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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch
Autoren: Gerhard Branstner
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an?«
    »Ich«, sagte Wirsing. Doch da er schon einigemal vergeblich angefangen hatte, scheute er sich diesmal davor und blickte fragend in die Runde. Doch keiner schien die Absicht zu haben, ihm ins Wort zu fallen. Kraftschyk zwirbelte erwartungsvoll seinen Schnauzer; Fontanelli verkniff ein wenig pikiert die Lippen und starrte ins Leere, als wollte er einen Automaten hypnotisieren; und Stroganoff hatte sich gemütlich zurückgelehnt und die Hände über den Leib gefaltet. Auch der Bedienungsautomat stand still in seiner Ecke und gab keinen Piep von sich. Nicht einmal eine Fliege surrte durch den Raum. Was auch nicht möglich gewesen wäre, denn das »Wirtshaus Zum Müden Gaul« war, bei aller Treue zum Detail, natürlich ohne die seinerzeit üblichen Fliegen eingerichtet worden. Daher herrschte jetzt absolute Stille. Und als sich der Himmelsgärtner sicher war, daß sie auch noch eine Weile herrschen würde, sagte er: »Also, es ereignete sich auf einem Planeten etwa von der Größe des Merkur, und die Geschichte heißt
     
     
    Die haarsträubende Rettung aus tödlicher Gefahr
     
    und widerfuhr mir, als ich in den Eigenheiten uns fremder Vegetationen noch ziemlich unerfahren war.«
    An dieser Stelle hielt Wirsing inne, doch da keiner den Mund aufmachte, fuhr er fort.
    »Also, ich war noch ziemlich unerfahren und begleitete Professor Salbei, seinerzeit eine Weltberühmtheit, mit noch drei weiteren Assistenten auf einer Expedition zu besagtem, dem Merkur ähnlichem Planeten. Er gehörte dem elften System an, und wir gaben ihm die Bezeichnung 11/A/1, denn er besaß eine Atmosphäre und war der erste Planet des elften Systems, den wir betraten. Wir waren noch nicht weit auf dem besagten Planeten vorgedrungen, als wir uns umzingelt sahen.«
    »Von Indianern?« fragte Kraftschyk.
    »Nein.«
    »Oder von Kannibalen?« fragte Stroganoff.
    »Von so was Ähnlichem«, erklärte Wirsing, »aber das wußten wir zunächst noch nicht. Die Gegend sah ganz harmlos aus, so eine Art Waldwiese, ein bißchen spärlich, als ob es lange nicht geregnet hätte, aber ansonsten wie jede andere Waldwiese auch. Und als wir zur Mitte der Wiese kamen, lagen da so was wie Sonnenblumen umher, ziemlich große. Und sie lagen akkurat in einem Kreis von ungefähr zehn Meter Durchmesser, als ob sie jemand absichtlich so eingepflanzt und dann zu gießen vergessen hätte. Da wir keinen Anlaß hatten, einen Bogen um sie zu machen, gingen wir über sie hinweg weiter. Als wir uns aber in der Mitte des Kreises befanden, richteten sich die Dinger schnurstracks auf und bildeten einen übermannshohen Zaun um uns. Das kam uns nun doch ein wenig merkwürdig vor. Aber an eine Gefahr dachten wir noch immer nicht, eher an ein Wunder der Natur, Professor Salbei setzte seinen Zwicker auf und trat zu eines der Dinger heran, um es genauer zu beäugen. In dem Augenblick schoß das Biest wie eine Natter auf ihn zu und schnappte mit dem Kelch nach seinem Kopf. Salbei fuhr im letzten Moment zurück und verfügte sich schleunigst wieder in die Mitte des Kreises. Er war leichenblaß geworden, und da er seinen Zwicker verloren hatte, blinzelte er hilflos von einem zum anderen und stotterte: ›das sind – Teufel eins – fleischfressende Pflanzen!‹
    Da saßen wir ganz schön in der Patsche. Fleischfressende Pflanzen dieser Größe waren uns noch niemals begegnet, von der Schnelligkeit, mit der sie zuschnappten, ganz zu schweigen.
    Mit der Zeit beruhigten wir uns aber, denn Pflanze bleibt Pflanze, und irgendwie würden wir schon auf einen Trick kommen, die gefräßigen Gewächse zu überlisten.
    ›Wir müssen sie‹, meinte unser Professor, ›erst eine Weile beobachten, um ihren Charakter genauer bestimmen zu können. Wo habe ich denn bloß meine Brille?‹
    Der Zwicker lag einen Schritt von dem Biest entfernt, das nach unserem Professor geschnappt hatte. Da war nicht ranzukommen. Doch einer der Assistenten, der sich nebenbei mit dem Fangen von Schmetterlingen beschäftigte, nahm seinen Kescher und zog den Zwicker aus der Reichweite der Pflanze. Salbei klemmte ihn sich sogleich wieder auf die Nase und beäugte neuerlich, jetzt aber aus gebührender Entfernung, die schrecklichen Gewächse. Ehe er jedoch zu einem Schluß über deren genaueren Charakter gekommen war, war unser Schmetterlingsfänger auf eine Idee gekommen. Er machte sich an eine der Pflanzen heran, stülpte ihr den Kescher über den Kopf und zog sie herunter. Das Biest wehrte sich mit erstaunlicher Kraft,
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