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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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mich wenigstens ab und zu besuchen, so wie Alvin, aber Houston ist nie mehr gekommen.

    So ungefähr brachte ich Houston da in dem Wagen um. Hinterher war mir ziemlich übel, und eine Weile erbrach ich mich, übers Geländer gebeugt, in den Fluss. Dann war mir plötzlich eiskalt, also ging ich zum Wagen zurück und holte Houstons Jacke aus dem Kofferraum. Ich hörte nichts. Meine Ohren taten beide wie verrückt weh. Ich dachte, ich hätte mich so stark erbrochen, dass mir die Trommelfelle geplatzt waren. Ich schmeckte immer noch Säure auf der Zunge, und meine Augen brannten beide, als ich den Wagen startete und weiterfuhr.
    Ich war noch nie allein zum Hotel gefahren und hatte keine Ahnung, wie ich hinkommen sollte. Die Straße wurde gleich ganz eng, auf beiden Seiten dichter Wald. Eine Weile fuhr ich ziemlich gut, aber im Grunde war ich immer noch zu sehr auf Tilt, um ein Auto zu bedienen. Nach ein paar Kilometern machte ich ein paar schlimme Fehler und knallte gegen einen Baum. Ich schlief eine Weile am Lenkrad, und als ich aufwachte, betrachteten mich Rehe durchs Beifahrerfenster. Meine Beine taten es beide noch, also stieg ich aus, streckte den Rücken und sah mir den Schaden an. Der Baum, gegen den ich gefahren war, war nicht mal kaputt, aber Houstons Wagen hatte ich übel zugerichtet.
    Auf der anderen Straßenseite war eine Art Rastplatz, wo ein paar Frauen im Kreis im Gras saßen. Ich glaube, die machten ein Picknick, aber jetzt standen sie alle auf und beschwerten sich über das, was ich getan hatte.
    »Nicht mal in den Park kann man mehr gehen«, sagten sie.
    »Was in aller Welt geschieht nur mit uns?«, sagten sie.
    Sie zündeten sich alle eine Zigarette an und sahen mich finster an. Ich überlegte, ob ich mich bei ihnen entschuldigen sollte, dass ich ihr Picknick ruiniert hatte, aber ich wusste, dass ich wahrscheinlich einfach verschwinden sollte. Ich ließ den Wagen stehen und lief die Straße weiter, bis ein Trucker neben mir hielt und mich fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ich erklärte ihm, dass ich meinen Wagen geschrottet hätte.
    Der Trucker war ziemlich nett, auch wenn ich bis auf seinen Schnauzbart und die Coladose, in die er ständig reinspuckte, kaum eine Erinnerung an ihn habe. Er fuhr mit sämtlichen Fenstern offen, und ich musste daher Houstons Jacke ganz zumachen, damit mir warm blieb. Er sagte, er sei jetzt fünfzehn Stunden durchgefahren, von New York her. Ich fragte ihn, wie New York so sei. Er meinte, ziemlich gut. Eine Weile fuhren wir, wie ich noch weiß, durch dichte Rauchwände, die aus dem Wald zu beiden Seiten der Straße quollen. Er erzählte mir, die Waldhüter würden die Bäume absichtlich verbrennen, um Waldbrände zu verhindern. Er erklärte es mir ein paar Mal, aber trotzdem verstand ich nicht, warum jemand das tun sollte.
    Er setzte mich ungefähr zwei Kilometer entfernt vom Hotel ab, und von da ging ich dann zu Fuß nach Hause. Julia war hinten auf dem Rasen und hängte Wäsche auf eine Leine, die zwischen Bäumen gespannt war. Inzwischen war es Spätvormittag.
    »Riech mal diese Wäsche.«
    Sie reichte mir eine Bluse. Sie war warm von der Sonne und roch gut, und sie erinnerte mich an sie, obwohl Julia ja vor mir stand. Als ich die Bluse vom Gesicht nahm, sah ich, dass sie mich anstarrte.
    »Du hast ja Houstons Jacke an«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Was ist mit seinem Auto?«
    »Ich hab’s zu Schrott gefahren.«
    »Warum? Wo ist er?«
    »Weg.«
    »Was redest du denn da?« Julia riss mir die Bluse aus der Hand. »Was hast du getan, Joe?«
    »Was du von mir wolltest.«
    »Ich habe dich um nichts gebeten.«
    »Das musstest du auch nicht.«
    »Joe.«
    Sie trat ganz nah an mich ran und fasste mich an beide Schultern, blickte zwischen meinen Augen hin und her.
    »Hat dich jemand gesehen?«
    »Nein.«
    »Hat dich seither jemand gesehen?«
    »Bis jetzt vielleicht fünf Leute.«
    »Wer?«
    »Vier Frauen, die ein Picknick machten. Und ein Trucker. Aber der hat gesagt, er fährt nach New York. Du hast gewollt, dass ich es mache«, wiederholte ich.
    »Sag das nicht. Ich will das nie wieder von dir hören. Wir müssen dich hier wegbringen.«
    Bald machten wir tausend Sachen auf einmal: mich heimlich nach oben schaffen, meine Büchertasche packen, mein Zimmer ausräumen. Schon zehn Minuten später kämpften wir uns durch den Wald, suchten nach der Stelle, wo wir Alvins Wagen versteckt hatten. Als wir ihn gefunden und die Plane weggezogen hatten, sprang er gleich beim ersten Mal an. Ich hatte
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