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Von Namibia bis Südafrika

Titel: Von Namibia bis Südafrika
Autoren: Daniel Oliver Bachmann
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drückte einige Knöpfe der Kamera, um sein Meisterwerk zu begutachten.
    „Hm, komisch“, sagte er. „Da ist nichts drauf. Muss wohl die Funkverbindung abgebrochen sein. Macht nichts. Probieren wir's morgen früh gleich noch mal.“
    Er sah kein bisschen betrübt aus. Ich renkte meine Lendenwirbel ein und dachte, Hauptsache, das Kind hat sein Spielzeug.
    Wenn ein eingefleischter Rinderzüchter beschließt, Heilpflanzen auf seiner Farm anzubauen, halte ich das als unverbesserlicher Optimist für einen Fortschritt der Menschheit. Doch vor dem Erfolg steht das Vergießen vieler Schweißtropfen, was in diesem Fall wörtlich zu nehmen war. Zusammen mit Prof. Haberer und Bruno Gretzmann besichtigte ich die Teufelskrallenkulturen. Die Luft flimmerte, der Boden war trocken, das Anlegen der Pflanzungen ein Knochenjob. Das Ganze mit der Aussicht auf einen grandiosen Misserfolg.
    „Bei der Teufelskralle“, sagte der Professor, „ging man bisher davon aus, dass man sie gar nicht anbauen kann. Die Keimrate war gleich null. Deshalb haben wir an der Universität Münster jahrelang herumexperimentiert und schließlich herausgefunden, wie man die Samen doch zur Keimung bringt. Hier ist das Ergebnis.“
    Was ich sah, war ein Feld von der Größe eines Salatbeets, in dem sich kleine, dünne Zweige mühsam durch den Boden arbeiteten.
    „Damit lässt sich aber kein Staat machen“, sagte ich. Haberer lachte. „Nur mal langsam“, antwortete er. „Was Mutter Natur über Jahrtausende entwickelt, lässt sich nicht von heute auf morgen nachahmen. Obendrein hatten wir keine Ahnung, ob in der kultivierten Teufelskralle überhaupt Wirkstoffe enthalten sind.“
    Da Wissenschaftler der Freien Universität Berlin in der Zwischenzeit herausgefunden hatten, dass Teufelskralle nicht nur Schmerzen lindert, sondern auch Knorpelmasse neu aufbaut, verstärkte sich die Hoffnung vieler Kranker auf Heilung.
    „Bisher wurde die Teufelskralle nur gegen Schmerzen eingesetzt“, sagte Prof. Haberer. „Ihre Wirkstoffe, vor allem die Harpagoside, greifen mit einem analgetischen Effekt in die Schmerzkaskade ein.“
    „Das heißt auf Deutsch?“
    „Sie kennen Aspirin? Die Teufelskralle funktioniert ähnlich. Ihr Wirkstoff unterbricht den Schmerz. Und glauben Sie mir, wer Rheuma hat, weiß das zu schätzen.“
    „Was gibt es dann noch zu untersuchen?“
    „Jede Menge. Zum Beispiel, mit welchen Wachstumsraten zu rechnen ist – eine wichtige Erkenntnis für anbauwillige Farmer. Dann wollen wir wissen, ob kultivierte Teufelskralle so tief wächst wie ihre wilden Schwestern in der Natur. Schließlich müssen die Knollen in Handarbeit ausgegraben werden, und das ist kein Zuckerschlecken unter diesen Bedingungen. Danach finden wir heraus, wie die umgebende Vegetation ihr Wachstum beeinflusst. Und schließlich …“ – er drückte mir einen Spaten in die Hand – „ Was rede ich. Action is satisfaction. Wir gehen raus in die Savanne und suchen uns ein paar wild wachsende Teufelskrallen. Danach verstehen Sie den Sinn des Kultivierens auch ohne viele Worte.“
    Wir kletterten zu Bruno in den Jeep und machten uns auf den Weg. Die Trockensavanne Namibias trägt auch die Bezeichnung Dornensavanne, und der Grund dieses Namens muss nicht erklärt werden. Als ich schon wie ein Kaktus aussah, stießen wir endlich auf eine kleine, rot leuchtende Blüte.
    „Da!“, rief Haberer, aufgeregt wie ein Kind an Weihnachten. „Eine Teufelskralle! Dort drüben noch eine! In der Regel wachsen sie im Abstand von ein paar hundert Metern Abstand. Die Suche nach ihnen ist mühsam. Jetzt sind Sie dran.“
    Ich stieß den Spaten in die Erde. Der Effekt fühlte sich so an, als wenn Sie vor Ihrem Haus probieren, den Bürgersteig umzugraben. Fast entschuldigend erklärte Bruno, dass es seit einem halben Jahr nicht mehr geregnet habe. Nach einer halben Stunde Sklavenarbeit hatte ich ein Loch von einem halben Meter um die Pflanze freigelegt. Von irgendwelchen Knollen war nichts zu sehen. Ich betrachtete die Blutblasen an meinen Händen.
    „Dagegen gibt es auch ein Pflänzchen“, sagte Prof. Haberer, und irgendwie beschlich mich das Gefühl, ihm machte das Ganze Spaß. „Die Knollen der Teufelskralle stecken bis zu drei Meter tief im Boden, im Radius von vier Metern. Sie haben also noch einiges vor sich. Aber nicht hier, denn diese Pflanze ist alt und hat keine Heilkraft mehr. Die da drüben sind auch alt, was bedeutet, dass die Population gefährdet ist. Der Grund hierfür sind
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