Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost

Titel: Von meinem Blut - Coben, H: Von meinem Blut - Long Lost
Autoren: Harlan Coben
Vom Netzwerk:
Trainer heran. » Halten Sie sich einfach ein bisschen zurück.«
    Coach Bobby reagierte darauf wie erwartet mit einem Grinsen und sagte: » Und was, wenn nicht?«
    » Er ist ein bisschen sensibel.«
    » Der Arme. Aber wenn er so sensibel ist, dann wäre es vielleicht besser, wenn er gar kein Basketball spielen würde.«
    » Und in Ihrem Fall wäre es vielleicht besser, wenn Sie gar keine Jugendmannschaft trainieren würden.«
    Dann trat Assistenztrainer Pat einen Schritt vor. Er sah mich an, und das wissende Lächeln, das ich nur zu gut kannte, breitete sich in seinem Gesicht aus. » Na sieh mal einer an.«
    Coach Bobby sagte: » Was ist?«
    » Weißt du, wer der Typ ist?«
    » Wer?«
    » Myron Bolitar.«
    Ich sah deutlich, wie Coach Bobby über den Namen nachdachte– es war fast so, als hätte er ein Fenster in der Stirn, durch das man zugucken konnte, wie das Eichhörnchen, das die kurze Bahn entlangrannte, immer schneller wurde. Als die Synapsen zu feuern aufhörten, grinste Coach Bobby so breit, dass die oberen Spitzen des Unterlippenbarts abzureißen drohten.
    » Der ehemalige › Superstar‹«, er malte die Anführungszeichen tatsächlich mit den Fingern in die Luft, » der’s nie zu den Profis geschafft hat? Der weltberühmte Vorrunden-Flop?«
    » Genau der«, bestätigte Assistenztrainer Pat.
    » Ach daher.«
    » Hey, Coach Bobby«, sagte ich.
    » Was ist?«
    » Lassen Sie den Jungen einfach zufrieden.«
    Die Augenbraue zog sich zusammen. » Sie wollen doch wohl keinen Streit mit mir anfangen?«, sagte er.
    » Da haben Sie vollkommen recht. Das will ich nicht. Ich möchte nur, dass Sie den Jungen zufrieden lassen.«
    » Ist nicht drin, Freundchen.« Er lächelte und trat etwas näher an mich heran. » Haben Sie irgendwelche Probleme damit?«
    » Ja, das habe ich. Große Probleme sogar.«
    » Wie wäre es denn, wenn wir die Diskussion nach dem Spiel fortsetzen? So ganz unter uns?«
    Das Blut wallte in meinen Adern auf. » Wollen Sie mich zu einem Kampf herausfordern?«
    » Jau. Natürlich nur, wenn Sie kein Feigling sind. Sind Sie ein Feigling?«
    » Ich bin kein Feigling«, sagte ich.
    Manchmal kommen diese unglaublich schlagfertigen Antworten bei mir wie aus der Pistole geschossen. Versuchen Sie, am Ball zu bleiben.
    » Ich muss ein Spiel coachen. Aber hinterher klären wir beide das. Alles klar?«
    » Alles klar«, sagte ich.
    Schon wieder diese unglaubliche Schlagfertigkeit. Ich hatte einen Lauf.
    Coach Bobby steckte mir den Zeigefinger ins Gesicht. Ich überlegte, ob ich ihn abbeißen sollte– immer eine gute Möglichkeit, sich die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu sichern. » Sie sind ein toter Mann, Bolitar. Haben Sie das verstanden? Ein toter Mann.«
    » Ein tauber Mann?«, fragte ich.
    » Ein toter Mann.«
    » Oh, gut, wenn ich nämlich ein tauber Mann wäre, könnte ich Sie ja gar nicht hören. Aber wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich das als toter Mann natürlich auch nicht.«
    Die Sirene ertönte. Assistenztrainer Pat sagte: » Jetzt komm schon, Bobby.«
    » Ein toter Mann«, wiederholte er noch einmal.
    Ich legte die Hand wie ein Schwerhöriger hinters Ohr und schrie: » Was?« Aber er hatte sich schon umgedreht.
    Ich sah ihm nach. Er stolzierte langsam und selbstbewusst davon, die Schultern nach hinten, die Arme schwangen etwas zu stark. Ich wollte gerade irgendetwas Dummes rufen, als ich eine Hand auf meinem Arm spürte. Ich drehte mich um. Es war Ali, Jacks Mutter.
    » Was ist denn hier los?«, fragte sie.
    Ali hatte diese großen, grünen Augen und ein sehr hübsches, offenes Gesicht– das ich ziemlich unwiderstehlich fand. Ich wollte sie hochheben und dieses Gesicht mit Küssen bedecken, aber manche Leute hätten es an diesem Ort für unangemessen halten können.
    » Nichts«, sagte ich.
    » Wie lief die erste Halbzeit?«
    » Wir liegen zwei Punkte zurück, glaube ich.«
    » Hat Jack getroffen?«
    » Nein, ich glaub nicht.«
    Ali musterte mein Gesicht einen Moment lang und entdeckte etwas darin, das ihr nicht gefiel. Ich wandte mich ab, und wir gingen zurück auf die Tribüne. Wir setzten uns nebeneinander und sahen das Spiel an. Nach zwei Minuten fragte Ali: » Und was ist jetzt mit dir?«
    » Nichts.«
    Ich rutschte auf dem unbequemen Sitz etwas nach hinten.
    » Lügner«, sagte Ali.
    » Ich versuch nur, ins Spiel zu kommen.«
    » Lügner.«
    Ich sah sie an, betrachtete das freundliche Gesicht mit den Sommersprossen, die sie in ihrem Alter gar nicht mehr haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher