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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova
Autoren: Brrazo
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nicht einmal aufs Bett setzte, sondern stocksteif stehenblieb.
    »Hallo?«
    »Salva? Alles in Ordnung?«
    »Nein, nichts ist in Ordnung! Ich dachte, du hättest eingekauft, bevor du geflogen bist. Der Salzstreuer ist leer.«
    »Dann füll ihn halt auf.«
    »Wie denn, wenn kein Salz da ist?«
    »Im Schrank links neben der Abzugshaube, unterstes Regal. Hör mal, Salva, ich hab gestern ganz vergessen, dich zu fragen … hast du Capitano Maestrangelo noch mal auf die Wohnung angesprochen, von der er erzählt hat?«
    »Ich hatte keine Zeit, mich um Wohnungen zu kümmern.«
    »Ach Salva, du hast doch selbst gesagt, dass der August sehr ruhig ist, die beste Zeit, um ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. Und außerdem mag ich es nicht, wenn du mich so anschreist.«
    »Ich schrei doch gar nicht!« Trotzdem senkte er gehorsam die Stimme. »Lass uns darüber reden, wenn du wieder zu Hause bist.«
    »Aber der Capitano hat gesagt, wir müssten uns sofort darum kümmern.«
    »Das ist doch totaler Blödsinn, wenn du nicht hier bist. Was soll ich mir eine Wohnung angucken, die dir hinterher vielleicht nicht gefällt?«
    »Du könntest dir einen ersten Eindruck verschaffen, mir alles erzählen, vielleicht gibt es ja Pläne, dein Interesse bekunden … Außerdem ist es keine Frage von Gefallen oder Nichtgefallen; entscheidend ist einzig und allein, ob es eine gute Investition ist. Du könntest schon mal mit der Bank reden und fragen, wie viel Geld sie uns zur Finanzierung bewilligen würden.«
    »Nein, nein, das klappt ja doch nicht, wir haben August, da ist der Filialleiter in Urlaub.«
    »Der war schon im Juni in Urlaub. In der Karibik, falls es dich interessiert. Er wollte seiner Frau etwas Besonderes gönnen, nachdem sie diese schwere Operation überstanden hatte. Er hat gesagt, du sollst dich einfach melden, wenn du einen freien Tag hast. Er wird sich dann schon Zeit für dich nehmen.«
    »Ich kann mir aber nicht freinehmen. Ich arbeite an einem wichtigen Fall.«
    »Im August?«
    »Ja, im August. Nicht alle Leute sind ans Meer gefahren und amüsieren sich dort.«
    »Du hast gesagt, dass im August rein gar nichts passiert, abgesehen von ein paar Bagatelleinbrüchen in leerstehenden Häusern. Sind die Einbrecher denn dieses Jahr nicht im Urlaub?«
    »Offenbar nicht. Außerdem ist es kein Einbruch, sondern –«
    »Willst du denn gar nicht wissen, wie es Nunziata geht?«
    »Wie geht es ihr denn?«
    »Sie ist wieder optimistischer, das ist das Wichtigste.«
    »Bestimmt, weil du jetzt bei ihr bist.«
    »Komm schon, Salva! Blas mir jetzt bloß keine Trübsal. Du hast es schließlich auch überlebt, als ich mich um deine Mutter gekümmert habe.«
    »Damals war ich deutlich jünger.«
    »Stell dich nicht so an! Die Jungs tun ihr richtig gut. Totò hat ihr gestern gesagt, sie sei seine allerliebste Lieblingstante. Und das hat er wirklich so gemeint. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen!«
    »Sie ist die einzige Tante, die er hat.«
    »Das hat er auch gesagt! Gleich, als ihm das aufgegangen ist. Du kennst ja Totò. Er bringt sie immer zum Lachen. Sie wird übrigens schon am Montag operiert und muss nicht bis September warten, wie wir zuerst dachten. So was darf man nicht auf die lange Bank schieben.«
    »Kommst du dann früher heim?«
    »Kann ich jetzt noch nicht sagen. Das hängt davon ab, ob sie anschließend noch eine Chemo machen muss.«
    »Könnte sie die nicht auch hier bei uns machen? Was ist, wenn die Schule wieder anfängt?«
    »Mal sehen.«
    »Speis mich nicht mit so was ab. Das kannst du mit den Jungs machen, aber nicht mit mir!«
    »Aber das ist genau das, was Nunziata von den Ärzten zu hören bekommt. – Hast du schon was gegessen?«
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Du hast immer so schrecklich schlechte Laune, wenn du hungrig bist.«
    »Ich habe keine schlechte Laune. Und ich hätte schon längst was gegessen, wenn ich das Salz gefunden hätte.«
    »Ah, da fällt mir ein, dass ich dir ja noch was ganz anderes erzählen wollte. Hör mal …«
    Und er hörte ihr zu, presste den Hörer so fest ans Ohr, dass es weh tat, nur um ihrer warmen Stimme ein bisschen näher zu sein. Von dem, was sie erzählte, bekam er nicht wirklich etwas mit.
    »Concetto, der Briefträger … erinnerst du dich an ihn … die Wohnung des Gemüsehändlers an der Ecke der Piazza. Seine Schwester hat in derselben Firma wie Nunziata gearbeitet, aber sie hat gekündigt, als sie das zweite Mal schwanger geworden ist, und dann ist doch ihr Mann bei
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