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Von Flammen verzehrt

Von Flammen verzehrt

Titel: Von Flammen verzehrt
Autoren: Emily Bold
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ausgiebig geliebt hatte und dabei jeden Zentimeter ihres Körpers erkundet und liebkost hatte, fiel es ihm schwer, seinem erwachenden Verlangen zu widerstehen. Aber der Ausdruck in ihren Augen zeigte ihm, dass es nun an der Zeit war, sein Versprechen einzulösen.
    Während der letzten Stunde, als sie in seinem Arm gedöst hatte, war ihm bewusst geworden, dass er es nicht über sich bringen würde, ihr Lügen aufzutischen. Fay berührte ihn in einer Weise, wie keine je zuvor. Auch wenn er wusste, dass er nicht so töricht sein durfte, sich vollends in sie zu verlieben, wollte er ihr doch das Vertrauen entgegenbringen, das sie verdiente.
    Die Lage war vollkommen anders als damals bei Gabriel, redete er sich ein.
    Als hätte sie seine Gedanken erraten, flüsterte sie: „Was wird nun, Julien? Erzähl mir von dir … und diesem ganzen unglaublichen Zeug. Ich hab das Gefühl, den Verstand zu verlieren, wenn ich darüber nachdenke, mit einem unsterblichen Reliquienhüter geschlafen zu haben.“
    Julien lachte leise und beugte sich vor, um ihren Scheitel zu küssen.
    „Es ist eine lange Geschichte, Fay. Die Frage ist aber, ob du mir glauben wirst, wenn ich anfange, dir die Wahrheit zu erzählen?“
    Sie zuckte mit den Schultern.
    „Keine Ahnung, Julien. Wie soll ich so etwas denn glauben? Unsterblich! … Aber andererseits muss ich dir vertrauen, denn wie krank müsstest du sein, dir so eine irrsinnige Story auszudenken? Also, wie wird man unsterblich?“
    „Es gibt ein Elixier. Wir nennen es die Wahrheit , denn würde die Menschheit davon erfahren, wäre es das Ende vieler Lügen, die das heutige Weltbild prägen. Meine Männer und ich, wir haben unser Leben dem Schutz dieses Elixiers verschrieben. Seit beinahe tausend Jahren hüten wir die Wahrheit und versuchen, die Welt, wie wir sie kennen, zu schützen.“
    „Aber du sagst, es ist eine Welt voll Lügen? Warum?“
    „Der Glaube der Menschen, Fay, ist ein unvorstellbar kostbares Gut. Er verankert das Gewissen und Dinge wie Nächstenliebe, Sozialverhalten und allgemeine Grundregeln. Seit Anbeginn der Zeit glauben wir an Götter, an Mächte, die uns lenken. Und wir streben nach göttlicher Anerkennung, Gnade und Vergebung. Aber Menschen töten auch für ihren Glauben, für ihre religiöse Überzeugung – und im Namen ihrer Götter. Es ist besser, eine Lüge zu leben, als die Welt im Blut eines der größten Glaubenskriege versinken zu sehen, den wir uns nur vorstellen können.“
    „Religion, Glaube und Gott?“
    Fay schüttelte verwirrt den Kopf.
    „Was hat das alles mit euch zu tun? Mit diesem Elixier?“
    Julien fuhr sich durchs Haar. Es fiel ihm schwer, über all diese Dinge zu sprechen. Es war das erste Mal überhaupt, dass er jemandem einen Blick in sein Leben gewährte. Er wusste, seine Männer sollten davon besser nichts erfahren.
    „Glaubst du an Gott, Fay? An das, was in der Bibel geschrieben steht?“, fragte er und versuchte, ihren warmen Atem zu ignorieren, der so nah an seiner Männlichkeit Schauer der Erregung durch seinen Körper jagte.
    Fay grinste.
    „Ich bin nicht sonderlich religiös. Ich nehme an, reichen Menschen fällt es leichter als mir, Gott für etwas zu danken. Wenn ich am Abend nicht hungrig ins Bett falle, dann hat das nichts mit göttlicher Milde zu tun, sondern damit, dass geile Trunkenbolde ihr Geld lieber in mein Höschen als in den Klingelbeutel der Kirche stecken.“
    „Dann wird für dich also keine Welt zusammenbrechen, wenn ich dir sage, dass Jesus von Nazareths Wiederauferstehung wahrscheinlich nichts mit Gott zu tun hatte, sondern lediglich dem Elixier geschuldet war?“
    „Wirklich?“
    Fay setzte sich auf und zog sich die Decke über den Schoß. Ihre Haare fielen ihr bis auf die rosigen Spitzen ihrer Brüste, und das durch die Fensterläden hereinfallende Licht des neuen Tages warf glänzende Streifen auf diese wohlgeformten Hügel.
    Julien konnte den Blick nicht abwenden und hatte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren, da Fay offenbar nicht vorhatte, sich zu bedecken.
    „Was?“, fragte er, da ihm ihre weitere Antwort entgangen war.
    „Ich hab gefragt, ob Jesus dann noch lebt? Ich meine, wenn er – wie du – durch das Elixier unsterblich war?“
    Unter Aufbringung all seiner Selbstbeherrschung riss er sich von dem herrlichen Anblick los und sah Fay in die Augen. Das Pochen in seinem Schoß drängte ihn, dieses Gespräch schnell zu einem Ende zu bringen, aber er fürchtete, Fays Fragen noch nicht
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