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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt
Autoren: Patmos
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dieses Leuchten und noch immer erkannte er das Kreuz, das aus seiner Stirn zu wachsen schien.
    „Hubertus, Menschen sterben nun einmal. Auch du wirst irgendwann sterben“, sagte die Stimme wieder. „Das wirst du nicht verhindern können, und wenn du noch so viel betest. Aber der Tod ist nicht das Ende. Die Liebe ist stärker als der Tod. Und deine Frau hat dir ihre ganze Liebe geschenkt. Gibt sie weiter an die Menschen und die Tiere, die dir begegnen. Für deine Frau kannst du nichts mehr tun. Sie ist bei Gott. Aber für die anderen Menschen und Tiere kannst du etwas tun. Begegne ihnen mit Liebe, denn auch sie wollen nur leben, so wie du auch.“
    Damit verstummte die Stimme. Hubertus aber warf seinen Bogen weg, ging auf den Hirsch zu und umarmte ihn. Er legte seinen Kopf an seinen Hals und weinte und weinte. All die Wut, all seine Einsamkeit, alle Traurigkeit weinte er in das Fell des Hirsches, bis keine Tränen mehr da waren. Dann schaute er auf und der Hirsch sah ihn mit seinen großen glänzenden Augen aufmerksam an. „Ich werde nie wieder ein Tier töten, wenn ich nicht muss oder nur aus Spaß“, sagte Hubertus zu ihm. „Und ich werde auch darauf achtgeben, dass kein anderer Mensch das tut, das verspreche ich dir.“ DerGlanz um den Hirsch wurde mit einem mal so hell, dass Hubertus sich die Augen zuhalten musste. Als er sie wieder öffnete, war der Hirsch verschwunden.
    Hubertus schwang sich auf sein Pferd und jagte zurück zu seiner Hütte. Dann packte er sein Bündel, begrub die Tiere, die noch in seinem Schuppen hingen, in der Erde und schloss die Tür hinter sich ab. „Nun ist es Zeit, wieder zu den Menschen zurückzukehren“, dachte er. „Sie brauchen mich. Und auch die Tiere brauchen mich, damit ich auf sie achtgebe.“ Und das tat er dann auch.
    Bald war er im ganzen Land als einer bekannt, der sich um die Menschen genauso wie um die Tiere sorgte. Hubertus wurde Mönch, und weil ihn alle so lieb hatten, wurde er später sogar zum Bischof von Lüttich gewählt.
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    Namenstag:
    3. November

Was Antonius nur den Fischen erzählte
    Antonius war in der ganzen Welt zu Hause. In Spanien kam er auf die Welt, aber dann wurde er Mönch und reiste nach Marokko. Auf der Rückfahrt geriet er mit seinem Schiff in einen Sturm, und als das Boot kaputtging, landete er als Schiffsbrüchiger schließlich in Sizilien. Von dort aus reiste er nach Padua. Und hier fand er erst einmal so etwas wie ein Zuhause.
    Antonius hatte viel von Franziskus gehört, und schließlich war er in den Orden eingetreten, den Franziskus gegründet hatte. Antonius ist ihm sogar selbst einmal begegnet! Und ein bisschen ähnlich waren die beiden sich schon …
    Das Erste, was Antonius als Kind lernte, war reden – lange bevor er laufen konnte. Er hatte immer etwas zu erzählen, und wenn gerade keiner da war, der ihm zuhören konnte, dann sagte er es der Katze oder dem Hund, dem Spatz auf dem Dach oder dem kleinen Stoffbär, den er überall hin mitschleppte. Und wer ganz genau hinsah, konnte erkennen, dass es der Katze gefiel, was Antonius ihr erzählte. Sie schien ab und zu zu nicken und manchmal maunzte sie fröhlich, als würde sie ihm antworten.
    Als Antonius jetzt in Padua lebte, gab es dort noch viele Menschen, die nicht an Jesus glaubten. „Das kann nicht so bleiben!“, dachte er. Und da er noch immer gerne mit Menschen und Tieren redete, begann Antonius zu predigen – auf Dorfplätzen, in den Kirchen, auf Wiesen und Äckern, eben immer da, wo ein paar Menschen zusammengekommen waren. Und wenn auch nicht immer alles so spannend war, was er sagte, hörten die Menschen ihm gerne zu. Antonius hatte so eine Art, etwas zu erzählen, dass es fast unmöglich war, wegzuhören. Manchmal redete er vor Leuten, die seine Sprache gar nicht konnten, und trotzdem waren sie begeistert von ihm – weil es so schön klang, wenn er etwas sagte.
    „Die sind ja alle lieb und nett“, dachte sich Antonius manchmal, „aber ich könnte ihnen auch etwas übers Eierlegen erzählen, sie würden es nicht einmal merken.“ Manchmal konnte er nicht anders, als seine Zuhörer auf die Probe zu stellen. Dann erzählte er ihnen ein neues Gleichnis, das er eben erfunden hatte, zum Beispiel über das Eierlegen. Und statt aufzuspringen und zu protestieren, saßen alle da und hörten ihm selig lächelnd zu. Auf dem einen oder anderen Gesicht sah Antonius vielleicht mal ein Stirnrunzeln, aber sonst tat sich nichts.
    „Ich muss aufpassen“, dacht er, „das ist
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