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Von der Erde zum Mond

Von der Erde zum Mond

Titel: Von der Erde zum Mond
Autoren: Jules Verne
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gleichzeitig in’s Centrum einer jeden zu leiten bestimmt war.
    In der That, die Anzündung dieser Masse Baumwolle mußte vermittelst der Voltaischen Säule geschehen. Alle diese, mit einem isolirenden Stoff umgebenen Drahtfäden vereinigten sich oben, wo das Projectil aufgesetzt werden sollte, bei einem engen Zündloch; hier liefen sie durch die dicke gußeiserne Wand durch eines der in der Mauerkleidung gelassenen Luftlöcher, bis zum Boden hinaus. Hier auf der Höhe von Stone’s-Hill wurde der Draht, von Trägern unterstützt, zwei Meilen weit fortgeleitet, indem er durch einen Unterbrechungsapparat bis zu einer starken Voltaischen Säule lief.
    Man brauchte dann nur mit dem Finger auf den Knopf des Apparats zu drücken, um den Strom augenblicklich wieder herzustellen, und das Feuer theilte sich den viermalhunderttausend Pfund Baumwolle mit. Es versteht sich von selbst, daß die Säule erst im letzten Augenblick in Thätigkeit gesetzt ward.
    Am 28. November waren die achthundert Patronen im Innern der Columbiade eingelegt. Dieser Theil der Arbeit war glücklich fertig. Aber welches Lärmen, welche Unruhe, welche Kämpfe hatte Barbicane zu bestehen! Es half nichts, den Eintritt in Stone’s-Hill zu verbieten; tagtäglich stiegen die Neugierigen über die Palissaden, und manche gingen in ihrer Unvorsichtigkeit bis zum Wahnsinn, rauchten mitten unter den Ballen Schießbaumwolle. Barbicane gerieth täglich in Zornentrüstung. Maston unterstützte ihn möglichst, indem er die Eingedrungenen lebhaft verjagte, und die brennenden Cigarrenstumpfen sammelte, welche die Yankees hinwarfen. Ein schweres Stück Arbeit, denn es drängten sich über dreimalhunderttausend Mann um die Palissaden. Michel Ardan hatte sich zwar erboten, die Kisten bis zur Mündung der Columbiade zu escortiren; aber da er ihn selbst mit einer Cigarre im Munde betraf, während er die Unvorsichtigen, welchen er das schlimme Beispiel gab, fortjagte, sah der Präsident des Gun-Clubs wohl, daß er sich auf diesen unermüdlichen Raucher nicht verlassen könne, und sah sich genöthigt, ihn ganz besonders überwachen zu lassen.
    Endlich, da Gottes Auge die Artilleristen schützt, wurde das Laden ohne Explosion glücklich fertig gebracht. Die dritte Wette des Kapitäns Nicholl war also sehr gewagt. Es war nur noch das Projectil hinein zu bringen, und auf der dichten Lage Schießbaumwolle aufzustellen.
    Aber bevor man zu dieser Verrichtung schritt, wurden die Reisebedürfnisse in dem Waggon-Projectil geordnet aufgestellt. Es war deren eine ziemliche Anzahl, und hätte man Michel Ardan gewähren lassen, so hätten sie bald den ganzen für die Reisenden vorbehaltenen Raum eingenommen. Man kann sich kaum vorstellen, was dieser liebenswürdige Franzose Alles in den Mond mitnehmen wollte. Ein wahrer Ballast unnöthiger Dinge. Aber Barbicane legte sich in’s Mittel, und man mußte sich auf das streng Nothwendige beschränken.
    Einige Thermometer, Barometer und Brillen wurden in den Koffer zu den Instrumenten gethan.
    Die Reisenden waren begierig, unterwegs den Mond zu studiren, und sie nahmen, um sich die Kenntniß dieser neuen Welt zu erleichtern, die ausgezeichnete Mondkarte von Beer und Mädler mit, in vier Blättern, welche für ein wahres Meisterstück ausdauernder Beobachtung gilt. Sie stellt mit gewissenhafter Genauigkeit die uns zugewendete Seite des Mondes im geringsten Detail dar: Berge, Thäler, Circus, Krater, Rundplätze, Bergkegel und Streifen waren in genauen Maßangaben, richtiger Lage und Benennung, von den Bergen Dörfel und Leibnitz, mit seinem hohen Gipfel auf der östlichen Seite der Scheibe bis zum Eismeer in der Umgebung des nördlichen Pols.
    Es war also für die Reisenden ein kostbares Document, denn sie konnten darauf das Land studiren, bevor sie noch den Fuß darauf gesetzt.
    Sie nahmen ferner drei Büchsen und drei Jagd-Carabiner für explodirende Kugeln mit; dazu Pulver und Blei in reichlichem Vorrath.
    »Man weiß nicht, mit wem man dort zu thun haben wird«, sagte Michel Ardan. »Menschen oder Thiere könnten’s übel nehmen, daß wir ihnen einen Besuch machen! Man muß sich also vorsehen.«
    Uebrigens wurde auch nützliches Werkzeug, wie Beile, Hacken und Handsägen, mitgenommen, sowie Kleidungsstücke für alle Temperaturen und Zonen.
    Michel Ardan hätte gern eine Anzahl Thiere mitgenommen, obwohl nicht von jeder Gattung ein Paar, denn Schlangen, Tiger, Alligatoren und andere Raubthiere wollte er nicht auf dem Monde
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