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Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)

Titel: Von Napoleon lernen, wie man sich vorm Abwasch drückt: Eine heitere Historie Europas (German Edition)
Autoren: Sebastian Schnoy
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Alten Rom niemand. Kein Wunder, dass die Römer unsere Ururururopas nicht ernst genommen und immer wieder versucht haben, sie zu besiegen. Bei anderen Stämmen in weiten Teilen Europas ist ihnen das auch gelungen. Aber diese Schlachten sollen, wie versprochen, nicht im Vordergrund stehen. Denn so, wie man nicht gesünder wird, wenn man um alle Krankheiten weiß, die man bekommen kann, so lernt man auch nichts über die Fähigkeit der Menschen, in Frieden zu leben, wenn man sich nur mit Kriegen beschäftigt. Es ist in beiden Fällen besser, es genau andersherum zu machen.

800  v. Chr. bis 150  v. Chr.
GRIECHISCHE ANTIKE
    Die Griechen kommen ins Spiel – und gleich in der Hauptrolle

Grandiose Griechen
    Es ist schwierig, ein Rührei zu «entrühren».
    US -Ökonom Joseph Stiglitz zu den Überlegungen, Griechenland aus der Eurozone herauszunehmen.
    Griechenland sollte man momentan am besten mit einem Kreuzfahrtschiff ansteuern – so ist die Gefahr, in einen wilden Streik der Taxi- oder Busfahrer zu geraten und dabei auf dem Weg zum ebenfalls bestreikten Hotel zu verhungern, am geringsten. Am besten, wir checken auf einem Ozeanriesen ein, der alle anderen mit seinem Komfort aussticht, der mehr bietet als die acht Whirlpools und fünf Schwimmbecken der
Queen Mary  II
oder das Volleyballfeld auf der
AIDA Diva
. Nein, als Kenner lassen wir uns von solch vordergründigem Schnickschnack nicht blenden, wir wollen absolute Exklusivität. Bronzene Badewannen in der Kabine sind das mindeste, dazu ein echtes Kaminfeuer, keine lausige Feuer- DVD . Türen aus Zedernholz, der Boden mit Halbedelsteinen gefliest. Blumenbeete neben Laubengängen, überrankt von Weinreben, eine eigene Turnhalle. Das reicht noch nicht? Okay, packen wir noch was drauf: große Aquarien, in denen edelste Süßwasserfische nur darauf warten, verspeist zu werden, und zwanzig Pferdeställe – schließlich will man sein kostbares Reitpferd gerade auf dem Meer immer in seiner Nähe wissen.
    Das alles finden wir – Überraschung! – nur auf einem griechischen Schiff, an Bord der
Syracusa
. Und mit ihr gelangen wir in das Athen um 200  v. Chr., als griechische Staatsanleihen noch einen guten Ruf hatten. Zu dieser Zeit gab es bei uns nicht eine einzige Werft, kein Schiff, nicht mal ein Tretboot. Als die Griechen dieses Luxusschiff konstruierten (und benutzten!), hat bei uns vielleicht mal ein Germane ein Stück Holz ins Wasser geschmissen und ihm debil hinterhergestarrt, ohne daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Das war’s.
    Dabei kommt man mit Beobachtung weit, wie sich bei den Griechen lernen lässt: Wer hängt nicht gerne am Strand ab und schaut aufs Meer hinaus? Das machen die heutigen Griechen ebenso gerne wie ihre Vorfahren in der Antike. Aber damals war das irgendwie produktiver. Auf diese Art entdeckten sie zum Beispiel, dass die Erde rund ist. Der Beweis: Von Schiffen, die vom Meer auf die Küste zukommen, sieht man zuerst immer nur die Mastspitze, und erst dann den Rest. Das kann nur dann der Fall sein, wenn es sich über eine Kugel bewegt. Ganz schön clever, oder?
    Wäre die
Syracusa
nicht, wie so viele gute Schiffe, in einem der Kriege kaputtgegangen, könnte sie sicher heute noch in den Hafen einlaufen. Und falls es mal keinen Liegeplatz geben sollte, da wieder die
MS
 
Deutschland
und vier
AIDA
s im Weg stehen, verfügte die
Syracusa
über einige Features, die das Problem hätten lösen können: Katapulte und sogar mehrere Kräne, die eigens zu dem Zweck gebaut wurden, über den Decks der Konkurrenz große Steine fallen zu lassen. Gerade auf der Fred-Firestone-Party an Bord der
Aida
würde so ein Findling, der neben dem DJ aufschlägt, richtig Schwung in die Party bringen.
    Die antiken Griechen bauten Galeeren, auf denen viertausend Ruderer Platz nehmen konnten – vielleicht hat man ja auch einigen Barbaren die Reise als Kreuzfahrt verkauft? Die Griechen begründeten ihren Ruf als Seefahrernation jedenfalls schon zu einer Zeit, als auch die Briten noch auf einer dichtbewaldeten Insel lebten, auf der bis dahin kein einziger Baum für den Schiffbau gefällt worden war, weil man nicht mal wusste, was ein Schiff überhaupt ist. So kann sich das Blatt wenden.
    Es bleibt ein Rätsel, wie ein Volk, das einst die Meere mit seiner Flotte beherrschte und Luxuskähne wie die
Syracusa
fertigte, heute nur noch mit den verrostetsten Fähren des Mittelmeers aufwarten kann: Im letzten Test des ADAC bekam ein Drittel der Kutter, denen an jedem
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