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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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Zivilbevölkerung selbst, das jeden Terroranschlag hier und jetzt unmöglich machte. Jeder Aktivist der Blauen Front, der einen solchen Versuch unternommen hätte, wäre von genau den Menschen gelyncht worden, in deren Namen er zu handeln glaubte.
    Die Seelen der Bürger von Blauvain schienen von so etwas wie Ehrfurcht und Kummer bewegt zu werden, von einem emotionalen Konglomerat, das beinah auch an sich auf Neid gründende Sehnsucht heranreichte. Es waren die gleichen Menschen, die sich noch vor vierundzwanzig Stunden in ihren Häusern verkrochen hatten, in fast panischer Angst vor jenen Truppenangehörigen, die nun vor ihnen durch die Straßen zogen, auf das Ministerialgebäude der Stadt Blauvain zu. Ich stand auf dem Balkon oberhalb der Halle, in der Kensie aufgebahrt lag, und ich spürte erneut die Böen des Ereignissturms, die ich zum erstenmal in Ians Büro gefühlt hatte – die Böen jener Kräfte, von denen mir Padma erzählt hatte. Die Bürger von Blauvain waren heute anders als sonst, und sie zeigten ihre Andersartigkeit. Kensies Tod hatte sie verändert.
    Und dann geschah noch etwas. Als der letzte Soldat den Sarg passiert hatte, setzte sich auch die Zivilbevölkerung der Stadt in Bewegung und verlängerte ihre Reihe. Am späten Nachmittag, als sich der letzte Söldner von dem Toten verabschiedet hatte, trat die erste nichtuniformierte Gestalt an den Sarg. Sie berührte ihn nicht, und sie gab auch keinen Ton von sich; aber sie blieb kurz stehen und warf einen sonderbaren, fast von schüchterner Neugier geprägten Blick auf das Gesicht des Aufgebahrten, in dessen Namen soviel Unheil hätte geschehen können.
    Und hinter dieser einen Person hatte sich bereits eine Schlange gebildet, die beinah noch einmal halb so lang war wie die der Soldaten.
    Ich hatte einen viel früheren Zeitpunkt für die Schließung der Großen Halle vorgesehen – es war fast Mitternacht, als der letzte Zivilist an dem Toten vorbeigegangen war und der Sarg in einen Raum im Hauptquartier des Expeditionskorps gebracht werden konnte, von wo aus er nach Dorsai zurücktransportiert werden sollte. Es war eine Seltenheit, daß ein Leichnam in die Heimat überführt wurde – selbst dann, wenn es sich um hochrangige Söldneroffiziere handelte. Aber im Falle von Kensie Graeme hatte daran nie der geringste Zweifel bestanden. Die Soldaten und Offiziere der beteiligten Truppeneinheiten hatten die nötigen finanziellen Mittel gespendet, um den Rücktransport möglich zu machen. – Wenn die Zeit an Ian kam, dann würde er ganz zweifellos in dem Boden des Planeten beerdigt werden, auf dem er gefallen war. Nur wenn er sich zufällig zu Hause aufhielt, wenn die Reihe an ihn kam, würde er in seiner Heimat Dorsai die ewige Ruhe finden. Kensie aber war eben … Kensie.
    „Wissen Sie, was man mir vorgeschlagen hat?“ fragte Moro, als er, Pel und ich zusammen mit einigen Senioroffizieren des Expeditionskorps – unter ihnen war auch Charley ap Morgan – dabei zusahen, wie der Sarg Kensies in den dafür vorbereiteten Raum im HQ der Streitkräfte gebracht wurde. „An die Stadtverwaltung ist der Antrag gestellt worden, ein Denkmal für ihn zu errichten, hier in Blauvain. Ein Denkmal für Kensie Graeme.“
    Weder Pel noch ich antworteten. Schweigend beobachteten wir die Aufstellung des Sargs. Er wirkte massiv und schwer, aber vier Männer reichten aus, ihn und den Körper darin mühelos zu tragen. Das so dick wirkende Metall an den Seiten war in Wirklichkeit hohl, um das Transportgewicht zu verringern. Die Soldaten ließen ihn zu Boden, nahmen die transparente Schutzabdeckung ab und trugen sie hinaus. Der Leichnam Kensies lag nun ganz offen da. Das von unserem Standort aus sichtbare Profil seines Gesichts wirkte ruhig und entspannt vor dem hellen Rosarot der Auskleidung des Sargs. Die Senioroffiziere in unserer Begleitung, die nicht der durch die Große Halle defilierenden Reihe von Soldaten angehört hatten, begannen nun nacheinander das Zimmer zu betreten, immer jeweils nur einer. Sie blieben einige Sekunden lang stumm vor dem Aufgebahrten stehen und kamen dann wieder heraus.
    „Er war das, was wir hier auf Santa Maria nie hatten“, sagte Pel nach einer ganzen Weile. Seit dem Gespräch mit Padma war er ein völlig anderer. „Ein Führer. Jemand, dem man guten Gewissens folgen und Sympathie entgegenbringen kann. Jetzt, da unsere Bürger mit eigenen Augen gesehen haben, daß es so etwas gibt, sehnen sie sich selbst nach einem solchen
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