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Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)

Titel: Volle Drehzahl: Mit Haltung an die Spitze (German Edition)
Autoren: Uwe Hück
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in den Ring steigen. Ich würde ihn fragen, warum er dieses Deutschland schlecht macht. Warum er unerwähnt lässt, dass wir besser dastehen als jedes andere Land in der Eurokrise. Warum er unterschlägt, dass die Arbeitslosenquote hierzulande so tief ist wie seit 20 Jahren nicht mehr. Warum er soleichtfertig für die Abschaffung des Euro plädiert, ohne auf die daraus resultierenden Gefahren einzugehen. Die Kosten für die Abschaffung des Euro wären höher als die Rettungsschirme, der Kollaps des europäischen Zahlungsverkehrs wäre unausweichlich. Eine Vielzahl von Banken – nicht nur in Griechenland, Spanien und Portugal – würde zusammenbrechen, höhere Arbeitslosigkeit und steigende Inflation wären die Folgen.
    Finanzminister Wolfgang Schäuble hat die richtigen Worte für die düsteren Fantasien des ehemaligen Mitglieds des Vorstands der Deutschen Bundesbank gefunden: »himmelschreiender Blödsinn« und »verachtenswertes Kalkül«. Ich will die Diskussionen über den falschen oder richtigen Umgang der Regierungskoalition mit der Eurokrise keineswegs unterbinden. Auch die von Sarrazin ausgelösten Debatten über die Schwächen unserer Integrationspolitik müssen wir weiterführen; nur wenn sie Teil einer großangelegten Vermarktungsstrategie sind, an dessen Ende der persönliche Profit steht, werde ich zornig. 1,5 Millionen Exemplare sollen von seinem ersten Buch verkauft worden sein, die Startauflage von Deutschland braucht den Euro nicht soll bei 350 000 Exemplaren liegen. Ich gönne jedem Menschen Erfolg und Wohlstand, aber jeder Cent für dieses Euro-Buch ist zu viel!
    Von unseren Politikern erwarte ich im Umgang mit diesen Geschichtsfälschern und Tatsachenverdrehern, die gefährliche Strömungen in unserer Gesellschaft erzeugen können, eine klarere Kante. Da muss mehr kommen als die Entrüstung von Renate Künast oder der Talkshow-Auftritt von Peer Steinbrück bei Günther Jauch. Immerhin hat die Bundeskanzlerin in dieser Sache nicht geschwiegen und Sarrazins Äußerungen schon im Sommer 2010 als »diffamierend« und »äußerst verletzend« verurteilt. Von meinen Freunden in denGewerkschaften, meinen Mitstreitern in der SPD und auch von den vielen Ausländerorganisationen erwarte ich eine radikale Absage an diesen Zeitgeist, der kritisiert und miesmacht statt Ideen und Visionen zu haben, die sozialen Errungenschaften unserer Gesellschaft zu verteidigen und weiterzuentwickeln. Es gibt deutliche Anzeichen für eine Verschärfung der Wirtschaftskrise, die Zeiten werden auch in Deutschland härter werden. Wie aber soll eine Gesellschaft diese Herausforderungen bestehen können, wenn sie durch abenteuerliche Phrasen von arbeitsunwilligen Migranten in sozialen Hängematten und einem überfürsorglichen Sozialstatt infrage gestellt wird? Wenn Moscheegegner und Islamfeinde ein Klima der Angst erzeugen? Wenn es nur noch oben und unten gibt? Anstatt die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich und das Aussterben des Mittelstands als Bedrohung für unsere Demokratie zu begreifen, wird die Gesellschaft in Ober- und Unterschicht aufgeteilt.
    Natürlich sind auch mir bei meinem letzten Besuch in Neukölln die Horden herumlungernder Jugendlicher nicht verborgen geblieben, die viele Mitbürger als Bedrohung empfinden. Auf diese Gruppen von »hoffnungslosen Fällen ohne Perspektive« hätte man vor ein paar Jahren auf dem Haidach auch noch stoßen können. Inzwischen zählt diese Gegend wieder zu den sichersten in Pforzheim. Manchmal denke ich, ich werde Sarrazin zu einem Spaziergang dorthin einladen, wir könnten dann seine Theorien am lebenden Objekt überprüfen. Danach würde ich ihm gerne Waldemar Meser vorstellen. Der ist vor 33 Jahren als Spätaussiedler aus dem sibirischen Irkutsk nach Pforzheim gekommen und leitet heute ehrenamtlich die von mir schon erwähnte Elterninitiative. Auch in unserem Sportverein leistet er gute Arbeit als Integrationsbeauftragter. Anschließend noch würden wirins 30 Kilometer entfernte Werk nach Zuffenhausen fahren. Dort würde ich ihm ein paar Kollegen vorstellen, die es trotz vermeintlich genetisch bedingter Faulheit in Führungspositionen von Porsche geschafft haben: Türken, Araber, Engländer und andere. Vielleicht hätten wir danach noch Zeit, in meiner ehemaligen Schule vorbeizuschauen. Eine Stunde Religionsunterricht würde ich dem Berliner Brandstifter dort empfehlen, am besten eine kleine Auffrischung der zehn Gebote. Eine Nachhilfestunde, in der es um
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