen kleben an Kate, den ganzen Abend. Während ich ihr so dabei zusehe, wie sie mit ihrer Schwester vor der Bühne tanzt, merke ich eins ganz deutlich: Ich könnte das bis in alle Ewigkeit, ihr dabei zuschauen, wie sie sich bewegt, sich dreht, ihre Arme in die Luft wirft und herumhüpft. Doch als sie innehält und dann Vincent um den Hals fällt, um ihn auf den Mund zu küssen, ist das wie ein Schlag in die Magengegend. Sie wird dich nie lieben , sage ich mir und wende mich ab, damit ich das nicht mitansehen muss.
    Giulianna will gehen, als der letzte Ton noch nicht ganz verklungen ist. Arm in Arm schlendern wir durch die von Laternen erleuchteten Straßen, bis wir irgendwann vor ihrer Haustür in der Rue Saint-Honoré stehen. Sie bittet mich herein, und ich folge der Einladung.
    In ihrer Atelierwohnung liegt einen schwerer Parfumduft. Giulianna legt ihren Mantel über einen Stuhl und stellt sich vor mich. Sanft schiebe ich ihr zwei Finger unters Kinn und hebe ihren Kopf, dann führe ich meine Lippen zu ihren. Sie sind warm und weich. Ich ziehe sie an mich, mein Herz schlägt schneller, als sie ihre Brust gegen mich presst. Sie fährt mir mit der Hand ins Haar und lässt sie langsam meinen Nacken hinabgleiten. Der Kuss wird intensiver.
    Ich schließe die Augen und schon küsse ich Kate. Ich versuche nicht mal mehr, diese Vorstellung zu verdrängen, denn das passiert jedes Mal. Bei jeder Frau.
    Am Anfang habe ich mich noch gewehrt. Weil es sich so falsch angefühlt hat. Jetzt lasse ich es einfach zu, lasse Kate an die Stelle von Evelynn, Olivia, Quintana, Giulianna rücken. Und obwohl jede dieser Frauen etwas Besonderes hat, das mich anfangs anlockt – etwas, das mich amüsiert oder anzieht –, kommt keine im Entferntesten an Kate heran. Und solange Kate Teil meines Lebens ist und ich sie fast täglich sehe, wird es auch keine Frau mit ihr aufnehmen können.
    Mein Handy klingelt. Ich ignoriere es erst, dann löse ich mich doch von Giuliannas weichen Lippen und gehe dran. Es ist Vincent, sein Ton ist dringlich. »Jules, wir wurden gerade von drei Numa angegriffen, ganz in der Nähe von dem Club. Wir haben sie alle erledigt, aber Arthur ist verletzt. Ich habe Kate und Georgia gerade in ein Taxi gesetzt, könntest du vor ihrem Haus auf sie warten und sicherstellen, dass sie auch wirklich gut dort ankommen?«
    Es geht um Kates Sicherheit, also habe ich keine Wahl. Zügig will ich zur Tür. »Es tut mir leid, ich muss los«, sage ich.
    »Oh, geh nicht«, sagt sie. Der enttäuschte Schmollmund bewirkt fast, dass ich meinen schnellen Aufbruch bedaure. Ich ziehe sie mit mir, verharre kurz im Türrahmen.
    »Entschuldige, ein Notfall«, erkläre ich und gebe ihr einen letzten Kuss. »Ich rufe dich morgen an, Kate.«
    Sie verschränkt trotzig die Arme vor der Brust und sieht mich finster an. »Ich heiße Giulianna.« Dann pfeffert sie die Tür vor meiner Nase zu.

Kapitel 17
    V incent geht weiter seinen außerplanmäßigen Aktivitäten nach und Arthur, Gaspard, Ambrose und ich wechseln uns dabei
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