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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Autoren: Johann Gustav Buesching
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dies Ungethüm, das sie Kunigunde nennen, küssen. – Der glückliche Ritter soll der Landgraf Adalbert von Thüringen gewesen sein, der schon verheirathet war und Kunigunden bloß zeigen wollte, daß ihre Forderung wohl zu erfüllen wäre, daß sie aber wegen derselben Verachtung verdiene. Er soll sich deswegen ein eigenes Pferd, zum Gehen auf schmalen Steinen, haben abrichten lassen, um so das Abentheuer bestehen zu können.
     
9. Das Innere des Zobtenberges.
     
    Das Innere merkwürdiger und hoher Berge des Landes, fällt gemeinheim dem Gebiete der Sagen anheim, so auch bei dem berühmten Zobtenberge Schlesiens. Die Mährchen-Erzähler sagen davon:
     
1.
    Es war einmal ein Mann, der ist einmal im Berge herum gekrochen und hat Vogelnester gesucht. Wie er nun in eine wilde, wüste Steinrücke kommt, so sieht er eine Höhle mit einer offen stehenden Thüre, eine große, zwar nicht ganz finstere, doch weit hinein gehende, furchtsame Höhle. Da fing er sich an zu fürchten und blieb stehen, sah sich ganz erschrocken um und bedachte sich, was er thun sollte. Weil er aber merkte, daß er ohne Schwierigkeit hinein kommen konnte und auch niemanden dabei gewahr ward, der ihm den Weg verrennet hätte, so ging er getrost hinein und durchstöberte alle Winkel. Er stutzte aber gewaltig, als er einen erschrecklich großen Haufen ganz frei da liegenden und von keiner Seele bewachten Goldes und Geldes antraf. Da hätte man sehen sollen, wie er zugegriffen hat; er steckte und stopfte sich alle Schubsäcke voll und ging mit der guten, gemachten Beute glücklich wieder heraus. Er war so voller Freuden, daß er sich nicht einmal die in der Gegend befindlichen Sträucher und Bäume zeichnete, sondern sich auf andere bekannte Wahrzeichen verließ, weswegen er auch, als er nachgehends diese Höhle etlichemal wieder gesucht, dieselbe nicht mehr finden können, sondern allemal unverrichteter Sache wieder fortgehen müssen.
     
2.
     
    Man erzählt, daß einstmals ein blödsinniger Mann, ingleichen ein unmündiges Mädchen eine sonderbare Thüre in dem Berg gesehen. In selbige, da sie offen stand, gingen sie hinein, wurden von einem alten bärtigen Manne herum geführt und zuletzt mit einem Ast voll Kirschen oder Pflaumen beschenkt, welche, da diese einfältigen Leute aus dem Berge wiederum fortgegangen, und ihre Geschenke betrachtet, von gediegenem Golde gewesen, worauf einige goldbegierige Bürger diese Thür gesucht, aber nichts mit ihrem vergeblichen Graben ausgerichtet.
     
10. Erzählungen vom Rübezahl.
     
1. Rübezahl verwandelt sich in einen Esel.
    Einst reiste ein Glaser über das Gebirge und ward über die schwere Last des Glases, die er auf dem Rücken trug, müde, schaute sich daher um, wo er sich wohl hinsetzen könnte. Der ihn beobachtende Rübezahl vermerkte dies kaum, als er sich in einen runden Klotz verwandelte, welchen der Glaser nicht lange hernach am Wege liegend antraf und mit frohem Muthe hinging, um sich auf ihn zu setzen. Doch die Freude dauerte nicht lange; denn kaum hatte er einige Zeit gesessen, so wälzte sich der Klotz so geschwinde unter ihm fort, daß der arme Glaser mit sammt seinem Glase zu Boden schlug und es in tausend Stücke zerschellte.
    Der betrübte Mann erhob sich von der Erde, blickte um sich, aber sah keinen Klotz mehr, auf dem er vorhin gesessen hatte. Da fing er an bitterlich zu weinen und beseufzte mit herzlichen Klagen seinen erlittenen Verlust, doch wandelte er seine Straße fort. Da gesellte sich Rübezahl, in Gestalt eines Reisenden, zu ihm und fragte ihn: »was er doch so weine und worüber er ein Leid trage?« Der Glaser erzählte ihm den ganzen Handel, wie er auf einem Blocke, um sich auszuruhen, gesessen, dieser habe sich schnell mit ihm umgedreht, sein ganzer Glasvorrath, wohl acht Thaler an Werth, sei zerbrochen und der Klotz sei verschwunden. Er wisse nun nicht, wie er sich erhohlen und seinen Schaden zu gutem Ende bringen solle. Der mitleidige Berggeist tröstete ihn, sagte ihm, wer er sei und daß er ihm den Possen gespielt habe, er solle aber nur gutes Muthes sein; denn sein Schaden solle ihm vergütet werden.
    Flugs verwandelte sich Rübezahl in einen Esel und gab dem Glaser den Befehl, ihn in einer am Fuße des Berges liegenden Mühle zu verkaufen, mit dem Gelde aber sich schnell von dannen zu machen. Der Glaser bestieg den verwandelten Berggeist sogleich und ritt ihn vom Gebirge hinunter, zu der Mühle, wo er ihn dem Müller zeigte und für zehn Thaler feil both, der ihn
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