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Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Autoren: Harlan Coben
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dürfte, die sie aber so unglaublich anbetungswürdig machten, und entdeckte auch etwas. » Du siehst heute ein bisschen mitgenommen aus.«
    Nicht nur heute, dachte ich, aber in den letzten Wochen war es zwischen uns nicht perfekt gelaufen. Ali war ziemlich aufgewühlt gewesen und hatte häufig geistesabwesend gewirkt, wollte aber nicht darüber sprechen. Und da ich selbst ziemlich beschäftigt gewesen war, hatte ich nicht nachgehakt.
    Ali blickte auf den Platz hinunter. » Hat Jack gut gespielt?«
    » Prima«, sagte ich. Dann fragte ich: » Wann geht dein Flug morgen?«
    » Um drei.«
    » Ich fahr dich zum Flughafen.«
    Erin, Alis Tochter, fing nächste Woche auf der Arizona State University an. Ali und Jack begleiteten sie auf dem Flug, um ihr die ersten Tage der Eingewöhnung zu erleichtern.
    » Ist nicht nötig. Ich hab mir schon einen Mietwagen bestellt.«
    » Ich würd euch aber gerne hinfahren.«
    » Das schaffen wir schon so.«
    Ihr Tonfall beendete jede weitere Diskussion über dieses Thema. Ich versuchte mich zurückzulehnen und das Spiel anzusehen. Mein Puls raste immer noch. Ein paar Minuten später fragte Ali: » Warum starrst du die ganze Zeit den Trainer der gegnerischen Mannschaft an?«
    » Welchen Trainer?«
    » Den mit den in schlechter Heimarbeit gefärbten Haaren und dem Robin-Hood-Bart.«
    » Ich brauche noch ein paar Tipps zum Striegeln«, erwiderte ich.
    Sie hätte fast gelächelt.
    » Hat Jack in der ersten Halbzeit viel gespielt?«
    » Wie üblich.«
    Das Spiel war zu Ende. Kasselton gewann mit drei Punkten Vorsprung. Das Publikum tobte. Jacks Trainer, ein in jeder Beziehung guter Mann, hatte beschlossen, Jack in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr einzusetzen. Ali war etwas ärgerlich darüber– normalerweise versuchte der Trainer allen Jungs in etwa gleich viel Spielzeit zu geben–, entschied sich aber offensichtlich dafür, es einfach hinzunehmen.
    Die Mannschaften verzogen sich für die Nachbesprechung in die Ecken des Spielfelds. Ali und ich warteten im Schulflur vor der Sporthalle. Es dauerte nicht lange. Coach Bobby kam auf mich zu. Er stolzierte genau wie vorher schon, hatte dazu aber jetzt auch noch die Hände zu Fäusten geballt. Er wurde von drei anderen Männern begleitet, die sämtlich übergewichtig und längst nicht so hart waren, wie sie glaubten– Assistenztrainer Pat war auch dabei. Coach Bobby blieb ungefähr einen Meter vor meiner Wenigkeit stehen. Seine drei Kumpane stellten sich mit verschränkten Armen in einer Art Halbkreis hinter ihn und starrten mich an.
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Sie musterten mich nur mit bösen Blicken.
    » Ist das jetzt der Teil, wo ich mir vor Angst in die Hose mache?«, fragte ich.
    Wieder streckte Coach Bobby mir den Zeigefinger ins Gesicht. » Kennen Sie das Landmark, diese Bar in Livingston?«
    » Klar«, sagte ich.
    » Heute Abend um zehn. Hinterm Haus auf dem Parkplatz.«
    » So spät darf ich nicht mehr raus«, sagte ich. » Außerdem bin ich nicht so leicht rumzukriegen. Sie müssen mich vorher zum Essen einladen. Und ein Blumenstrauß wäre auch nett.«
    » Wenn Sie nicht da sind…«, der Finger kam näher, » …komm ich Sie suchen. Und dann knöpf ich Sie mir vor. Haben Sie mich verstanden?«
    Das hatte ich nicht, aber bevor ich um Aufklärung oder ein paar weitere Erläuterungen bitten konnte, stapfte er davon. Seine Kumpel folgten ihm auf dem Fuß. Sie drehten sich zu mir um. Ich winkte allen ein fünffingriges Toodle-loo hinterher. Als einer mich länger anstarrte, als es mir angemessen erschien, warf ich ihm eine Kusshand zu. Sein Kopf schnellte nach vorn, als ob ich ihm eine Ohrfeige verpasst hätte.
    Kusshände– eine meiner Lieblingswaffen, um Homophobe auf die Palme zu bringen.
    Ich wandte mich wieder an Ali, sah ihre Miene und dachte Oh-oh …
    » Was um alles in der Welt war das denn?«
    » Als du noch nicht hier warst, ist im Spiel was vorgefallen«, sagte ich.
    » Und was?«
    Ich erzählte es ihr.
    » Und darauf bist du dann zum Trainer gegangen?«
    » Ja.«
    » Wieso?«, fragte sie.
    » Wie wieso?«
    » Damit hast du es doch nur noch schlimmer gemacht. Der Mann ist ein Aufschneider. Die Jungs merken das selbst.«
    » Jack ist fast in Tränen ausgebrochen.«
    » Darum kümmere ich mich dann. Dein Macho-Gehabe ist jedenfalls fehl am Platz.«
    » Es geht doch gar nicht um Macho-Gehabe. Ich wollte nur, dass er aufhört, auf Jack rumzuhacken.«
    » Kein Wunder, dass Jack in der zweiten Halbzeit nicht mehr
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