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Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)

Titel: Vom Finden der Liebe und anderen Dingen (German Edition)
Autoren: David Lampson
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an dem Tag schon ein Auto geschrottet, daher war ich erleichtert, dass Julia fahren wollte. Bald rollten wir über den Feldweg, ließen das Hotel zurück.
    Julia hatte die ganze Zeit nicht viel gesprochen, auch fiel mir auf, dass sie mich kaum ansah. Als wir dann auf dem Highway waren, sagte sie, sie würde umkippen, wenn sie nicht gleich was äße, also gingen wir zum Mittagessen in ein Lokal, das hervorragende Cheeseburger haben sollte. Es hießt Frenchie’s oder Frenchman’s oder France oder so ähnlich. Dorthin war Julias Familie immer am Wochenende gegangen, um Limonade zu trinken, weil es genau auf halber Strecke zu ihrer Sommerfarm lag. Aber jetzt war sie seit Jahren nicht mehr dort gewesen.
    Draußen war es kaum Nachmittag, aber drinnen war es schon Abend. Man merkte, dass die meiste Luft den ganzen Tag durch Zigaretten gegangen war. Viele tranken und spielten Billard. Schwer vorstellbar, dass Julias Familie hier gegessen hatte. »Ich habe alles völlig falsch in Erinnerung«, sagte sie. Dann drückte sie mich gegen eine Wand und küsste mich. Es war der heftigste Kuss, den sie mir je gegeben hatte. Sie flüsterte mir ins Ohr: »Halt mich jetzt einfach nur, und lass mich nicht los.«
    »Okay.«
    »Ich kenne den Kellner von der Highschool, aber ich glaube, er hat mich noch nicht gesehen. Es war eine blöde Idee, herzukommen.«
    »Sollen wir gehen?«
    »Halt mich einfach nur und sag, wenn die Luft rein ist. Aber lass es natürlich aussehen.«
    Ich schaute ganz natürlich zur Bar hin. Der einzige Kellner, den ich sah, war ein großer Blonder mit Sonnenbrand. Er hatte eine Frisur, wie man sie wahrscheinlich in der Armee trug.
    »Was macht er?«, fragte Julia.
    »Er steht einfach hinter der Bar.«
    »Küss mich noch mal.«
    Ich küsste sie noch mal. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass ich sie küsste. Es dauerte nicht lange, denn der Barmann kam her. Er sagte »Julia« und fasste sie an der Schulter, also mussten wir aufhören zu küssen und mit ihm reden. Julia legte mir eine Hand auf den Bauch und flüsterte: »Einen Moment.« Dann drehte sie sich um und sagte »Brian«, und gleich darauf umarmten sich die beiden.
    »Julia Manning«, sagte er. »Wurde aber auch Zeit, dass du mal wieder reinschaust. Ich hab dich ja seit dem Schulabschluss nicht mehr gesehen.«
    »Stimmt«, sagte sie. »Ich bin schlimm, ich weiß. Aber jetzt bin ich ja wieder da.«
    »Wie geht’s Cecily?«
    »Der geht’s gut.«
    »Und deinem Dad?«
    »Dem auch. Und bei dir? Wie geht’s euch allen?«
    »Ach, ganz gut.«
    »Und deine Leute?«
    »Die kommen nachher«, sagte Brian. »Die werden sich riesig freuen, dich zu sehen.«
    »Das ist mein Freund«, sagte Julia. »Brian, Joe.«
    Brian und ich gaben einander die Hand. Ich weiß nicht, warum er so fest zudrücken musste. Sein Lächeln war unglaublich, aber während wir uns die Hand schüttelten, schaute er die ganze Zeit auf Julia. »Ich hab ja schlimme Sachen über deinen Vater gelesen«, sagte er. »Falls es dich interessiert, ich glaube kein Wort davon.«
    »Ach, danke. Dank dir, Brian.« Sie lächelte ihn noch heftiger an.
    »Falls du meine Meinung hören willst, eigentlich müssten die ganzen Anwälte in den Knast. Das FBI und diese verdammten Anwälte, allesamt. Die können einfach nicht zulassen, dass einer sich ordentlich sein Brot verdient. Im Moment ist hier nichts los. Ich setz mich ein bisschen zu euch.«
    »Wir können aber nicht lange bleiben.«
    »Setzt euch da hin«, sagte Brian streng. »Ich bring uns allen Nachos.« Er drückte Julia die Hand, ging und kam mit Nachos und drei Limos wieder. Dann saß ich einfach da, während sie sich über eine Menge Leute unterhielten, die ich nicht kannte. Sie redeten auch über Kirchen und Golfklubs und Geometrielehrer und Leichtathletikfeste und komische Sachen, die an ihrer Highschool passiert waren. Ich konnte nichts dazu beitragen, also trank ich meine Limo zu schnell, und schon bald kam ich auf Tilt, so ganz verschwommen. Als ich pinkeln ging, wurde ich von Leuten abgelenkt, die beim Billard wetteten, und es dauerte keine Stunde, bis ich mein ganzes Geld plus weitere hundert Dollar aus einem Geldautomaten, den sie an der Bar hatten, verloren hatte. Als ich zurückkam, sangen Julia und Brian gerade ein Lied, das ich noch nie gehört hatte.
    »Du spielst ja ziemlich übel Billard«, sagte Brian.
    »Was machst du?«, fragte ich Julia.
    »Bloß alte Geschichten erzählen.«
    »Können wir jetzt gehen?«
    »Sollten wir wohl.«
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