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Volkssagen, Maerchen Und Legenden

Titel: Volkssagen, Maerchen Und Legenden
Autoren: Johann Gustav Buesching
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an seinen Gott und Vater. Und der Engel des Herrn, gehüllt in die Tracht eines Köhlers, trat zu ihm, reichte ihm einen Baumast und rettete ihn. Da kniete der Herzog hin, dankte Gott und gelobte, ein Kloster an dieser Stelle zu bauen. So entstand das Jungfrauenkloster Trebnitz, das so reichlich beschenkt und begabt ward von dem milden Herzoge und seiner frommen Gemahlin, daß, als er die Nonnen fragte: »ob sie noch etwas verlangten?« sie antworteten: »wir bedürfen nichts,« und davon erhielt es seinen, dies auf Pohlnisch bedeutenden, Namen Trebnitz. Man sang einst ein altes Volkslied über diesen Vorfall, das da lautet:
     
    Der edle Herzog Heinrich zu Pferd'
    Stürzt in den Sumpf gar tief, tief, tief.
    Seines Lebens er sich schier verwehrt',
    Als Gott seinem Engel rief, rief, rief.
     
    Der Engel nahm ein' Köhlertracht
    Und trat zum Sumpf hinan, an, an,
    Und schnell dem Herrn ein Aestlein bracht:
    »Da halte der Herr sich dran, dran, dran.«
     
    Und als der Herzog g'rettet war,
    Da kniet' er freudig hin, hin, hin:
    »O Herr, wie ist es wunderbar,
    Daß ich gerettet bin, bin, bin!«
     
    »Und bin ich dann gerettet nu,
    Bau ich ein Kloster dir, dir, dir;
    Daß man dir dien' in Fried und Ruh
    Auf diesem Flecklein hier, hier, hier.«
     
    Das Kloster war gar schön gebaut,
    Deß freut' sich, wer es sah, sah, sah.
    Und manche fromme Gottesbraut
    Kam hin von fern und nah, nah, nah.
     
    »Was b'gehrt ihr edle Jungfraun mehr?«
    Der Herzog fragt sie dann, dann, dann.
    »Wir b'dürfen nichts und nimmermehr,
    Dieweil wir alles ha'n, ha'n, ha'n.«
     
    »Und weil euch denn nichts Noth mehr ist,
    So sei denn dieser Nam', Nam', Nam':
    Trebnitz, das heißt: wir b'dürfen nichts:«
    Den Namen es bekam, kam, kam.
     
     
7. Die Ermordung der Tartarischen Kaiserin zu Neumarkt im Jahre 1240.
    Bei denselbigen Zeiten da regierte ein mächtiger und reicher Tartarischer Kaiser in dem Aufgang der Sonnen. Derselbige unter ihm viel Könige, Fürsten und Herren hatte; welcher mit dem Namen Batus geheißen war. Dieser Kaiser hatte auch ein Gemahl, welche ihm vertraut war nach Weise und Gewohnheit der Tartaren. Diese Tartarische Kaiserin hörte sagen oft und vielmal von ihren Herren und Ritterschaften, von den Sitten und Gewohnheiten der Christenlande, wie die gar löblich und ehrlich wären. Auch desgleichen von der Großmächtigkeit ihrer Fürsten, Herren und Ritterschaften, wie allerwegen dieselbigen bereit wären zu verfechten denselbigen, ihren christlichen Glauben, nicht allein bis auf die Vergießung ihres Blutes, sondern auch bis in den Tod.
    Da diese Kaiserin oftmals hatte gehört von den Ihren solch groß Lob der christlichen Fürsten und Ritterschaft, auch von den löblichen und ehrlichen Gewohnheiten derselbigen Lande und Städte, ward sie entzündet aus großer hitziger Liebe und inbrünstiger Begier, solche Land und Städte, desgleichen die Ritterschaft der Christenheit, persönlich zu beschauen. Demnach lag sie ihrem Herrn, dem Kaiser, mit fleißiger und stäter Bitte an, ihr solches zu erlauben, daß sie möchte erfahren die Dinge, welche ihr hatten gesaget ihre Herren und Ritterschaft. Aber der Kaiser allewege ihr die Bitte versagete und abschlug. Aber wiewohl er nicht erlauben wollte ihr Begehren, ließ sie doch nicht ab von solchem Vornehmen und von ihrer Bitte, also lang, bis zuletzt derselbige Kaiser, ihr Gemahl, ihr solche ihre Bitte zusagete und erlaubte, von deswegen sie aus dermaßen sehr erfreut ward, in ihrem Herzen und Gemüthe.
    Und da der Kaiser nun sahe, daß seine Frau also begehrlichen war, zu beschauen die Lande der Christenheit, da versorgete er sie mit einer mächtigen und schönen Gesellschaft seiner Fürsten, Grafen und Ritterschaft, desgleichen mit Gelde, Silber und Edelgestein, überflüssiglich und unaussprechlich; auch mit solchen Geleitsbriefen, damit sie sicher möchte aus und einziehen, ohne alle Hindernisse, bis zu den Enden, davon sie gezogen war, als eine gewaltige Kaiserin.
    Da sie also von ihrem Herrn, dem Kaiser, solche große Gabe und desgleichen die Gesellschaft der Fürsten und Herren empfangen hatte, da zog sie aus mit großen Freuden, zu beschauen die Lande der Christenheit, und wo also diese Kaiserin hinkam mit ihrer Ritterschaft, ward sie ehrlich empfangen und mit großen Gaben geehret und begabet, von Fürsten, Herren, Landen und Städten, als einer solchen mächtigen Kaiserin wohl ziemlich war. Und zuletzt da kam sie also in die Schlesien, an die Gränze des Zobtenberges,
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