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Vogel-Scheuche

Titel: Vogel-Scheuche
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erwachsene Begleitperson. Ich glaube, da gibt es noch eine Dämonin, die ebenfalls den Weg kennt und Humfrey noch einen Teil ihres Dienstes schuldig ist.«
    »Eine Dämonin!« rief Gnade Uns. »Denen darf man aber nicht trauen!«
    Wieder wurde ein halber Blick gewechselt. »Das weißt du wirklich wie keine zweite«, pflichtete MähreAnn ihr bei. »Aber wenn jemand einen Dienst für den Zauberer ableistet, ist er auch dazu verpflichtet, es o r dentlich zu tun. Sie wird von ihrer Pflicht nicht entbunden, bevor du nicht sicher am Ziel angelangt bist.«
    Das Mädchen zog eine resignierte süße Schnute. »Na gut. Wer ist es denn?«
    »Helen Höllenfahrt.«
    »Helen Höllenfahrt!« rief das Kind. »Ach, Gnade mir! Das ist wirklich die allerschlimmste Kreatur im Dämonenreich. Weißt du, was die macht?«
    »Ja«, bestätigte MähreAnn. »Aber für die Dauer dieser Aufgabe unte r liegt sie der Verpflichtung, es nicht zu tun.«
    »Ich hoffe, du hast recht«, meinte das Mädchen und blickte wahrhaft bekümmert drein.
    MähreAnn schnippte die Finger, und schon bildete sich eine Rauc h wolke aus. Wirbelnd schwebte sie vor ihr. »Bin ich wieder frei?« erku n digte sie sich.
    »Nachdem du Pferd und Reiterin sicher beim Simurgh abgeliefert hast«, erklärte Wira.
    Die Rauchwolke musterte das Paar. »Das ist überhaupt kein Pferd – das sind nur vier Viertel. Und das ist auch kein Kind, sondern…«
    »Gnade Uns«, warfen MähreAnn und Wira in entschiedenem Chor ein.
    Die Rauchwolke seufzte neblig. »So ist das also. Also gut, dann schwing die Hufe.«
    Gnade Uns preßte die Flanken des Pferds mit ihren allerliebsten kle i nen Schenkeln. »Hüh, Acht Bits«, sagte sie.
    Dann waren sie auch schon fort, verschwunden in einer Staubwolke, die die beiden zurückbleibenden Frauen zum Husten brachte.

2 – Simurgh
    Das Viertelpferd rannte zwar schnell wie der Wind, doch hatte es o f fensichtlich eine sehr weite Strecke zurückzulegen. Das Land Xanth schoß an ihnen vorbei, wie Land das eben zu tun pflegte: Auf zauberha f te Weise ganz schnell in ihrer unmittelbaren Nähe, aber sehr viel langs a mer weiter vor ihnen, weil die entfernten Gebiete weniger Sinn für Eile hatten. Gnade Uns verstand zu wenig von Geographie, um feststellen zu können, in welche Richtung sie reisten, aber sie war auch zu jung, um sich allzu viel daraus zu machen.
    »Ich wünschte, ich hätte einen Dauerlutscher.«
    Die Rauchwolke erschien neben ihr und schwebte im Schritt mit. »Welche Geschmacksrichtung?«
    »Senfgas.«
    Eine Hand bildete sich aus, sie hielt einen gelben Lutscher, von dem üble Dämpfe aufstiegen. »Vollzug.«
    Das Kind grabschte danach und schnüffelte an den Dämpfen. Sie hu s tete und würgte, und das allerliebste kleine Gesicht lief rotfleckig an. »Perfekt!« rasselte sie. »Mit diesem Zeug könnte man eine ganze Armee flachlegen.«
    »Was hast du den Guten Magier denn gefragt?« erkundigte sich die Wolke. »Nicht, daß es mich interessieren würde.«
    »Wie man ein Signal macht, das vom Storch auch beachtet wird«, an t wortete Gnade Uns, nachdem ihre Stimme wieder in die gepeinigte Ke h le zurückgefunden hatte.
    Die Ohren des Pferds zuckten. Schon erschienen kleine Haarrisse auf seinem Leib, so als würde es bald aus dem Leim gehen.
    »Denn wenn ich in -zig Millionen Jahren endlich mal erwachsen bin, muß ich das doch wissen!« rief Gnade Uns hastig. »Im Augenblick bin ich natürlich noch ein süßes, unschuldiges kleines Kind, deshalb b e schützt mich die Erwachsenenverschwörung davor, und ich würde ja nicht einmal im Traum daran denken, so etwas wissen zu wollen. De s halb hat mir der Gute Magier auch noch keine Antwort gegeben, aber wenn es soweit ist, wird er es noch tun.«
    Acht Bits beruhigte sich wieder, und die Haarrisse verschwanden. Sämtliche Kreaturen wußten, wie wichtig es war, die Erwachsenenve r schwörung aufrechtzuerhalten: Kein Kind durfte das Geheimnis des Herbeirufens des Storchs erfahren, mit dem es ein Baby hätte bestellen können. Ebenso wenig die bösen Worte, die die Vegetation verwelken und jungfräuliche Ohren rot anlaufen ließen. Oder überhaupt irgend etwas, das interessant für Kinderohren war. Natürlich mochten die Ki n der diese Verschwörung nicht besonders, doch lag es in der Natur ihrer Magie, daß sie sich ihr sofort anschlossen, sobald sie erwachsen gewo r den waren. Dämonen hielten sich zwar kaum jemals an Anstandsregeln, aber sie hatten sehr viel für Verschwörungen jeder Art übrig.
    Die
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