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Vollendet (German Edition)

Vollendet (German Edition)

Titel: Vollendet (German Edition)
Autoren: Neal Shusterman
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Bus zu schmuggeln, aber wegen der Barcodes auf den Armbändern wird das kaum möglich sein. Alles ist perfekt organisiert und narrensicher. Dennoch plant und verwirft Risa während der Fahrt die verschiedensten Fluchtszenarien.
    Plötzlich sieht sie durchs Fenster den Tumult ein Stück weiter die Straße entlang. Auf dem Seitenstreifen der anderen Fahrbahn stehen Polizeiwagen, und als der Bus die Spur wechselt, erkennt sie zwei Gestalten auf der Straße: Zwei Jungs rennen zwischen den Autos hindurch. Einer hat den anderen im Schwitzkasten und zieht ihn praktisch mit sich. Und beide laufen direkt vor den Bus.
    Risas Kopf wird gegen das Fenster geschleudert, als der Bus auf einmal nach rechts zieht, um den beiden Jungs auszuweichen. Viele Kids schreien auf, Risa fliegt in den Gang, als der Bus schleudernd zum Stehen kommt. Ihre Hüfte schmerzt, aber nicht schlimm. Nur eine Prellung. Rasch rappelt sie sich auf und blickt um sich. Der Bus neigt sich zur Seite, er ist von der Straße abgekommen und in einen Graben gefahren. Die Windschutzscheibe ist zersplittert und voller Blut – viel Blut.
    Die Kids um sie herum checken sich gegenseitig. Wie sie ist niemand schwer verletzt, auch wenn einige mehr Theater machen als andere. Die Begleitperson versucht, ein hysterisches Mädchen zu beruhigen.
    Und in dem ganzen Durcheinander wird Risa auf einmal etwas klar:
    An diese Möglichkeit hat niemand gedacht.
    Das System hat eine Million Eventualitäten berücksichtigt, wie sich staatliche Mündel aus ihrem Schicksal raustricksen könnten, aber für einen Unfall gibt es keinen Plan. In den nächsten paar Sekunden ist alles möglich.
    Risa richtet den Blick auf die vordere Tür des Busses, hält die Luft an und rennt los.

3. Lev
    Es ist ein großes Fest, es ist teuer und es ist seit Jahren geplant.
    Mindestens zweihundert Menschen bevölkern den Ballsaal des Country Clubs. Lev durfte die Band aussuchen, er durfte das Essen auswählen, und er durfte sogar die Farbe der Dekoration bestimmen: rot und weiß, wie die Cincinnati Reds, und sein Name Levi Jedediah Calder ist in Gold auf die silbernen Servietten geprägt, die alle Gäste zur Erinnerung mit nach Hause nehmen dürfen.
    Das Fest ist für ihn ganz allein. Nur um ihn geht es. Und er ist wild entschlossen, die Party seines Lebens zu feiern.
    Die Erwachsenen sind überwiegend Verwandte, Freunde der Familie und Geschäftspartner seiner Eltern, aber mindestens achtzig Gäste sind Levs Freunde: aus der Schule, aus der Kirchengemeinde und aus seinen verschiedenen Mannschaften. Einigen Freunden war die Einladung natürlich komisch vorgekommen.
    »Ich weiß nicht, Lev«, hatten sie gesagt. »Irgendwie ist es merkwürdig. Ich meine, was für ein Geschenk soll ich mitbringen?«
    »Ihr braucht gar nichts mitzubringen«, hatte Lev geantwortet. »Bei einem Zehntopferfest gibt es keine Geschenke. Kommt einfach und feiert. Ich werde es garantiert tun!«
    Und so ist es.
    Er fragt jedes Mädchen, ob sie mit ihm tanzen will, und nicht eine gibt ihm einen Korb. Er lässt sich sogar auf einem Stuhl sitzend durch den Saal tragen, das hatte er bei der Bar-Mizwa eines jüdischen Freundes gesehen. Seins ist zwar ein ganz anderes Fest, aber schließlich feiern sie auch seinen dreizehnten Geburtstag, und deshalb wird er ja wohl auf einem Stuhl getragen werden dürfen!
    Das Essen wird viel zu früh serviert. Lev schaut auf die Uhr. Zwei Stunden sind schon rum. Warum vergeht die Zeit so schnell?
    Bald schnappen sich einzelne Gäste das Mikrofon, sie erheben Gläser mit Champagner und trinken auf Levs Wohl. Seine Eltern bringen einen Toast aus. Seine Großmutter auch. Und sogar ein Onkel, den er nicht einmal kennt.
    »Auf Lev: Es war eine Freude, dich zu einem hübschen jungen Mann heranwachsen zu sehen, und ich weiß tief in meinem Herzen, du wirst Großartiges erwirken für alle, die du in dieser Welt berührst.«
    Es fühlt sich wunderbar und merkwürdig zugleich an, dass so viele Menschen so viele nette Dinge über ihn sagen. Eigentlich ist das alles viel zu viel, aber irgendwie auch nicht genug. Es müsste mehr sein. Mehr Essen. Mehr Tanz. Mehr Zeit. Sie tragen schon die Geburtstagstorte herein. Und jeder weiß doch, wenn die Torte gegessen ist, ist die Party vorbei. Warum bringen sie jetzt die Torte? Feiern sie wirklich schon seit drei Stunden?
    Dann kommt noch ein Toast. Und dieser macht beinahe den ganzen Abend kaputt.
    Von Levs Brüdern und Schwestern ist Marcus den ganzen Abend lang am
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