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Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Von Traeumen entfuehrt (eShort)

Titel: Von Traeumen entfuehrt (eShort)
Autoren: Amy Plum
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liegend Hausaufgaben gemacht hat. Sie kaute auf dem Stift herum, während sie darüber nachdachte, was sie gelesen hatte. Machte total unleserliche Stichpunkte, also ich fand sie zumindest komplett unleserlich. Irgendwann drehte sie sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Ein Ausdruck reinster Glückseligkeit erschien auf ihrem Gesicht. Als hätte sie ein wunderschönes Geheimnis. Mir war völlig klar, an wen sie dachte. Ich fühlte mich dreckig und schmutzig, weil ich diesem intimen Moment beigewohnt hatte und verschwand sofort. Danach habe ich sie nie wieder besucht, wenn ich volant war.

Kapitel 15
    » V ince, der Typ hat dich genauso schlimm getroffen wie du ihn«, sage ich und zeige auf einen faustgroßen, violetten Fleck unterhalb der letzten Rippe. Vincent betrachtet sich, drückt auf das Hämatom und zuckt vor Schmerz zusammen. »Verdammte Scheiße, tut das weh!«, flucht er und atmet zischend ein. »Merkwürdig, ich kann mich nicht daran erinnern, dass er mich überhaupt berührt hat. Wahrscheinlich hab ich mich irgendwo gestoßen, als wir aus der Kanalisation geklettert sind.«
    Nach zwei Wochen intensiven Numamordens sieht Vincent noch grauenhafter aus. Violette behauptet aber, dass alles nach Plan läuft, weil es erst mal schlimmer werden muss, bevor es besser werden kann.
    Also nicke ich und behalte meine Vorbehalte für mich. Ich schöpfe ein bisschen Mut, als Vincent erholt aus seiner Ruhephase erwacht. Trotzdem bleibt dieses ungute Gefühl bei allem, was mit dem dunklen Weg zu tun hat. Aber was kann ich schon den Intelligenzprotzen Gaspard und Violette entgegensetzen?
    Bloß allmählich schwindet meine Bereitschaft, Vincent bei diesem Unterfangen zu unterstützen. Je mehr Kate sich in unseren Alltag verstrickt, desto stärker verfalle ich ihr. Je öfter sie bei uns ist, desto öfter möchte ich sie bei uns haben. Es ist ein Teufelskreis, der mich in den Wahnsinn treibt. Deshalb ziehe ich mich immer häufiger in mein Atelier zurück, damit sich unsere Begegnungen in La Maison in Grenzen halten.
    Ich steige aus der Dusche, trockne mich ab und schlüpfe dann flott in ein T-Shirt und eine alte Jeans. »Wohin bist denn du des Wegs?«, fragt Vincent und rubbelt sich mit einem Handtuch durch die Haare.
    »Ins Atelier«, sage ich knapp.
    »Da bist du in letzter Zeit ziemlich oft«, erwidert er und wirft das nasse Handtuch über einen Stuhl. »Bereitest du eine Ausstellung vor?«
    »Nein«, sage ich und als auch er angezogen ist, gehen wir gemeinsam durchs hintere Treppenhaus hinauf. »Einfach ein besonderes Projekt.«
    »Sagst du mir Bescheid, wenn das öffentliche Auge einen Blick darauf werfen darf?«, fragt er und klopft mir auf die Schulter, bevor er in seinem Zimmer verschwindet.
    Ich ziehe meine Jacke über, trete erst durch die Haustür, dann durch das Tor und laufe zum Fluss. Dieses eine Projekt wird niemals für das öffentliche Auge freigegeben werden. Genauso wenig für die Augen meiner Anverwandten.
    Zwanzig Minuten später betrete ich mein Atelier und schalte das Licht ein. Ein Dutzend Frauengestalten tauchen aus der Dunkelheit auf und in warmes Deckenlicht ein. Die Posen unterscheiden sich, aber das Gesicht ist immer dasselbe. Aus dem Gedächtnis festgehalten zeigen die Bilder eine jugendliche Schönheit in immer wieder neuen Szenen. Kate.
    Diesen Handel bin ich mit mir selbst eingegangen. Wenn ich ihren Körper nicht mit meinen Händen berühren darf, male ich ihn eben mit dem Pinsel. Fahre dann mit dem Finger die Linien entlang.
    Ich lasse meine Jacke achtlos zu Boden fallen und stelle mich sofort an die Staffelei. Drücke Farbe auf die Palette. Und dann … vorsichtig … zärtlich … mir jede Zeit der Welt nehmend, male ich die Rundung ihres Halses, versehe ihre Lippen mit dem nötigen Karmesinrot, schaffe ein zweidimensionales Abbild ihrer Schönheit. Mische die Farben, bis genau ihr Hautton entsteht, und verteile sie mit dem Spachtel auf der Leinwand.
    Sie ist meine Inspiration. Meine Muse. Meine Leidenschaft.

Kapitel 16
    E ine Woche später gelingt es Georgia, uns alle zu einem Konzert ihres Freundes zu locken. Weil Arthur und Violette mit von der Partie sind, gehe ich davon aus, nicht im Dienst zu sein und komme mit Begleitung. Mit Giulianna. Italienerin. Bellissima. Katzenhafte Augen, katzenhafte Haltung. Sie ist es gewöhnt, verwöhnt zu werden. Und ich habe sie aus einem ganz bestimmten Grund mitgebracht. Damit sie mich von Kate ablenkt.
    Bevor wir zum Konzert kommen, waren
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