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Viva Espana

Viva Espana

Titel: Viva Espana
Autoren: Penny Jordan
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man dein Verhalten auch als freudsche Reaktion bezeichnen", stieß sie ärgerlich hervor.
    „Du kannst es offenbar kaum erwarten, bei deinem Liebha ber zu sein", sagte Ruy, als sie aufstand und Carlos' Manager folgte. „Es überrascht mich, dass du ihn nicht gebeten hast, dich auf dem Sand zu lieben, wo er den Stier getötet hat. Frauen finden so etwas doch erregend. Ich habe dich genau beobachtet", fügte er zornig hinzu. „Vor lauter Sehnsucht nach ihm wärst du beinah ohnmächtig geworden. Mir ist völlig klar, wie erregend die Corrida auf Menschen wirkt, die nicht mit dieser Tradition aufgewachsen sind, meine Liebe. Und ich kann dir versichern, Carlos weiß es auch. Zweifellos erwartet er von dir eine herzliche Begrüßung und ..."
    „Hör auf!" bat Davina ihn und hielt sich die Ohren zu. Sie war froh, dass Jamie nichts davon mitbekam, denn er ging mit Senor Bonares voraus. „Was fällt dir eigentlich ein, solchen Unsinn zu reden? Das stimmt doch alles nicht."
    Aber Ruy ignorierte sie einfach. Er fuhr mit dem Rollstuhl weg und drehte sich nicht ein einziges Mal um.
    Sie versuchte, ihm zu folgen. Doch auf einmal wurde sie von den Menschen hinter und neben ihr so eingekeilt, dass sie Ruy nicht mehr sehen konnte.
    Plötzlich tauchte er neben ihr auf. „Kannst du nicht aufpassen?" fuhr er sie an, ehe er sie am Handgelenk packte und sie mit sich zog.
    In Carlos' Umkleideraum lagen Berge von Blumensträußen und unendlich viele Geschenke der Zuschauer. Das Jackett hatte er achtlos auf einen Sessel gelegt, und er saß da in dem feuchten Hemd. Er stand auf und begrüßte Davina und Ruy lächelnd. Dann bot er ihr seinen Platz an.
    Sie ließ sich dankbar in den Sessel sinken. Zu ihrer Überraschung legte Carlos ihr den Arm um die Schulter und die Hand unters Kinn.
    „Haben Sie es vergessen?" fragte er rau. „Sie wollten mir etwas zurückgeben."
    Ihr fiel der Kuss wieder ein, den er ihr auf der Hazienda in die Hand gegeben hatte.
    Unsicher lächelte sie ihn an. Hier in diesem engen Raum wirkte er ganz anders als zuvor, er kam ihr vor wie ein Fremder. In seinen Augen blitzte es rätselhaft auf. Und dann begriff sie, was los war: Carlos war erregt.
    „Wenn Sie mir meine Belohnung nicht freiwillig geben, muss ich sie mir holen", erklärte er leise. Unvermittelt neigte er den Kopf, presste seine Lippen auf ihre und teilte sie geschickt.
    Sie hob die Hände und legte sie ihm auf die Schultern, um ihn von sich zu stoßen.
    Doch Ruy kam ihr zuvor.
    „Du verdammter Kerl!" fuhr er Carlos an. „Wie kannst du dich so vergessen? Oder glaubst du, meine Behinderung würde dir das Recht geben, dich über mich lustig zu machen? Bildest du dir ein, ich würde es einfach hinnehmen?"
    „Mach doch nicht so viel Aufhebens von einem einzigen Kuss", entgegnete Carlos. Er war jetzt wieder so unbekümmert und unbeschwert, wie Davina ihn kannte und mochte.
    „Du legst der Sache eine Bedeutung bei, die ihr nicht zukommt. Lasst uns zum Essen gehen. Ich lade euch ein. Okay?"
    Das Essen verlief in gespannter Atmosphäre. Obwohl Carlos sich bemühte, die Stimmung aufzuhellen, wurde die Spannung beinah unerträglich. Es kam Davina vor wie die Ruhe vor dem Sturm.
    Sie stocherte lustlos im Essen herum. Sie hatte keinen Appetit. Carlos würde nicht mit ihnen zurück auf die Hazienda fahren. Er habe später noch eine Besprechung mit seinem Manager, erklärte er, und würde bei ihm übernachten.
    Schließlich begleitete er Ruy, Davina und Jamie zum Auto und hielt ihr die Tür auf.
    Unbemerkt flüsterte er ihr zu: „Verzeihen Sie, meine Liebe, aber ich glaube, ich habe den schlafenden Tiger in Ruy geweckt. Sie werden wahrscheinlich den Preis für meine Dummheit bezahlen müssen. Ich wollte ihn nur ganz leicht reizen", gestand er wehmütig ein, „aber leider habe ich vergessen, dass ich nach einem guten Kampf ziemlich übermütig bin und manchmal Grenzen überschreite. Ehe ich nach Hause fahre, komme ich noch einmal bei Ihnen auf der Hazienda vorbei."
    „Wollen Sie sich vergewissern, dass ich noch gesund und munter bin?" fragte sie etwas spöttisch und ließ sich von ihm auf die Wange küssen.
    Auf der Rückfahrt schwieg Ruy. Seine Miene wirkte arrogant und finster. Jamie schlief tief und fest in seinem Kindersitz. Als sie auf der Hazienda ankamen, war es schon dunkel, und die Luft war noch warm. Davina stieg aus. Sie trug Jamie ins Haus und legte ihn sogleich ins Bett. Die Müdigkeit, die sie unterwegs verspürt hatte, war wie weggeblasen. Sie
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