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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
Autoren: Sophie Berg
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harmlos. Doch die ungewohnt dramatische Einleitung lässt auf Schwerwiegendes schließen.«
    Carla, die es sich auf der Rückbank bequem gemacht hatte, lehnte sich nun neugierig nach vorne: »Willst du am Ende Hubert sagen, dass er aus deinem Haus ausziehen muss?«
    Bea ließ ihr schallendes Lachen ertönen. Sie war sicher der Meinung, dass es mein Leben nicht unwesentlich erleichtern würde, wenn ich meinen Schwiegervater nicht ständig in der Nähe haben müsste. Und sie hatte nicht Unrecht.
    Doch das war es nicht, und so schüttelte ich den Kopf: »Nein, nichts so Drastisches. Wenn es auch, wenn ich es mir recht überlege, die Konsequenz aus meinem Entschluss sein könnte.«
    Die Freundinnen schauten verständnislos: »Kannst du uns das vielleicht näher erläutern?«
    »Ich habe beschlossen, mir einen Mann zu suchen.«
    Davon schienen die beiden wirklich begeistert zu sein. Keiner meiner eigenen Zweifel kam ihnen spontan über die Lippen. Was ich zu hören bekam, gefiel mir dennoch nicht.
    »Bravo! Das ist eine gute Neuigkeit«, sagte Carla erfreut, »höchste Zeit, dass du wieder einen Mann an deiner Seite hast. Deine Söhne brauchen auch eine männliche Bezugsperson. Hubert mit seinen überkommenen Ansichten ist auf die Dauer sicher nicht das ideale Vorbild …«
    Ich bremste ohne Vorwarnung, wie aus einem Reflex heraus. Nicht nur das Auto, auch diese Denkweise musste ich umgehend abbremsen. »Damit das klar ist«, stellte ich mit ungewohnter Heftigkeit fest, »was ich suche, ist ein Mann für mich. Zum Ausgehen und zum Reden. Ich suche doch keinen Ernährer oder einen Familienpapi! Glaubt ihr wirklich, ich suche einen Mann, der sich in die Erziehung meiner Kinder einmischt? Das kann doch nicht euer Ernst sein!« Es fiel mir schwer, mich zu beruhigen. »Eigentlich suche ich einen Liebhaber«, fügte ich hinzu. Es klang selbst in meinen Ohren ziemlich trotzig.
    »Sollst du haben«, sagte Bea gut gelaunt. So als hätte sie darauf irgendeinen Einfluss.
    »Alles klar«, bestätigte Carla vom Rücksitz her, »und wie willst du deinen Entschluss in die Tat umsetzen?«
    In die Tat umsetzen? Das war wieder typisch Carla. Immer gleich Nägel mit Köpfen machen. Ich war schon stolz auf mich, dass ich mich überhaupt zu dem Entschluss durchgerungen hatte. Daher zuckte ich nur unbestimmt mit den Schultern: »Es gibt genug Bars, die von Junggesellen nur so wimmeln«, meinte ich lässig. Ich hatte gerade in der Beilage einer Zeitung einen Artikel darüber gelesen.
    »Ach ja?« Carla war nicht überzeugt.
    »Aber nicht von Junggesellen über vierzig«, warf Bea ein.
    »… mit gehobener Bildung«, ergänzte Carla.
    Aha, da waren sie also, meine eigenen Zweifel. Doch aus fremdem Mund vorgebracht, reizten sie mich zum Widerspruch. Ich wollte mir nicht durch ihre Skepsis meine zur Schau gestellte Zuversicht rauben lassen.
    »Ihr werdet schon sehen. Ich finde eine passende Bar …«
    »… und dort stellst du dich an den Tresen und flötest: ›Hallo, Süßer!‹«, ergänzte Bea frech.
    »Fahr mal da vorne an der Ampel nach rechts«, befahl Carla von hinten. Ich gehorchte. »So, und nun rechts ran. Du hast Glück, da vorne ist wirklich ein Parkplatz. Schnell, bevor ihn dir ein anderer wegschnappt.«
    Ich tat, wie mir geheißen. Und doch wurde mir zunehmend mulmiger zumute. Carlas bestimmter Ton verhieß nichts Gutes.
    »Und was tun wir hier?« Ich wandte mich zu Carla um.
    »Pläne soll man sofort in die Tat umsetzen«, erklärte die Frau Verkaufsleiterin für Europa und öffnete energisch die Autotür. Kalte Luft strömte ins Innere. »Dort drüben ist eine Bar, wie sie dir vorschwebt. Das ›Monte‹. Die haben einen äußerst passenden Tresen.«
    Carla war bereits ausgestiegen und hatte die Autotür zugeknallt. Wir beiden anderen beeilten uns, ihr zu folgen.
    »Meint ihr wirklich, heute ist dafür der richtige Tag?« Es war eine Sache, einen Plan zu fassen. Aber musste man wirklich gleich darangehen, ihn zu verwirklichen?!
    »Heute ist so gut wie jeder andere Abend«, Carla vergrub ihre lederbehandschuhten Finger in den Manteltaschen. »Also kommt, ihr zwei.«
    »Roli, ich glaube, es ist besser, du lässt das Fellungeheuer im Wagen«, schlug Bea vor. Gehorsam warf ich meine Fellmütze auf den Fahrersitz. Dann schloss ich ab und folgte meinen Freundinnen in die Nacht.

    Unbarmherzig steuerten sie auf die hell erleuchtete Eingangstür zu. Das »Monte« war eine gute Wahl, wie Bea anerkennend feststellte. Es hatte nämlich
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