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Voll erwischt

Voll erwischt

Titel: Voll erwischt
Autoren: John Baker
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Gassi machen kann. Ich füttere deinen Hund mindestens genausooft wie du. Morgens werde ich wach und entdecke deinen schlafenden Hund in meiner Wohnung, während du oben in deiner Wohnung bist. Also verrat mir doch bitte mal, wozu ich einen Hund brauche? Ich hab keinen Hund, stimmt, aber genauso richtig kommt’s mir vor, daß ich zwei Hunde statt nur den einen hätte, den ich zwar im Moment nicht besitze, der aber trotzdem bei mir lebt, wenn ich mir einen eigenen Hund zulegen würde.»
    «Dann hättest du Gesellschaft», meinte Geordie. «Und wenn du einen großen Hund hättest, keinen so kleinen Hund wie Bar-ney, also, ich kenne nicht alle Hunderassen, aber vielleicht einen Schäferhund oder einen von diesen anderen, wie heißen die noch schnell? Diese scharfen Köter?»
    «Du meinst, Psychopathen in Hundefell?»
    «Nein. So was wie Bulldoggen, aber die sind’s nicht.»
    «Ein Pitbull?»
    «Ja, so einen Pitbullterrier. Den könntest du dann wie einen Wachhund oder einen Polizeihund abrichten. Man kann denen nämlich beibringen, daß sie alle möglichen Sachen riechen. Falls du mal einen Typen suchst, der sich irgendwo versteckt, und du hast keinen Schimmer, wo er ist. Man gibt dem Hund irgendwas, das dem Kerl gehört, also, ’ne alte Jacke zum Beispiel oder irgendwas anderes, das er mal getragen hat, und dann schnüffelt der Hund auch schon auf der Straße rum und führt einen schnurstracks zu dem Kerl.» Mit nur einem Turnschuh an den Füßen hüpfte Geordie durch Sams Wohnzimmer, fischte den fehlenden Schuh unter dem Sofa hervor und setzte sich auf den Boden, um ihn anzuziehen. «Ich hab das schon mal im Kino gesehen. Voll cool.»
    «Wie kommst du auf die Idee, daß ich einen Bluthund brauche?»
    «Wer hat irgendwas davon gesagt?» fragte Geordie. «Ich rede hier von ganz normalen Hunden, ich meine einen, den du wirklich magst. Ich sitze abends in meinem Zimmer und kümmer mich um meinen Kram, hör Musik oder lese ein gutes Buch oder so, und wenn die Musik dann aufhört, hör ich dieses Brummen von hier unten, also mach ich meine Tür auf, um rauszufinden, was los ist. Weißt du, was los ist?»
    «Könnte ein Modellflugzeug sein», sagte Sam. «Oder auch ein Modell-U-Boot. Alles, was brummt, könnte so ein Geräusch machen.» Sam strich sich mit den Fingern übers Kinn, die Stoppeln dort, und dachte über sein Gesicht nach. Er war jetzt neunundvierzig, und jedes einzelne dieser Jahre plus noch ein paar weitere sah man ihm an. Aufgebrochen war er als junger Mann mit einem jungenhaften guten Aussehen und zarten Gesichtszügen, die ihm bis weit in die Dreißiger erhalten blieben. Die letzten zehn Jahre hatten allerdings gewaltige Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen.
    «Du bist es», sagte Geordie, band den Schnürsenkel zu und sprang auf, um sein Werk zu begutachten. «Du bist es, der hier unten rumsitzt und mit Barney quatscht. Der Himmel allein weiß, über was genau du da redest, denn, wie ich schon sagte, wenn’s oben in meinem Zimmer ankommt, ist es nur noch ein monotones Brummen. Aber todsicher zieht’s sich immer gewaltig hin, so als hättest du ihm wirklich eine Menge zu erzählen. Und Barney, weil er ja nun mal so höflich ist, wie ich ihn erzogen habe, und auch, weil er eben Manieren hat, Barney unterbricht dich nicht. Er sitzt einfach da und hört sich jeden Blödsinn an, den die Leute ihm erzählen.»
    «Ja, so ist er», sagte Sam. «Ein finsterer, ruhiger Typ. Er sagt selbst nicht viel, aber er speichert alles in seinem Hundehirn und denkt drüber nach. Eines Tages rückt er mit einem echten Juwel raus.»
    «Ich rede hier nicht von Barney», sagte Geordie. «Ich weiß, daß mit Barney alles in Ordnung ist. Ich rede hier über jemanden, der kaum noch aus dem Haus geht und praktisch seine ganze Freizeit damit verbringt, mit dem Hund von jemand anderem zu quatschen. Ich rede hier über jemanden, der angeblich Privatdetektiv ist und ein aufregendes Leben voller Abenteuer, Chaos und Anarchie und so Sachen führt, in Wirklichkeit aber nichts anderes tut, als mit Hunden zu quatschen, die überhaupt nicht verstehen können.»
    «Sag’s mir, wenn ich danebenliege, Geordie», sagte Sam. «Aber ich hab das Gefühl, daß du sauer auf mich bist. Könnte das tatsächlich der Fall sein?»
    «Wieso? Nur weil ich finde, du solltest dir einen Hund besorgen? Du bist paranormal.»
    «Noid», korrigierte Sam.
    «Noidnormal?»
    «Es heißt: paranoid», sagte Sam. «Und nein, bin ich nicht. Ich will nur nicht noch so
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