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Viva Espana

Viva Espana

Titel: Viva Espana
Autoren: Penny Jordan
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gegen einen sehr mutigen und kräftigen Stier", sagte Senor Bonares.
    Davina erbebte. Das Tier stampfte mit den Hufen und wühlte den Sand auf, der von dem Blut, das ihm von Nacken und Rücken rann, rostrot war. Die Augen schienen zu glühen, und der Kopf war gesenkt.
    „Du liebe Zeit, das ist absolut fantastisch!" hörte sie Senor Bonares neben sich ausrufen, als Carlos das Cape über dem Kopf schwang und die Menge vor Begeisterung aufschrie.
    „O nein, wie großartig", stieß der Mann beeindruckt hervor. „Sehen Sie doch, wie der Stier haarscharf an ihm vorbeirast! Unglaublich!"
    Dann herrschte wieder Schweigen, während Carlos den Stier reizte. Und jedes Mal sah es gefährlicher aus.
    „Passen Sie auf, wie er den Stier beherrscht", forderte Senor Bonares Davina auf.
    „Carlos hat Stil, und der Stier ist mutig und ein geschickter Kämpfer."
    Durch den Geruch nach Blut und in der großen Hitze wurde ihr ganz schwindlig. Als der Stier wieder angriff und unvermit telt die Richtung änderte, hätte er Carlos beinah erwischt. Mit der Spitze eines seiner Hörner streifte er ihn am Anzug und riss ein Stück davon ab, so dass Carlos' nackte Haut zu sehen war. Davina wurde übel, aber die Zuschauer gerieten außer sich, sie riefen und applaudierten. Carlos verbeugte sich, was in seiner Situation geradezu kühn und verwegen war, wie Davina fand. Und dann konzentrierte er sich wieder auf den Stier.
    Davina sah, wie das Tier auf Carlos zurannte, und schloss die Augen. Sie wagte nicht mehr hinzuschauen. Die Menge war völlig begeistert, und Senor Bonares rief aufgeregt aus: „Oh, er ist absolut perfekt! Condesa, schauen Sie nur, er hat den Stier besiegt! Es ist vorbei."
    Der Präsident hielt eine kurze Ansprache auf Spanisch, und die Leute klatschten und jubelten. Davina fühlte sich ziemlich elend, ihr war immer noch schwindlig. Sie beobachtete, wie die Maultiere mit den grünen und goldfarbenen Decken den toten Stier hinauszogen.
    „Carlos hat die Ohren und den Schwanz bekommen, das ist eine Auszeichnung", erklärte sein Manager. „Es ist immer eine hervorragende Leistung, wenn ein Matador den Stier mit einem einzigen Stich tötet."
    Davina nickte, und Jamie sah sich das alles mit großen Augen an. Der Kleine konnte natürlich noch nicht begreifen, wie sinnlos dieses Schauspiel war. Er schaute so fasziniert zu, als wäre es sein Lieblingskinderprogramm im Fernsehen.,
    Kinder haben eine andere Beziehung zum Tod, sie haben noch keine Vorstellung davon, was er bedeutet, überlegte sie.
    „Condesa, Condesa", flüsterte ihr Senor Bonares plötzlich zu. Als sie sich zu ihm umdrehte, wies er aufgeregt in die andere Richtung. „Carlos will Ihnen die Ohren schenken."
    Es stimmte wirklich. Carlos kam lächelnd durch den Regen von Blumen, Hüten, Pralinen und anderen Geschenke, die ihm die Zuschauer vor lauter Begeisterung über die perfekte Vorstellung in die Arena warfen, auf Davina zu.
    Sie hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch kein Wort hervor. Es gelang ihr noch nicht einmal, wenigstens eine erfreute Miene aufzusetzen, was man bestimmt von ihr erwartete. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander.
    „Carlos, du hast wohl vergessen, dass meine Frau Engländerin ist", hörte sie Ruy klar und deutlich sagen. „Deshalb sind ihr solche Liebesbeweise fremd. So ein zurückhaltendes englisches Veilchen muss man behutsam und sanft behandeln, sonst zerstört man es."
    „Verzeihen Sie mir", entschuldigte Carlos sich sogleich bei ihr, „daran habe ich nicht gedacht. Bonares, führ Ruy, Davina und Jamie bitte in meine Kabine. Heute Nachmittag möchte ich feiern. Bei einem guten Essen vergessen Sie alles und fühlen sich wie im Paradies", versprach er Davina, ehe er unter dem frenetischen Beifall der Menge die Arena verließ.
    „Warum wollte Carlos meiner Mummy die Ohren geben?" fragte Jamie seinen Vater.
    „Es ist ein Zeichen von Verehrung. Es gibt nicht viele Frauen, denen eine solche Ehre zuteil wird", erklärte Ruy ironisch und betrachtete Davinas blasses Gesicht. „Aber vielleicht kann man es in Carlos' Fall nicht unbedingt als eine Ehre bezeichnen", fügte er unfreundlich hinzu. „Ich glaube eher, es ist bei ihm reine Gewohnheit, seiner jeweiligen Geliebten den mutigs ten und kraftvollsten Stier zu widmen. Man kann es auch eine freudsche Reaktion nennen, wenn man will. Meinst du nicht auch, Davina?"
    In dem Moment hasste sie seine spöttischen Bemerkungen geradezu. „Dann kann
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