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Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt

Titel: Von ängstlichen Drachen, halben Mänteln und zahmen Wölfen - die schönsten Heiligenlegenden neu erzählt
Autoren: Patmos
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Schurken!“, rief er, packte die beiden am Kragen, verpasste ihnen eine Ohrfeige und zerrte sie vor seine Wirtschaft. „Los, geh und hol die Stadtwachen!“, sagte er zu einem der anderen Gäste, „ich passe so lange auf sie auf.“
    Bald darauf kamen zwei Stadtwachen und unter weiteren Ohrfeigen und Geschrei pressten sie aus den beiden heraus, was geschehen war. Dann machten sie sich auf in den Wald und fanden Pater Meinrad tot in seiner Hütte. Sie begruben ihn gleich neben seiner geliebten Kapelle und die beiden Raben wurden zum Wächter seines Grabes.
    Die Menschen waren untröstlich, dass sie „ihren“ Pater Meinrad verloren hatten, und pilgerten in Scharen zu seinem Grab. Kurze Zeit später errichtete man eine Kirche darüber und schließlich ein Kloster. Und heute noch kann man es in der Stadt Einsiedeln in der Schweiz bewundern, die nach der Einsiedelei des Pater Meinrad benannt wurde. Seine Raben aber haben ihren Platz auf der Flagge „seiner“ Stadt gefunden.
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    Namenstag:
    21. Januar

Klara teilt aus
    Klara von Assisi war so etwas wie die kleine Schwester von Franziskus. Sie konnte zwar nicht mit den Tieren reden, aber dafür umso besser mit den Menschen. Wie Franziskus war auch ihre Familie sehr reich und angesehen, aber Klara wollte das Geld nicht – und heiraten wollte sie auch nicht. Eines Nachts schlich sie daher einfach von zu Hause weg und ging zu Franziskus. Sie klopfte an die Tür seines kleinen Klosters und sagte: „Hilf mir, Franziskus, bitte! Ich habe dich predigen gehört und sehe, wie du mit den Menschen und den Tieren umgehst – so will ich auch leben!“ Franziskus musste sich erst einmal den Schlaf aus den Augen reiben, und er war auch ziemlich verblüfft, mitten in der Nacht so eine junge Frau vor seiner Tür zu finden. „Komm mal rein, dann reden wir weiter“, sagte er freundlich und öffnete die Tür. Die beiden sprachen die ganze Nacht, und als es endlich hell wurde und die Vögel anfingen zu singen, war Franziskus überzeugt: Klara meinte, was sie sagte. „Wenn das so ist, dann gebe ich dir jetzt ein neues Gewand, und zum Zeichen, dass du es ernst meinst mit deinem neuen Leben, werde ich dir die Haare abschneiden. Bist du damit einverstanden?“, fragte Franziskus. Klara nickte und lächelte. Endlich ein Mann, der sie verstand!
    Am Morgen hatte Klaras Mutter sie wecken wollen, aber nur ihr leeres Bett gefunden. „Wo mag sie nur sein? Hoffentlich ist ihr nichts passiert!“, dachte sie und machte sich zusammen mit den anderen auf die Suche. In so einem kleinen Ort wie Assisi kannte aber jeder jeden, und was die Vögel nicht schon von denDächern pfiffen, erzählte die Weberin, die gleich neben dem Kloster wohnte, der Bäckerin und die wiederum allen, die in den Bäckerladen kamen. Und schwuppdiwupp wusste Klaras Familie, dass sie bei Franziskus war. Die Eltern waren empört!
    „Was will sie bei Franziskus? Sie ist dem Kaufmannssohn versprochen, das kann sie uns nicht antun!“, sagte ihre Mutter. Und so gingen sie zur Klosterpforte und klopften feste. Als Franziskus ihnen öffnete, herrschte Klaras Vater ihn an: „Los, gib uns sofort unsere Tochter heraus, die du mit deinen Ideen vergiftet hast! Sie hat etwas Besseres verdient, als ohne Schuhe und in Lumpen durch die Gegend zu laufen wie du und sich das Essen von den faulen Drückebergern auf der Straße wegnehmen zu lassen!“ Franziskus sagte nichts und öffnete nur die Tür ein Stücken weiter, sodass alle Klara sehen konnten, die hinter ihm stand. Als ihr Vater den kahlrasierten Schädel seiner Tochter sah, fiel er vor Schreck fast um. „Du bist nicht länger unsere Tochter!“, rief er, „was hat er nur mit dir gemacht?“ „Vater, nicht er, sondern ich“, antwortete Klara sanft. „Ich möchte so leben, und damit müsst ihr leben.“
    Es dauerte eine ganze Zeit, aber irgendwann verstanden alle, dass es Klara glücklich machte, dort zu sein, wo sie war. Die Nachricht hatte sich schnell herumgesprochen, und schon bald kamen immer mehr Frauen zu Franziskus, die sich Klara anschließen wollten. „Das wird mir dann doch zu viel Weibsvolk“, sagte sich Franziskus irgendwann, „sie sollenihr eigenes Kloster haben.“ Und so konnte Klara schließlich mit ihren Schwestern in San Damiano, einem kleinen Kirchlein und einem kleinen Kloster, einziehen.
    Klara liebte die Menschen. Sie sorgte gemeinsam mit Franziskus für die Armen und Kranken, kümmerte sich um Witwen und Waisen und gab buchstäblich ihr letztes Hemd
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