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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai
Autoren: Gordon R. Dickson
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Menschen.“
    Er sah zu Charley ap Morgan auf, der gerade aus dem Zimmer trat.
    „Ihr Dorsai habt uns verändert“, sagte Pel.
    „Haben wir das?“ Charley blieb stehen. „Wie denken Sie nun über Ian, Pel?“
    „Ian?“ General Sinjin runzelte die Stirn. „Wir sprachen von Kensie. Ian ist eben … so wie er immer war.“
    „Was Sie alle nie begriffen haben“, erwiderte Charley und musterte uns der Reihe nach.
    „Ian ist in Ordnung“, sagte Pel. „Das will ich gar nicht bestreiten. Aber es wird niemals einen zweiten Kensie geben.“
    „Es wird auch niemals einen zweiten Ian geben“, sagte Charley. „Er und Kensie … zusammen waren sie wie eine einzige Person. Das ist das, was keiner von Ihnen jemals verstanden hat. Und jetzt ist die eine Hälfte von Ian tot.“
    Pel schüttelte langsam den Kopf.
    „Es tut mir leid“, sagte er, „aber das kann ich nicht glauben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ian jemals einen anderen Menschen gebraucht hat – selbst was Kensie betrifft. Er hat niemals etwas riskiert, wie also hätte er etwas verlieren können? Nach Kensies Tod legte er nur die Hände in den Schoß und behauptete immer wieder, nichts unternehmen zu können, um jede Beeinträchtigung von Kensies Reputation zu vermeiden – bis er dann durch die Ereignisse zum Eingreifen gezwungen wurde. So verhält sich kein Mann, der die bessere Hälfte seines Selbst verloren hat.“
    „Ich habe es nicht die bessere Hälfte genannt“, stellte Charley richtig. „Ich habe nur von einer Hälfte als solcher gesprochen – und irgendeine Hälfte reicht völlig. Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, wie das wäre. Stellen Sie sich vor, was Sie empfänden, wenn man Sie in der Mitte teilte – wenn man Ihnen einen existentiellen Bestandteil Ihres Seins entrisse, wenn die Person, die Ihnen am nächsten steht, auf offener Straße von einer Handvoll irregeleiteter und fanatischer und verrückter Revoluzzer, die von der Welt stammen, zu deren Rettung Sie Ihr Leben einsetzten, niedergeschossen würde. Angenommen, das wäre Ihnen zugestoßen, was empfänden Sie dann?“
    Pel war bei Charleys Worten ein wenig blaß geworden. Als er antwortete, haftete seiner Stimme jener veränderte und junge, fast geläuterte Tonfall an, den ich nach seiner Unterhaltung mit Padma zum erstenmal vernommen hatte.
    „Ich vermute …“ setzte er ganz langsam an; seine Worte verklangen und machten wieder Schweigen Platz.
    „Ja?“ sagte Charley. „Jetzt beginnen Sie zu verstehen, so zu fühlen, wie Ian zumute ist. Angenommen, Sie empfänden auf diese Weise, und direkt außerhalb der Stadt, in der sich die Mörder Ihres Bruders versteckt halten, sind sechs Bataillone kampferprobter Soldaten stationiert, die diese Stadt auf ein einziges Wort von Ihnen hin in ein zweites Rochmont verwandeln würden – die sogar kaum davon abgehalten werden können, genau das zu tun. Sagen Sie mir folgendes: Fiele es Ihnen leicht oder schwer, dieses eine Wort nicht auszusprechen, das die Truppen sofort in Marsch setzen würde?“
    Die einzelnen Worte schienen sich in die Länge zu ziehen, als Pel antwortete: „Es wäre … schwer …“
    „Ja“, sagte Charley düster. „Und das war es auch für Ian.“
    „Warum hat er sich dann dafür entschieden?“ fragte Pel.
    „Das hat er Ihnen selbst gesagt“, gab Charley zurück. „Er traf diese Entscheidung, um die militärische Reputation seines Bruders zu wahren: Selbst nach seinem Tod sollten im Namen Kensie Graemes keine militärischen Aktionen stattfinden, die nicht den höchsten moralischen Ansprüchen gerecht wurden.“
    „Aber Kensie lebte nicht mehr. Er selbst konnte seinem eigenen Ruf nicht mehr schaden!“
    „Aber seine Truppen“, sagte Charley. „Die Soldaten wollten jemanden für Kensies Ermordung büßen lassen. Sie wollten Kensie ein Denkmal bauen, ihm und dem Kummer, den sie angesichts seines Todes empfanden – sie wollten ihm ein ebenso beständiges Monument setzen, wie es Rochmont für Oberst Jacques Chrétien gewesen ist. Es gab nur eine Möglichkeit, ihrem Wunsch nach Rache zu genügen – wenn Ian selbst, stellvertretend für sie alle, die Mörder erledigte. Denn niemand konnte Zweifel daran haben, daß es in erster Linie Kensies Bruder zustand, all jene zu repräsentieren, die über Kensies Tod trauerten.“
    „Sie sprechen von der Tatsache, daß Ian die Mörder seines Bruders eigenhändig umgebracht hat“, sagte Moro. „Aber es gab keine Möglichkeit für ihn vorauszuahnen, daß
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