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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova
Autoren: Brrazo
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diesem Unfall gestorben … wie hieß der noch? Gleich fällt’s mir wieder ein … Wo war ich gerade? Ach ja, Concetto, jetzt weiß ich’s wieder. Seine Mutter wollte ihn immerzu verheiraten, ist nie auf die Idee gekommen, dass … nun ja, jetzt weiß sie’s und ist sehr froh … sie denkt wohl, sie könnte ihn jetzt für immer behalten, also kennt sie wohl noch nicht die ganze Geschichte …
    Ich hab ihnen erlaubt zu gehen, aber nur unter der Bedingung, dass sie zusammenbleiben … ich will nicht, dass Totò dort allein herumläuft, und darum hab ich gesagt …
    Ach ja, heute gibt’s einen Alberto-Sordi-Film um neun, der wird dich aufheitern …«
    Neun Uhr? Er hatte den Anfang verpasst, aber das machte nichts, er kannte den Film so gut wie auswendig. Spaghetti oder Fusili? Spaghetti, auf jeden Fall Spaghetti. Guarnaccia deckte den Küchentisch für eine Person, dieses Mal aber befreit von diesem hässlichen, dumpfen Gefühl der Einsamkeit in der Magengrube, das er so sehr fürchtete. Er spürte noch immer den Hörer an seinem Ohr, fühlte noch immer die Wärme ihrer Stimme durch seinen Körper fluten. Eine große Schüssel Pasta und ein Glas Rotwein würden ihm guttun, und anschließend würde er sich mit Alberto Sordi belohnen. Der Abend hatte plötzlich etwas Angenehmes. Er schloss das Fenster trotz der in der Pfanne dampfenden Sauce, um das Zirpen der Zikaden und die Dunkelheit des Boboli-Gartens auszusperren, die ihn doch nur an seine Einsamkeit erinnerten.
    Er gehörte nicht zu jenen Männern, die allein nicht zurechtkamen, ganz im Gegenteil. Er kam sehr gut allein klar, das war wahrscheinlich das Problem. Als Teresa in Syrakus seine kranke Mutter gepflegt und er in Florenz gearbeitet hatte, war er über viele Jahre allein gut zurechtgekommen. Dabei hatten sie sich so viel vorgenommen gehabt, hatten so viele Pläne geschmiedet, doch seine Mutter war nach einem Schlaganfall bettlägerig geworden, und es folgten lange Jahre der Einsamkeit. Der reiche Mann im Krankenhaus war da besser dran. Nur ein leichter Schlaganfall, hatten sie gesagt, eine winzige Blutung. Musste jetzt auf seinen Blutdruck achten. Seiner war ja so weit ganz in Ordnung. Nur sein Gewicht … Besser, er konzentrierte sich auf den Fall. Hunger lenkt ab. Teresa sagte immer, dass er nur darauf achten müsse, nicht über die Stränge zu schlagen.
    Hmmm, einfach köstlich. Kein Wunder, schließlich hatte sie die Tomatensauce selbst gemacht … Er würde noch ein winziges Stückchen Butter dazugeben. Eigentlich sollte er darauf verzichten, aber schließlich musste er sich bei Kräften und bei Laune halten, damit er sich auf die Arbeit konzentrieren konnte. Dieser Fall würde eine ausgesprochen heikle Angelegenheit werden, und außerdem hatte er es gerade wirklich nicht leicht, so einsam und verlassen, wie er sich fühlte. Sonst hatte sich immer Teresa um seine Diät gekümmert.
    »In all diesen Mahlzeiten ist nichts, was dick macht, wenn du nicht zu viel Brot dazu isst … Und denk daran, jeden Abend eine Portion aus der Tiefkühltruhe zu nehmen …«
    Natürlich hatte er es vergessen, er hatte eben an Wichtigeres zu denken, und deshalb würde er wohl, bis sie wieder nach Hause kam …
    Es war auch für Teresa nicht einfach gewesen, die kranke Schwiegermutter pflegen zu müssen, während ihr Mann weit weg in einer anderen Stadt sein Geld verdiente und sie weder unterstützen noch trösten konnte. Aber immerhin war sie nicht allein, die Kinder und seine Schwester Nunziata waren ebenfalls dort. Es brauchte schon zwei, um die alte Frau im Bett umdrehen zu können …
    Jedes Mal, wenn er hier am Tisch saß und aß, so ganz allein, Abend für Abend, überfiel ihn die Einsamkeit, und auch jetzt war er ihr hilflos ausgeliefert.
    Noch ein bisschen Käse. Er mochte ihn nur frisch gerieben, nicht aus einem Schüsselchen, das schon seit Tagen im Kühlschrank stand, wie es bei manchen Leuten und sogar manchen Restaurants der Fall war. Der Parmesan wurde dann leicht sauer. Er liebte es, auf den Basilikumblättern zu kauen, und bat Teresa immer, sie ganz in der Sauce zu lassen. Die Jungs legten sie beiseite, und Teresa …
    Verdammt! Er hatte ihr doch von dem urplötzlich so freundlich gewordenen Staatsanwalt erzählen wollen. Frauen kannten sich mit sowas viel besser aus. Vielleicht war dem Mann ja eingefallen, dass der Maresciallo recht behalten hatte, damals, bei dem sogenannten Selbstmord. Nein, nein, als ob De Vita daran auch nur einen Gedanken
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