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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Alyson Noël
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Wange entlang und um die Kurve an seinem Ohr fährt. Sie hält seinen Blick so lange fest, dass ich auf einmal etwas begreife, was mir vorher unklar war: Sie hütet die Knochen nicht nur, sondern sie kennt die Knochen.
    Weiß, woher sie stammen.
    Kennt ihre gesamte Geschichte – wie sie den Weg zu ihr gefunden haben.
    Sie nimmt die Hand von seiner Haut und kehrt an ihren Platz zurück. Allerdings sieht sie ihn weiter mit einem Blick an, den ich nicht ganz entschlüsseln kann. »Warum sollst du auch nicht einen Coyote für einen Suchenden opfern?« Sie schüttelt den Kopf; ihre Augen funkeln. »Weil du das Echo bist, deshalb.« Sie wirft den Kopf in den Nacken und lässt enorme Lachsalven in den Himmel dröhnen – eine Kakophonie des Hohns, die um uns erschallt. Erneut wendet sie sich ihm zu. »Aber andererseits ist dein Schicksal als Echo nicht nur ein sonderbares, sondern auch ein geteiltes.« Ihr Blick wandert zu mir.
    »Ich weiß nicht, was das bedeutet.« Dace sucht ihr Gesicht ab, und seine Stimme klingt beklommen. »Was zum Teufel ist ein Echo? Worauf willst du hinaus?«
    Sie grinst, und ihr Gesicht ist so schön, so verführerisch, dass es unmöglich ist wegzusehen. Abermals tritt sie vor, umfasst sein Gesicht mit beiden Händen und presst ihre Stirn an seine. »Oh, das werdet ihr beide noch herausfinden. Ihr müsst nur wissen, dass ich dann zuschaue. Auf so etwas habe ich nämlich gewartet, das wird ein wirklich großer Spaß!« Sie zeigt auf die Richters, die nach wie vor an den Füßen vom Baum hängen. »Und wessen Seelen haben sie gestohlen?«
    »Ich weiß es nicht.« Mein Blick wandert zwischen ihnen hin und her. »Ich weiß nur, dass sie nicht hierhergehören. Und wenn die Seelen nicht mit ihren Wesen wieder vereint werden, wie sollen dann ihre Knochen den Weg zu dir finden, wenn es für sie kein Leben im Jenseits gibt, das sie anstreben können?«
    Unsere Blicke begegnen sich, und es fühlt sich an, als hätte sie es endlich verstanden, als hätte ich sie endlich von etwas überzeugt, von dem ich weiß, dass es wahr ist. Aber vielleicht ist das nur Wunschdenken. Ihre Miene ist so vage und unergründlich, ihre Stimmung so schwankend, dass ich mehr oder weniger auf alles gefasst bin, als sie sich auf einmal von mir abwendet, sich intensiv auf ihre Schlangen konzentriert und ruft: »Zieht sie raus – lasst die Seelen frei und hebt mir die Knochen auf!«
    Sie schießen weg von ihren Beinen und gleiten mit verblüffender Geschwindigkeit über die Erde. Schlängeln sich den ganzen Weg zu der Reihe untoter Richters, springen in ihre Münder und tauchen in ihre Kehlen hinab, ehe sie mit zahlreichen leuchtend weißen Kugeln wieder herauskommen, die sie rasch ausspucken. Die Seelen hüpfen, wippen, wackeln außer Sichtweite und machen sich auf die Suche nach ihren Eigentümern – all den armen Menschen, die ich auf den Fotos gesehen habe. Der plötzliche Energieverlust lässt die Körper der Untoten erschlaffen, und sie lösen sich in einen Haufen alter Knochen und Staub auf.
    Als nur noch ein Richter übrig ist, sieht sie mich an und fragt: »Vielleicht hättest du gern die Ehre?«
    Ich nicke und sehe zu, wie sie eine Schlange aus ihrem Rock reißt und sie mir zuwirft. Ihre Augen blitzen, und sie streckt die Zunge heraus, was mich an die Schlange aus meinem Traum erinnert – die Schlange, die die Seele von
Dace gestohlen hat. Nur dass diese Seelenentnahme nicht fehlschlagen wird, das lasse ich nicht zu.
    Sie packt das Monster, krallt ihre knochigen Finger in sein Haar und zerrt seinen Kopf nach hinten, während Dace ihm den Kiefer aufstemmt und ich die Schlange hineingleiten lasse. Mir schnürt es die Brust zu, und ich halte den Atem an, während ich darum bete, dass Palomas Seele unversehrt wieder herauskommt und sicher bei mir landet.
    Ich schnappe nach Luft, als die Schlange mit einer leuchtend weißen Kugel zurückkehrt, die sie zart im Kiefer balanciert, und bin erstaunt, wie leicht und luftig sie ist, als sie flach auf meinen Handflächen auftrifft.
    Die Knochenhüterin zischt mir ins Ohr: »Du hast bekommen, was du wolltest – jetzt geh! Überlass die anderen mir!« Ihr Gesicht verwandelt sich wieder zurück in einen Totenschädel, während sie die Ausbeute an Knochen zu ihren Füßen mustert.
    Ich tue wie geheißen, begierig darauf, so weit wie möglich von ihr wegzukommen. Ich werfe nur noch einen Blick zurück und sage: »Es gibt noch mehr. Ich habe keine Ahnung, wo sie momentan sind. Aber
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