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Voll daneben

Voll daneben

Titel: Voll daneben
Autoren: K. L. Going
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Mann, den ich je zu Gesicht bekommen habe, und ich habe einige sehr feminine Männer gesehen, als Mom noch als Model arbeitete. Aber Eddie toppt sie alle. Er ist superdünn, und an seinem Kopf kleben kurze blonde Locken. Er trägt weiße Schlangenlederstiefel, und bei der Begrüßung schwenkt er buchstäblich das Handgelenk. Jedes Schwulenklischee passt auf ihn, und ich frage mich, warum er nicht irgendwas an sich ändert. Vielleicht sollte er ein anderes Hemd tragen?
    Dann ist da noch Dino. Dino ist das genaue Gegenteil von Eddie, und ich könnte schwören, dass Tante Pete ihn als eine Art Witzfigur angeheuert hat. Dino ist RIESIG. Er hat die größten Armmuskeln der Welt und trägt ein schwarzes Harley-T-Shirt, das viel zu eng ist. Viiiiel zu eng. Er ist kahl und hat an beiden Armen von oben bis unten Tattoos. Dazu trägt er einen dieser Gürtel mit den riesengroßen Gürtelschnallen – und seine Gürtelschnalle hat auch noch die Form eines Totenkopfes. Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand so was wirklich trägt. Ich meine, wenn er sie absichtlich als modisches Statement über Klischees tragen würde, dann wäre das in Ordnung, aber irgendwie habe ich nicht das Gefühl.
    Und dann gibt es noch Orlando. Orlando ist gar nicht so schlecht. Er trägt Jeans und ein simples Hemd. Weiß mit geknöpftem Kragen. Der klassische Stil. Seine Jeans sitzen gut und haben genau die richtige Länge. Nicht schlecht. Seine Kleidung sagt zwar nicht viel aus – ziemlich durchschnittlich –, aber in Gedanken füge ich ein paar Farbtupfer und ein Paar echt coole Schuhe hinzu. Und ein modisches Jackett als Gegensatz zu dem langen braunen Pferdeschwanz.
    Tante Pete räuspert sich. Während ich seine Freunde begutachtet habe, hat er mich in Augenschein genommen.
    »Du bist groß geworden«, bemerkt er. »Du siehst gut aus.«
    »Danke«, murmele ich. Pete hat ein einfaches schwarzes T-Shirt und ausgefranste alte Jeans an, die mir nichts über ihn verraten. Seine grau melierten Haare sind fettig, und er hat Bartstoppeln. Er mustert mich mit einem Blick, als wäre ich der Bösewicht in einer Filmreihe. Ich sehe Mom an und frage mich, warum sie ihn so gern hat.
    Und sie hat Tante Pete wirklich gern. Sie bleibt über eine Stunde, und so lebendig war sie seit Jahren nicht mehr. Nachdem wir meine Sachen aus dem Auto geholt haben, sitzen wir alle an dem alten Picknicktisch und unterhalten uns, aber man könnte meinen, Mom würde Vogue ein Interview geben. Sie gestikuliert lebhaft und wirft das Haar zurück, so wie sie es früher bei den Fotoshootings gemacht hat.
    Ich lehne mich zurück und höre der Unterhaltung zu.
    »Erinnerst du dich noch daran, als wir nach dem Konzert am Strand übernachtet haben?« – »Weißt du noch, wie Dino sich die Hose runtergezogen und dem Sicherheitsposten seinen nackten Hintern hingestreckt hat?« – »Habt ihr immer noch Gigs?«
    Bestimmte Themen vermeiden sie jedoch. Mich. Meine Zukunft. Unser Familienleben.
    Es geht um lauter öde Erinnerungen an die gute alte Zeit. Aber kurz bevor Mom aufbricht, sagt sie: »Ich erinnere mich noch an den Abend, an dem ich deinen Vater kennengelernt habe, Liam. Ich war auf einem Glitter-Konzert – so heißt die Band deines Onkels – und stand in der ersten Reihe. Und ich war mit einem Typ da, mit dem ich damals gerade zusammen war. Er war Quarterback im Footballteam meiner Highschool, und alle waren in ihn verschossen, aber in Wirklichkeit war er ein Vollidiot. Ich musste ihn förmlich zu dem Konzert schleifen, und als wir da waren, machte er sich über die Band lustig. Am Schluss habe ich ihn zumTeufel geschickt. Ich war so wütend, dass es mir nicht mal etwas ausmachte, mitten in der Pampa allein zurückzubleiben, ohne eine Möglichkeit, zurück in die Hamptons zu kommen.
    Ich weinte, und da tauchte dein Vater auf und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Weißt du, Li, als dein Vater noch jung war, konnte man spüren, dass aus ihm eines Tages eine wichtige Persönlichkeit werden würde. An diesem Abend dachte ich: ›Wenn dieser Typ mich will, dann heirate ich ihn auf der Stelle.‹«
    Moms Blick ist verträumt. Dann errötet sie.
    »Und aus ihm ist wirklich eine wichtige Persönlichkeit geworden«, sagt sie. »Also habe ich wohl recht behalten.«
    »Sarah ...«, fängt Pete an, aber sie steht schon auf.
    »Allan wartet sicher schon auf mich. Ich hätte nicht so lange bleiben sollen, und natürlich ist er wütend über ... na ja, jedenfalls ...«
    Sie
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