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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Autoren: Johann Gustav Buesching
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für neun Thaler erstand, welches Geld der Glaser ohne Säumen nahm und sich davon machte. Das erkaufte Thier ward in den Stall geführt und der Knecht legte ihm Heu vor, aber Rübezahl sprach sogleich: »ich fresse kein Heu, sondern lauter Gebratenes und Gebackenes.« Dem Knecht sträubte sich das Haar, er eilte zu seinem Herrn und verkündete ihm die neue Mähre, der, als er in den Stall kam, nichts fand; denn der Esel, und mit ihm die neun Thaler, waren verschwunden. Aber dem Müller geschah recht, da er viele arme Leute betrogen hatte. So rächte Rübezahl geschehene Unbill.
     
2. Rübezahl narrt einen Junker.
     
    Im Jahr 1512 hat einer von Adel, ein rechter Tyrann und Wüterich, einem seiner Unterthanen oder Bauern auferlegt, er solle ihm eine überaus große Eiche auf dem Wagen mit seinen Pferden und seinem Wagen heimführen, mit heftiger Bedräuung höchster Strafe und Ungnade, wenn er solches nicht thun und solchem Befehl nicht nachkommen würde. Der Bauer sah, daß es ihm unmöglich war, seines Junkers Befehl zu verrichten, und ist daher mit Seufzen und großer Klage in den Wald gegangen. Da kömmt zu ihm der Rübezahl in eines Menschen Gestalt und fraget, was die Ursache sei solches seines Herzeleids und seiner Kümmerniß? Demselbigen erzählt der Bauer den ganzen Handel nach einander. Der Rübezahl spricht: er solle gutes Muthes und unbekümmert sein und nur wiederum heim zu Hause gehen; denn er wolle die Eiche seinem Junker oder Lehnherrn bald und ohne Verzug in seinen Hof führen.
    Als nun der Bauer kaum recht heim gekommen war, nimmt der Rübezahl die große, ungeheure, schwere Eiche, sammt ihren dicken und starken Aesten und wirft sie dem Edelmann vor seinen Hof und vermacht und versperrt ihm mit dem Stamme und den großen ungeheuren Aesten dermaßen das Thor, daß er weder ein noch aus hat kommen können. Und dieweil die Eiche härter als der Stahl worden war, also, daß sie auf keinerlei Weise und Wege, auch mit ganzer Gewalt, nicht konnte zerhauen oder zerschlagen werden, hat der Edelmann, aus unvermeidlicher Noth, an einem andern Orte im Hofe müssen durch die Mauer brechen und ein neues Thor, nicht ohne große Beschwerniß und Unkosten, machen lassen.
     
3. Rübezahl verkauft Schweine.
     
    Rübezahl machte einst, aus welchem Stoffe ist unbekannt, etliche Schweine, trieb sie in der Nähe zu Markte und verkaufte sie einem Bauer, doch mit dem Bedinge, daß der Käufer die Schweine ja nicht ins Wasser treibe. Doch was geschieht? Wie solche Schweine sich einstmals sehr im Koth besudelt hatten, da hat dennoch der Bauer, ungeachtet des Verbots, sie zu der Schwemme getrieben, da dann gedachte Schweine alle zu Strohwischen geworden sind und also auf dem Wasser empor geschwommen. Der Käufer mußte also mit dem Schaden dahin gehen; denn er wußte nicht, wie das zugegangen wäre, oder wer ihm die Schweine zu kaufen gegeben hatte.
     
4. Rübezahl zaubert etlichen Kuh- und Ochsenköpfe an.
     
    Es soll sich auch auf eine Zeit begeben haben, daß Rübezahl sich in eine verlassene Herberge gemacht und sich wie ein stattlicher Wirth erzeiget, indem es sich begeben, daß unterschiedliche vornehme Leute vorbeigereiset und sich über Nacht allda haben bewirthen lassen. Zwar anfänglich, wie die Gäste angekommen, ist wenig Köstliches zu sehen gewesen, aber in kurzer Zeit waren die Tische gedeckt und lagen auf den Bänken herum etliche leere Fässer und große Klötzer, darinnen steckten Hähne, wie sonst in den Fässern zu sein pflegen.
    Noch ferner hatte der Rübezahl das eine Fenster in dem Saale hübsch wie einen Schrank vermacht, den that er auf und nahm immer eine Schüssel voll Essen nach der andern heraus und setzte sie auf den Tisch. Ein Theil war kalt, ein Theil noch ein wenig warm. Und als er dies vorgetragen hatte, meinten die Gäste, es wäre nun alles geschehen, da gehet er abermals hin und bringet noch mehr Gerichte. Da fingen sie erst an sich zu verwundern, wo das herrliche Essen herkommen möchte und wie er so viel drinnen beherbergen könne. Aber sie schwiegen doch stille und hätten gern getrunken, fragten: ob nicht was zu trinken vorhanden wäre? Der unbekannte Rübezahl nahm einen Stab, schlug an die Wand, da kam ein schöner Jüngling heraus, ganz wohl wie ein Deutscher gekleidet und gezieret, der hatte zween güldene Becher in seiner Hand, darauf stunden des Türkischen Kaisers Namen und Wappen; ging hin zu dem einen leeren Fasse und zapfte einen guten Spanischen Wein heraus, setzte den
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