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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe
Autoren: Arto Paasilinna
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als sie merkte, dass Hermanni ihr über den Hintern strich.
    Er lief rot an.
    »’tschuldigung.«
    Hermanni sah sich genötigt zu erklären, dass es sich um eine harmlose Überprüfung handelte.
    »Ich wollte nur mal sehen, in welche Richtung die Haare auf Ihrem Hintern stehen.«
    Auch die Erklärung musste erklärt werden, ehe das Vertrauen zwischen Patientin und Retter wiederhergestellt war.
    Einer feinen Dame konnte man wohl nicht gut Erbsensuppe aus der Dose anbieten, aber Hermanni hatte ja seine Angelausbeute, den großen Saibling. Er säuberte, filetierte und salzte ihn, dann schnitt er mehrere Portionsstücke ab, tat ein paar Zwiebeln und einige Messerstiche Butter hinzu und schob alles in den Ofen. Als der Fisch eine Stunde später gar war, langten Lena und Hermanni tüchtig zu. Lena erklärte, dass sie schon seit Langem keine so herrliche Mahlzeit mehr genossen habe.
    Anschließend legten sie sich nieder und schliefen bis zum frühen Morgen. Inzwischen ließ der Sturm nach. Irgendwann gegen sechs Uhr in der Frühe fuhr ein Motorschlitten vor, und herein marschierten zwei junge Männer in Windanzügen. Hermanni kochte Kaffee und servierte Brote, die er mit ein paar Scheiben vom gebratenen Fisch belegte. Die jungen Männer schnippten Bierdosen auf und verkündeten großspurig, dass sie ein Konzert geben wollten, sofern Interesse bestand. Sie erzählten, dass sie Künstler aus Forssa, Musiker von einigem Format seien. Sie hatten Urlaub genommen und waren in die nördliche Einöde gekommen, um zu üben. Darüber hinaus versprachen sie sich hier in der Stille der Wildmark jede Menge Inspiration. Sie beabsichtigten, am nächsten Tangofestival in Seinäjoki teilzunehmen, erwarteten dort ein gutes Abschneiden und also Ruhm und einen Haufen Geld.
    »Wobei es uns nicht so sehr ums Geld geht, in der Kunst ist die Demut das Wichtigste.«
    Hermanni Heiskari bat sie freundlich, Lena Lundmark mit ihrem Motorschlitten aufs Festland zu bringen, denn die Schwedin sei mit dem Heißluftballon auf dem Eis des Sees notgelandet und habe sich dabei ernsthaft verletzt. Die jungen Männer glaubten die fantastische Geschichte nicht im Geringsten, versprachen aber trotzdem zu helfen. Sie erklärten, der Sturm habe die Fahrspur auf dem See verweht. Vielleicht könnten sie die Tour am nächsten Morgen machen?
    Damit galt es sich abzufinden. Nachdem die beiden ihr Frühstück verzehrt und das erste Bier intus hatten, begannen sie mit einem infernalischen Tangokonzert. Der Ältere der beiden, Taneli Lankinen, holte von draußen aus seinem Gepäck ein Akkordeon, und der Jüngere, Juhani Ruskoaava, räusperte sich gründlich. Dann ging es los.
    »Märchenland«, »Tango auf dem Meer«, »Nur Sand«, »Tango Pelargonia«, »Silberner Mond« …, pausenlos wurden Lena und Hermanni mit diesen immergrünen Tanzmelodien beschallt, bis zum Abend und, damit nicht genug, auch noch die ganze Nacht hindurch. Gelegentlich vergossen die Künstler sogar Tränen der Rührung, verbeugten sich und erwarteten Applaus. Lena Lundmark äußerte den Wunsch, das Tangotraining möge zur Nacht unterbrochen werden, aber das ließ das künstlerische Feuer nicht zu: »Tango auf dem Meer, er klingt und klingt und klingt …«
    Erst in den frühen Morgenstunden fielen die Musikanten für zwei Stunden in Schlaf, aber gleich nach dem Frühstück zückte Lankinen erneut das Instrument. Nach ein paar Bier schallten wieder herzzerreißende Tangos durch den Raum. Solist Ruskoaava machte einen tiefen, wackeligen Diener vor der auf dem Feldbett ruhenden Lena Lundmark und forderte sie zum Tanz auf. Hermanni knurrte, dass ihn das Ganze anstinke. Ruskoaava war beleidigt, als die pelzbekleidete feine Dame seine Tanzkünste nicht würdigte. Er ließ ein paar Stücke aus und schmollte über die erlittene Abfuhr, aber nach einer Weile zog ihn die Kunst erneut in ihren Bann. Jetzt kam das wehmütige Stück über den Inarisee an die Reihe: »Wie lang, so tief …« Lankinen, der die Augen andächtig geschlossen hielt, gab sich seinem Spiel so ekstatisch hin, dass er die Diskanttasten beschädigte, als das Instrument an den Herd knallte. Lena Lundmark und Hermanni Heiskari waren zu Tode erschöpft und glaubten, jetzt endlich Ruhe zu haben, aber vergebens. Taneli Lankinen förderte von irgendwo eine Mundharmonika zutage, die von nun an den zum Tangokönig aufstrebenden Künstler Juhani Ruskoaava beim Gejohle immer neuer Lieder begleitete.
    »Wir haben beschlossen, in dieser Woche
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